Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.Das Neunte Capitel. denken/ und kan auch nit seyn ohne Gottslä-lästerung; dann Gott ist kein Gott dem gottloß Wesen gefällt/ Psalm. IV. 5. Aber doch den Scrupel bässer zu benehmen/ wollen wir näher der Sach kommen. Jch seze aber entgegen das Exempel von der Sonnen/ die läßt GOtt auch über die Bösen scheinen; und vom Regen/ der auch derer oder jener Geizhäls und Wuche- rer/ oder Verschwender und Verprasser/ Feld und Acker nezet/ und fruchtbar machet/ Matth. V. 35. Grad so wolt ich sagen: Ent- weder es weiß Gott von Ewigkeit/ daß der oder der Ehebrecher/ der Mörder/ der Strassenrauber/ etc. seiner lieben Sonne so mißbrauchen werde in Unzucht/ in Die- berey/ in Rauben/ in Todschlag etc. Jtem/ daß der oder der/ derer Güter seines Feldes/ mit Geiz/ oder im Gegenteihl mit Ver- schwendung mißbrauchen werde; oder/ er weiß es nicht. Weiß ers nicht/ so ist er nit allwissend. Weiß ers aber/ wie ers weiß/ warum läßt er ihnen dann seine Sonne scheinen/ und einen fruchtbaren Regen wi- derfahren? Wann ers nicht scheinen ließ/ und
Das Neunte Capitel. denken/ und kan auch nit ſeyn ohne Gottslaͤ-laͤſterung; dañ Gott iſt kein Gott dem gottloß Weſen gefaͤllt/ Pſalm. IV. 5. Aber doch den Scrupel baͤſſer zu benehmen/ wollen wir naͤher der Sach kommen. Jch ſeze aber entgegen das Exempel von der Sonnen/ die laͤßt GOtt auch uͤber die Boͤſen ſcheinen; und vom Regen/ der auch derer oder jener Geizhaͤls und Wuche- rer/ oder Verſchwender und Verpraſſer/ Feld und Acker nezet/ und fruchtbar machet/ Matth. V. 35. Grad ſo wolt ich ſagen: Ent- weder es weiß Gott von Ewigkeit/ daß der oder der Ehebrecher/ der Moͤrder/ der Straſſenrauber/ ꝛc. ſeiner lieben Sonne ſo mißbrauchen werde in Unzucht/ in Die- berey/ in Rauben/ in Todſchlag ꝛc. Jtem/ daß der oder der/ derer Güter ſeines Feldes/ mit Geiz/ oder im Gegenteihl mit Ver- ſchwendung mißbrauchen werde; oder/ er weiß es nicht. Weiß ers nicht/ ſo iſt er nit allwiſſend. Weiß ers aber/ wie ers weiß/ warum laͤßt er ihnen dann ſeine Sonne ſcheinen/ und einen fruchtbaren Regen wi- derfahren? Wann ers nicht ſcheinen ließ/ und
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0333" n="259"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Neunte Capitel.</hi></fw><lb/> denken/ und kan auch nit ſeyn ohne Gottslaͤ-<lb/> laͤſterung; dañ <hi rendition="#fr">Gott iſt kein Gott dem<lb/> gottloß Weſen gefaͤllt/</hi> <hi rendition="#aq">Pſalm. IV.</hi> 5.<lb/> Aber doch den Scrupel baͤſſer zu benehmen/<lb/> wollen wir naͤher der Sach kommen. Jch<lb/> ſeze aber entgegen das Exempel <hi rendition="#fr">von der<lb/> Sonnen/</hi> die laͤßt GOtt auch uͤber die<lb/> Boͤſen ſcheinen; und <hi rendition="#fr">vom Regen/</hi> der<lb/> auch derer oder jener Geizhaͤls und Wuche-<lb/> rer/ oder Verſchwender und Verpraſſer/<lb/> Feld und Acker nezet/ und fruchtbar machet/<lb/><hi rendition="#aq">Matth. V.</hi> 35. Grad ſo wolt ich ſagen: Ent-<lb/> weder es weiß Gott von Ewigkeit/ daß der<lb/> oder der Ehebrecher/ der Moͤrder/ der<lb/> Straſſenrauber/ ꝛc. ſeiner lieben Sonne<lb/> ſo mißbrauchen werde in Unzucht/ in Die-<lb/> berey/ in Rauben/ in Todſchlag ꝛc. Jtem/<lb/> daß der oder der/ derer Güter ſeines Feldes/<lb/> mit Geiz/ oder im Gegenteihl mit Ver-<lb/> ſchwendung mißbrauchen werde; oder/ er<lb/> weiß es nicht. Weiß ers nicht/ ſo iſt er nit<lb/> allwiſſend. Weiß ers aber/ wie ers weiß/<lb/> warum laͤßt er ihnen dann ſeine Sonne<lb/> ſcheinen/ und einen fruchtbaren Regen wi-<lb/> derfahren? Wann ers nicht ſcheinen ließ/<lb/> <fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [259/0333]
Das Neunte Capitel.
denken/ und kan auch nit ſeyn ohne Gottslaͤ-
laͤſterung; dañ Gott iſt kein Gott dem
gottloß Weſen gefaͤllt/ Pſalm. IV. 5.
Aber doch den Scrupel baͤſſer zu benehmen/
wollen wir naͤher der Sach kommen. Jch
ſeze aber entgegen das Exempel von der
Sonnen/ die laͤßt GOtt auch uͤber die
Boͤſen ſcheinen; und vom Regen/ der
auch derer oder jener Geizhaͤls und Wuche-
rer/ oder Verſchwender und Verpraſſer/
Feld und Acker nezet/ und fruchtbar machet/
Matth. V. 35. Grad ſo wolt ich ſagen: Ent-
weder es weiß Gott von Ewigkeit/ daß der
oder der Ehebrecher/ der Moͤrder/ der
Straſſenrauber/ ꝛc. ſeiner lieben Sonne
ſo mißbrauchen werde in Unzucht/ in Die-
berey/ in Rauben/ in Todſchlag ꝛc. Jtem/
daß der oder der/ derer Güter ſeines Feldes/
mit Geiz/ oder im Gegenteihl mit Ver-
ſchwendung mißbrauchen werde; oder/ er
weiß es nicht. Weiß ers nicht/ ſo iſt er nit
allwiſſend. Weiß ers aber/ wie ers weiß/
warum laͤßt er ihnen dann ſeine Sonne
ſcheinen/ und einen fruchtbaren Regen wi-
derfahren? Wann ers nicht ſcheinen ließ/
und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/333 |
Zitationshilfe: | Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/333>, abgerufen am 18.06.2024. |