Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Eilfte Capitel.
Was er für eine Person vertretten soll/
darein kan er sich manierlich schicken:
Also soll auch jenes Gemüht in dem
Stand seyn/ in dem es das Glück
haben will.
Was aber da das Glück/
oder die Comödiantinn heisse/ hat der alte
Platonische Maximus (*) ausgelegt/ daß
es GOtt selber wäre/ der einen jeden in
dem gemeinen Leben/ den sich so zu erzeigen
hiesse/ jenen wider anderst.

Gar zu schön aber spricht Epictetus
wider: XXXVIII. Cap. Wer die
Götter ehren will/ kan mehr nicht
tuhn/ als wann er recht von ihnen
ürteihlet/ und hält; einmal/ daß
sie seyn; anders mals/ daß sie wol und
gerecht dieses alles regieren; um weß-
willen ihnen zu folgen/ und mit allen
vorlieb zu nehmen sey was geschihet/
und zu vertragen williglich/ eben da-
rum/ weil es von dem allerherrlich-
sten Wesen herrühret. Dann auf die-

se Wei-
(*) Mvximus Tyrius Dissertatione
XXXV II. ex edit. Heins. p.
251.

Das Eilfte Capitel.
Was er fuͤr eine Perſon vertrettẽ ſoll/
darein kan er ſich manierlich ſchicken:
Alſo ſoll auch jenes Gemüht in dem
Stand ſeyn/ in dem es das Gluͤck
haben will.
Was aber da das Glück/
oder die Comoͤdiantinn heiſſe/ hat der alte
Platoniſche Maximus (*) ausgelegt/ daß
es GOtt ſelber waͤre/ der einen jeden in
dem gemeinen Leben/ den ſich ſo zu erzeigen
hieſſe/ jenen wider anderſt.

Gar zu ſchoͤn aber ſpricht Epictetus
wider: XXXVIII. Cap. Wer die
Goͤtter ehren will/ kan mehr nicht
tuhn/ als wann er recht von ihnen
uͤrteihlet/ und haͤlt; einmal/ daß
ſie ſeyn; anders mals/ daß ſie wol und
gerecht dieſes alles regieren; um weß-
willen ihnen zu folgen/ und mit allen
vorlieb zu nehmen ſey was geſchihet/
und zu vertragen williglich/ eben da-
rum/ weil es von dem allerherꝛlich-
ſten Weſen herꝛuͤhret. Dann auf die-

ſe Wei-
(*) Mvximus Tyrius Diſſertatione
XXXV II. ex edit. Heinſ. p.
251.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0410" n="332"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Eilfte Capitel.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Was er fu&#x0364;r eine Per&#x017F;on vertrette&#x0303; &#x017F;oll/<lb/>
darein kan er &#x017F;ich manierlich &#x017F;chicken:<lb/>
Al&#x017F;o &#x017F;oll auch jenes Gemüht in dem<lb/>
Stand &#x017F;eyn/ in dem es das Glu&#x0364;ck<lb/>
haben will.</hi> Was aber da das <hi rendition="#fr">Glück/</hi><lb/>
oder die <hi rendition="#fr">Como&#x0364;diantinn</hi> hei&#x017F;&#x017F;e/ hat der alte<lb/>
Platoni&#x017F;che <hi rendition="#aq">Maximus</hi> <note place="foot" n="(*)"><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Mvximus Tyrius Di&#x017F;&#x017F;ertatione<lb/>
XXXV II. ex edit. Hein&#x017F;. p.</hi> 251.</hi></note> ausgelegt/ daß<lb/>
es <hi rendition="#fr">GOtt &#x017F;elber</hi> wa&#x0364;re/ der einen jeden in<lb/>
dem gemeinen Leben/ den &#x017F;ich &#x017F;o zu erzeigen<lb/>
hie&#x017F;&#x017F;e/ jenen wider ander&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Gar zu &#x017F;cho&#x0364;n aber &#x017F;pricht <hi rendition="#aq">Epictetus</hi><lb/>
wider: <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XXXVIII.</hi> Cap.</hi> <hi rendition="#fr">Wer die<lb/>
Go&#x0364;tter ehren will/ kan mehr nicht<lb/>
tuhn/ als wann er recht von ihnen<lb/>
u&#x0364;rteihlet/ und ha&#x0364;lt; einmal/ daß<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;eyn; anders mals/ daß &#x017F;ie wol und<lb/>
gerecht die&#x017F;es alles regieren; um weß-<lb/>
willen ihnen zu folgen/ und mit allen<lb/>
vorlieb zu nehmen &#x017F;ey was ge&#x017F;chihet/<lb/>
und zu vertragen williglich/ eben da-<lb/>
rum/ weil es von dem allerher&#xA75B;lich-<lb/>
&#x017F;ten We&#x017F;en her&#xA75B;u&#x0364;hret. Dann auf die-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">&#x017F;e Wei-</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[332/0410] Das Eilfte Capitel. Was er fuͤr eine Perſon vertrettẽ ſoll/ darein kan er ſich manierlich ſchicken: Alſo ſoll auch jenes Gemüht in dem Stand ſeyn/ in dem es das Gluͤck haben will. Was aber da das Glück/ oder die Comoͤdiantinn heiſſe/ hat der alte Platoniſche Maximus (*) ausgelegt/ daß es GOtt ſelber waͤre/ der einen jeden in dem gemeinen Leben/ den ſich ſo zu erzeigen hieſſe/ jenen wider anderſt. Gar zu ſchoͤn aber ſpricht Epictetus wider: XXXVIII. Cap. Wer die Goͤtter ehren will/ kan mehr nicht tuhn/ als wann er recht von ihnen uͤrteihlet/ und haͤlt; einmal/ daß ſie ſeyn; anders mals/ daß ſie wol und gerecht dieſes alles regieren; um weß- willen ihnen zu folgen/ und mit allen vorlieb zu nehmen ſey was geſchihet/ und zu vertragen williglich/ eben da- rum/ weil es von dem allerherꝛlich- ſten Weſen herꝛuͤhret. Dann auf die- ſe Wei- (*) Mvximus Tyrius Diſſertatione XXXV II. ex edit. Heinſ. p. 251.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/410
Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/410>, abgerufen am 28.11.2024.