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Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

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Das Siebennde Capitel.
nöhtiger brauchten! Und aber Jhre
Majestät wol merkten/ daß Jhr wäre zu
verstehen gegeben/ wie Sie/ ihren alten
treuen Diener/ bißher/ nicht sonderlich be-
gnadet/ antwortet Sie: Am Willen hät-
te es Jhr nie ermanglet: er müsse
aber wissen/ daß es oft so geschehe/ daß
grosser Herrn Gnad nicht jederman
von GOtt bescheret sey/ wann auch
gleich sie sonst gerne wolten!
Jn der
Taht solt ers zu erfahren haben. Liesse dem-
nach bald darauf zwey Büchsen machen/ al-
lerdings an der Grösse/ Schwere/ Farb/
Gestalt/ eines/ eine hieß er mit Gold/ die an-
dere mit Bley füllen; gab dabey vorbesag-
tem seinem Diener die Wahl/ zu erkiesen/
welche ihm beliebte. Dieser wägt sie hin und
wider/ schauet bald diese bald jene: nach
langem heben und legen nimt er die voller
Bley. Worauf Seine Majestät klüglich
antwortete: Agnoscis, mihi non volunta-
tem: sed tibi fortunam defuisse,
Nun-
mehr sehe er/ daß Selber nicht am
Willen; ihm aber es an Glück er-

mangelt

Das Sieben̄de Capitel.
noͤhtiger brauchten! Und aber Jhre
Majeſtaͤt wol merkten/ daß Jhr waͤre zu
verſtehen gegeben/ wie Sie/ ihren alten
treuen Diener/ bißher/ nicht ſonderlich be-
gnadet/ antwortet Sie: Am Willen haͤt-
te es Jhr nie ermanglet: er muͤſſe
aber wiſſen/ daß es oft ſo geſchehe/ daß
groſſer Herꝛn Gnad nicht jederman
von GOtt beſcheret ſey/ wann auch
gleich ſie ſonſt gerne wolten!
Jn der
Taht ſolt ers zu erfahren haben. Lieſſe dem-
nach bald darauf zwey Buͤchſen machen/ al-
lerdings an der Groͤſſe/ Schwere/ Farb/
Geſtalt/ eines/ eine hieß er mit Gold/ die an-
dere mit Bley fuͤllen; gab dabey vorbeſag-
tem ſeinem Diener die Wahl/ zu erkieſen/
welche ihm beliebte. Dieſer waͤgt ſie hin und
wider/ ſchauet bald dieſe bald jene: nach
langem heben und legen nimt er die voller
Bley. Worauf Seine Majeſtaͤt kluͤglich
antwortete: Agnoſcis, mihi non volunta-
tem: ſed tibi fortunam defuiſſe,
Nun-
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[164/0234] Das Sieben̄de Capitel. noͤhtiger brauchten! Und aber Jhre Majeſtaͤt wol merkten/ daß Jhr waͤre zu verſtehen gegeben/ wie Sie/ ihren alten treuen Diener/ bißher/ nicht ſonderlich be- gnadet/ antwortet Sie: Am Willen haͤt- te es Jhr nie ermanglet: er muͤſſe aber wiſſen/ daß es oft ſo geſchehe/ daß groſſer Herꝛn Gnad nicht jederman von GOtt beſcheret ſey/ wann auch gleich ſie ſonſt gerne wolten! Jn der Taht ſolt ers zu erfahren haben. Lieſſe dem- nach bald darauf zwey Buͤchſen machen/ al- lerdings an der Groͤſſe/ Schwere/ Farb/ Geſtalt/ eines/ eine hieß er mit Gold/ die an- dere mit Bley fuͤllen; gab dabey vorbeſag- tem ſeinem Diener die Wahl/ zu erkieſen/ welche ihm beliebte. Dieſer waͤgt ſie hin und wider/ ſchauet bald dieſe bald jene: nach langem heben und legen nimt er die voller Bley. Worauf Seine Majeſtaͤt kluͤglich antwortete: Agnoſcis, mihi non volunta- tem: ſed tibi fortunam defuiſſe, Nun- mehr ſehe er/ daß Selber nicht am Willen; ihm aber es an Gluͤck er- mangelt

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Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/234>, abgerufen am 24.11.2024.