Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732.

Bild:
<< vorherige Seite

zeigen kan, daß diese Wirckung aus natürlichen Ursachen entstehen könne. Beede Reglen seynd raisonables. Bescheidene Politici werden so wenig der ersten Regel ablegen, als vernünfftige Theologi sich Bedencken machen möchten, der zweyten zu unterschreiben. Aufs wenigste haben wir oben von dem bedächtlichen D. Spener angeführt, daß er eben dieses im Mund oder Sinn gehabt, da er sagte: Es bedörffe grosse Fürsichtigkeit, damit wir nicht einer andern Ursache zuschreiben, was die Natur vermocht habe. Dennoch, düncket mich, bedörffe diese zweyte Regel noch einige Erläuterung und Limitation. Man muß unterscheiden inter causam totalem & partialem, solitariam & sociam. So lang man nemlich etwas aus natürlichen Ursachen resolviren kan, solle man den Teufel nicht mit hinein ziehen als eine causam solitariam, als hätte ers allein gethan; wol aber etwa doch als eine causam partialem, als einen, der dazu geholffen, und zum effectu mitgewircket hat. Und weiß ich demnach gar nicht, warum man den Teufel endlich nur da noch zu suchen haben solle, wo Sachen vorgehen, die die gewöhnliche Ordnung und Kräfften der Natur übersteigen? da der Bößwicht viel öffter seine behende Kräfften

zeigen kan, daß diese Wirckung aus natuͤrlichen Ursachen entstehen koͤnne. Beede Reglen seynd raisonables. Bescheidene Politici werden so wenig der ersten Regel ablegen, als vernuͤnfftige Theologi sich Bedencken machen moͤchten, der zweyten zu unterschreiben. Aufs wenigste haben wir oben von dem bedaͤchtlichen D. Spener angefuͤhrt, daß er eben dieses im Mund oder Sinn gehabt, da er sagte: Es bedoͤrffe grosse Fuͤrsichtigkeit, damit wir nicht einer andern Ursache zuschreiben, was die Natur vermocht habe. Dennoch, duͤncket mich, bedoͤrffe diese zweyte Regel noch einige Erlaͤuterung und Limitation. Man muß unterscheiden inter causam totalem & partialem, solitariam & sociam. So lang man nemlich etwas aus natuͤrlichen Ursachen resolviren kan, solle man den Teufel nicht mit hinein ziehen als eine causam solitariam, als haͤtte ers allein gethan; wol aber etwa doch als eine causam partialem, als einen, der dazu geholffen, und zum effectu mitgewircket hat. Und weiß ich demnach gar nicht, warum man den Teufel endlich nur da noch zu suchen haben solle, wo Sachen vorgehen, die die gewoͤhnliche Ordnung und Kraͤfften der Natur uͤbersteigen? da der Boͤßwicht viel oͤffter seine behende Kraͤfften

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0075" n="75"/>
zeigen kan, daß diese Wirckung aus natu&#x0364;rlichen Ursachen entstehen ko&#x0364;nne. Beede Reglen seynd <hi rendition="#aq">raisonables</hi>. Bescheidene <hi rendition="#aq">Politici</hi> werden so wenig der ersten Regel ablegen, als vernu&#x0364;nfftige <hi rendition="#aq">Theologi</hi> sich Bedencken machen mo&#x0364;chten, der zweyten zu unterschreiben. Aufs wenigste haben wir oben von dem beda&#x0364;chtlichen <hi rendition="#aq">D. Spener</hi> angefu&#x0364;hrt, daß er eben dieses im Mund oder Sinn gehabt, da er sagte: Es bedo&#x0364;rffe grosse Fu&#x0364;rsichtigkeit, damit wir nicht einer andern Ursache zuschreiben, <hi rendition="#fr">was die Natur vermocht habe.</hi> Dennoch, du&#x0364;ncket mich, bedo&#x0364;rffe diese zweyte Regel noch einige Erla&#x0364;uterung und <hi rendition="#aq">Limitation</hi>. Man muß unterscheiden <hi rendition="#aq">inter causam totalem &amp; partialem, solitariam &amp; sociam</hi>. So lang man nemlich etwas aus natu&#x0364;rlichen Ursachen <hi rendition="#aq">resolvi</hi>ren kan, solle man den Teufel nicht mit hinein ziehen als eine <hi rendition="#aq">causam solitariam</hi>, als ha&#x0364;tte ers allein gethan; wol aber etwa doch als eine <hi rendition="#aq">causam partialem</hi>, als einen, der dazu geholffen, und zum <hi rendition="#aq">effectu</hi> <hi rendition="#fr">mitgewircket</hi> hat. Und weiß ich demnach gar nicht, warum man den Teufel endlich nur da noch zu suchen haben solle, wo Sachen vorgehen, die die gewo&#x0364;hnliche Ordnung und Kra&#x0364;fften der Natur u&#x0364;bersteigen? da der Bo&#x0364;ßwicht viel o&#x0364;ffter seine behende Kra&#x0364;fften
</p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[75/0075] zeigen kan, daß diese Wirckung aus natuͤrlichen Ursachen entstehen koͤnne. Beede Reglen seynd raisonables. Bescheidene Politici werden so wenig der ersten Regel ablegen, als vernuͤnfftige Theologi sich Bedencken machen moͤchten, der zweyten zu unterschreiben. Aufs wenigste haben wir oben von dem bedaͤchtlichen D. Spener angefuͤhrt, daß er eben dieses im Mund oder Sinn gehabt, da er sagte: Es bedoͤrffe grosse Fuͤrsichtigkeit, damit wir nicht einer andern Ursache zuschreiben, was die Natur vermocht habe. Dennoch, duͤncket mich, bedoͤrffe diese zweyte Regel noch einige Erlaͤuterung und Limitation. Man muß unterscheiden inter causam totalem & partialem, solitariam & sociam. So lang man nemlich etwas aus natuͤrlichen Ursachen resolviren kan, solle man den Teufel nicht mit hinein ziehen als eine causam solitariam, als haͤtte ers allein gethan; wol aber etwa doch als eine causam partialem, als einen, der dazu geholffen, und zum effectu mitgewircket hat. Und weiß ich demnach gar nicht, warum man den Teufel endlich nur da noch zu suchen haben solle, wo Sachen vorgehen, die die gewoͤhnliche Ordnung und Kraͤfften der Natur uͤbersteigen? da der Boͤßwicht viel oͤffter seine behende Kraͤfften

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Virgeln werden als Komma wiedergegeben.
  • Reklamanten bleiben unberücksichtigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/75
Zitationshilfe: W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/75>, abgerufen am 21.11.2024.