Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.Das Neunte Capitel. mancher den Gedanken hat/ und gehabthat; aber ob er ihn behalten hat/ oder/ ob er ihn behalten möchte/ wann er in solchen oder solchen Zustand wäre wie jener/ stehet in einem grossen mächtigen Zweiffel. Man lobt billich unsere alte Weise/ unter deren vielen schönen Reden heißt eine/ derer wir hier billich gedenken/ also: Es müssen starke Bein seyn/ die gute Tag ertra- gen können/ das ist/ wie ein anderer es auslegt: Unglück ist leichter zu ertragen als Glück. Jenes lehret beten: dieses/ beten ver- gessen; jenes bringt Demut: dieses Hof- fart; jenes/ oft verschwenden: dieses zu raht halten. Darum möchte man hier auch wol sprechen: Wer sich dunken läßt er ste- he/ sehe wol zu/ daß er nicht falle. I. Cor. XII. 12. Allezeit ist das wahr/ daß mehr Exempel sind derer/ die die zeitliche Glückseeligkeit gefället hat/ als derer/ die es mit einem unveränderten Herzen ertragen haben. Salomon ist ein Exempel aller Exempel. Von Anfang war er demütig genug/ andächtig genug/ züchtig genug. Wo blieb aber der weise Salomon/ da er Macht/ M iiij
Das Neunte Capitel. mancher den Gedanken hat/ und gehabthat; aber ob er ihn behalten hat/ oder/ ob er ihn behalten moͤchte/ wann er in ſolchen oder ſolchen Zuſtand waͤre wie jener/ ſtehet in einem groſſen maͤchtigen Zweiffel. Man lobt billich unſere alte Weiſe/ unter deren vielen ſchoͤnen Reden heißt eine/ derer wir hier billich gedenken/ alſo: Es muͤſſen ſtarke Bein ſeyn/ die gute Tag ertra- gen koͤnnen/ das iſt/ wie ein anderer es auslegt: Ungluͤck iſt leichter zu ertragen als Gluͤck. Jenes lehret beten: dieſes/ beten ver- geſſen; jenes bringt Demut: dieſes Hof- fart; jenes/ oft verſchwenden: dieſes zu raht halten. Darum moͤchte man hier auch wol ſprechen: Wer ſich dunken laͤßt er ſte- he/ ſehe wol zu/ daß er nicht falle. I. Cor. XII. 12. Allezeit iſt das wahr/ daß mehr Exempel ſind derer/ die die zeitliche Gluͤckſeeligkeit gefaͤllet hat/ als derer/ die es mit einem unveraͤnderten Herzen ertragen haben. Salomon iſt ein Exempel aller Exempel. Von Anfang war er demuͤtig genug/ andaͤchtig genug/ zuͤchtig genug. Wo blieb aber der weiſe Salomon/ da er Macht/ M iiij
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Das Neunte Capitel.
mancher den Gedanken hat/ und gehabt
hat; aber ob er ihn behalten hat/ oder/ ob er
ihn behalten moͤchte/ wann er in ſolchen oder
ſolchen Zuſtand waͤre wie jener/ ſtehet in
einem groſſen maͤchtigen Zweiffel. Man
lobt billich unſere alte Weiſe/ unter deren
vielen ſchoͤnen Reden heißt eine/ derer wir
hier billich gedenken/ alſo: Es muͤſſen
ſtarke Bein ſeyn/ die gute Tag ertra-
gen koͤnnen/ das iſt/ wie ein anderer es
auslegt: Ungluͤck iſt leichter zu ertragen als
Gluͤck. Jenes lehret beten: dieſes/ beten ver-
geſſen; jenes bringt Demut: dieſes Hof-
fart; jenes/ oft verſchwenden: dieſes zu raht
halten. Darum moͤchte man hier auch wol
ſprechen: Wer ſich dunken laͤßt er ſte-
he/ ſehe wol zu/ daß er nicht falle.
I. Cor. XII. 12. Allezeit iſt das wahr/ daß
mehr Exempel ſind derer/ die die zeitliche
Gluͤckſeeligkeit gefaͤllet hat/ als derer/ die es
mit einem unveraͤnderten Herzen ertragen
haben. Salomon iſt ein Exempel aller
Exempel. Von Anfang war er demuͤtig
genug/ andaͤchtig genug/ zuͤchtig genug.
Wo blieb aber der weiſe Salomon/ da er
Macht/
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Zitationshilfe: | Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/345>, abgerufen am 26.06.2024. |