Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Eilfte Capitel.
Erklärung.
Scena Dei, Mundus. 2. Dare quos lubet,
histrio soccos
dat tibi. 3. Personam, quam dedit, arte
geras.
ICh bilde mir die Welt/ als einen Schauplatz/
ein/
auf dem von anbeginn ein Schauspiel wird
gespielet:
Da tritt man auf und ab; da spielen groß und klein;
biß daß die Action vom Tode wird bezielet.
Die Spielpersonen sind die Menschen; von Geburt
und Ankunfft alle gleich/ und gleich auch in dem
Sterben:
ein König keiner nie mit Recht gebohren wurd;
durch Tugend und durch Wahl soll er die Kron
erwerben.
Spielschauer/ Engel sind und Teuffel/ die genau
betrachten/ schreiben auf/ und merken/ Werk'
und Worte.
II. Gott/ Schauspielhalter ist/ stellt jeden auf die
Schau;
der weißlich weiß/ worzu/ zu welchem Stand
und Orte
sich der und dieser schickt/ was er agiren kan.
Er sihet nicht auf das/ was Menschen-augen
preisen;
das Herze sihet er und die Gedanken an;
Ihm ist nicht alles/ Gold/ wie uns/ was pflegt
zu gleissen.
Dann
Das Eilfte Capitel.
Erklaͤrung.
Scena Dei, Mundus. 2. Dare quos lubet,
hiſtrio ſoccos
dat tibi. 3. Perſonam, quam dedit, arte
geras.
ICh bilde mir die Welt/ als einen Schauplatz/
ein/
auf dem von anbeginn ein Schauſpiel wird
geſpielet:
Da tritt man auf und ab; da ſpielen groß uñ klein;
biß daß die Action vom Tode wird bezielet.
Die Spielperſonen ſind die Menſchẽ; von Geburt
und Ankunfft alle gleich/ und gleich auch in dem
Sterben:
ein Koͤnig keiner nie mit Recht gebohren wurd;
durch Tugend und durch Wahl ſoll er die Kron
erwerben.
Spielſchauer/ Engel ſind und Teuffel/ die genau
betrachten/ ſchreiben auf/ und merken/ Werk’
und Worte.
II. Gott/ Schauſpielhalter iſt/ ſtellt jeden auf die
Schau;
der weißlich weiß/ worzu/ zu welchem Stand
und Orte
ſich der und dieſer ſchickt/ was er agiren kan.
Er ſihet nicht auf das/ was Menſchen-augen
preiſen;
das Herze ſihet er und die Gedanken an;
Ihm iſt nicht alles/ Gold/ wie uns/ was pflegt
zu gleiſſen.
Dann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0405" n="327"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Eilfte Capitel.</hi> </fw><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Erkla&#x0364;rung.</hi><lb/> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">Scena Dei, Mundus. 2. Dare quos lubet,<lb/>
hi&#x017F;trio &#x017F;occos<lb/>
dat tibi. 3. Per&#x017F;onam, quam dedit, arte<lb/>
geras.</hi> </hi> </head><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">I</hi>Ch bilde mir die Welt/ als einen Schauplatz/</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">ein/</hi> </l><lb/>
          <l>auf dem von anbeginn ein Schau&#x017F;piel wird</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">ge&#x017F;pielet:</hi> </l><lb/>
          <l>Da tritt man auf und ab; da &#x017F;pielen groß un&#x0303; klein;</l><lb/>
          <l>biß daß die Action vom Tode wird bezielet.</l><lb/>
          <l>Die Spielper&#x017F;onen &#x017F;ind die Men&#x017F;che&#x0303;; von Geburt</l><lb/>
          <l>und Ankunfft alle gleich/ und gleich auch in dem</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Sterben:</hi> </l><lb/>
          <l>ein Ko&#x0364;nig keiner nie mit Recht gebohren wurd;</l><lb/>
          <l>durch Tugend und durch Wahl &#x017F;oll er die Kron</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">erwerben.</hi> </l><lb/>
          <l>Spiel&#x017F;chauer/ Engel &#x017F;ind und Teuffel/ die genau</l><lb/>
          <l>betrachten/ &#x017F;chreiben auf/ und merken/ Werk&#x2019;</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">und Worte.</hi> </l><lb/>
          <l><hi rendition="#aq">II.</hi> Gott/ Schau&#x017F;pielhalter i&#x017F;t/ &#x017F;tellt jeden auf die</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">Schau;</hi> </l><lb/>
          <l>der weißlich weiß/ worzu/ zu welchem Stand</l><lb/>
          <l>und Orte</l><lb/>
          <l>&#x017F;ich der und die&#x017F;er &#x017F;chickt/ was er agiren kan.</l><lb/>
          <l>Er &#x017F;ihet nicht auf das/ was Men&#x017F;chen-augen</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">prei&#x017F;en;</hi> </l><lb/>
          <l>das Herze &#x017F;ihet er und die Gedanken an;</l><lb/>
          <l>Ihm i&#x017F;t nicht alles/ Gold/ wie uns/ was pflegt</l><lb/>
          <l> <hi rendition="#et">zu glei&#x017F;&#x017F;en.</hi> </l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Dann</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[327/0405] Das Eilfte Capitel. Erklaͤrung. Scena Dei, Mundus. 2. Dare quos lubet, hiſtrio ſoccos dat tibi. 3. Perſonam, quam dedit, arte geras. ICh bilde mir die Welt/ als einen Schauplatz/ ein/ auf dem von anbeginn ein Schauſpiel wird geſpielet: Da tritt man auf und ab; da ſpielen groß uñ klein; biß daß die Action vom Tode wird bezielet. Die Spielperſonen ſind die Menſchẽ; von Geburt und Ankunfft alle gleich/ und gleich auch in dem Sterben: ein Koͤnig keiner nie mit Recht gebohren wurd; durch Tugend und durch Wahl ſoll er die Kron erwerben. Spielſchauer/ Engel ſind und Teuffel/ die genau betrachten/ ſchreiben auf/ und merken/ Werk’ und Worte. II. Gott/ Schauſpielhalter iſt/ ſtellt jeden auf die Schau; der weißlich weiß/ worzu/ zu welchem Stand und Orte ſich der und dieſer ſchickt/ was er agiren kan. Er ſihet nicht auf das/ was Menſchen-augen preiſen; das Herze ſihet er und die Gedanken an; Ihm iſt nicht alles/ Gold/ wie uns/ was pflegt zu gleiſſen. Dann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/405
Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/405>, abgerufen am 28.11.2024.