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Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656.

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Das Erste Capitel.
um Gewißheit willen/ und/ auß einem
Mitleiden solcher schönen Qualitäten bey
so einem schändlichen Amt/ das er haben
solt/ hinritte und nachfragte: was sie da
machten? Da sie es eben so erzehlten/ sahe
ich diesen/ von Person feinen/ schönen/ jun-
gen Kerlen an/ der etwan auff die 20. oder
21. Jahr alt schiene/ in hüpschem mittelmäs-
sigem Gewand/ doch ohne Kappe/ wie es
bey uns bräuchlich ist/ fragte ihn dabey:
Ob er der Henker wäre? Da er ja sagte/
fragte ich ihn auff lateinisch: ob er stu-
dirt hätte? und da er in solcher Sprach
recht zierlich auf das und andersmehr
geantwortet hatte/ fuhr ich fort/ um/ zu
vernehmen/ was Landsmann er wäre.
Da er aber eben darum/ weil er ein solches
Amt vertrat'/ antwortete/ es sich nicht schi-
cken würde/ daß er sein Vatterland nenne-
te/ sprach ich ferner/ warum er sich zu solch
einem schmählichen verfeindten Amt und
Handwerk gebrauchen lassen/ der so viel
Sprachen könte/ und so einen guten Ver-
stand hätte/ und zu viel dapfferers/ ansehn-
lichers seine Dienste anwenden könte/ und
doch so schimpflich und schändlich sich fin-

den
A vj

Das Erſte Capitel.
um Gewißheit willen/ und/ auß einem
Mitleiden ſolcher ſchoͤnen Qualitaͤten bey
ſo einem ſchaͤndlichen Amt/ das er haben
ſolt/ hinritte und nachfragte: was ſie da
machten? Da ſie es eben ſo erzehlten/ ſahe
ich dieſen/ von Perſon feinen/ ſchoͤnen/ jun-
gen Kerlen an/ der etwan auff die 20. oder
21. Jahr alt ſchiene/ in huͤpſchem mittelmaͤſ-
ſigem Gewand/ doch ohne Kappe/ wie es
bey uns braͤuchlich iſt/ fragte ihn dabey:
Ob er der Henker waͤre? Da er ja ſagte/
fragte ich ihn auff lateiniſch: ob er ſtu-
dirt haͤtte? und da er in ſolcher Sprach
recht zierlich auf das und andersmehr
geantwortet hatte/ fuhr ich fort/ um/ zu
vernehmen/ was Landsmann er waͤre.
Da er aber eben darum/ weil er ein ſolches
Amt vertrat’/ antwortete/ es ſich nicht ſchi-
cken würde/ daß er ſein Vatterland nenne-
te/ ſprach ich ferner/ warum er ſich zu ſolch
einem ſchmaͤhlichen verfeindten Amt und
Handwerk gebrauchen laſſen/ der ſo viel
Sprachen koͤnte/ und ſo einen guten Ver-
ſtand haͤtte/ und zu viel dapfferers/ anſehn-
lichers ſeine Dienſte anwenden koͤnte/ und
doch ſo ſchimpflich und ſchaͤndlich ſich fin-

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A vj
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[11/0069] Das Erſte Capitel. um Gewißheit willen/ und/ auß einem Mitleiden ſolcher ſchoͤnen Qualitaͤten bey ſo einem ſchaͤndlichen Amt/ das er haben ſolt/ hinritte und nachfragte: was ſie da machten? Da ſie es eben ſo erzehlten/ ſahe ich dieſen/ von Perſon feinen/ ſchoͤnen/ jun- gen Kerlen an/ der etwan auff die 20. oder 21. Jahr alt ſchiene/ in huͤpſchem mittelmaͤſ- ſigem Gewand/ doch ohne Kappe/ wie es bey uns braͤuchlich iſt/ fragte ihn dabey: Ob er der Henker waͤre? Da er ja ſagte/ fragte ich ihn auff lateiniſch: ob er ſtu- dirt haͤtte? und da er in ſolcher Sprach recht zierlich auf das und andersmehr geantwortet hatte/ fuhr ich fort/ um/ zu vernehmen/ was Landsmann er waͤre. Da er aber eben darum/ weil er ein ſolches Amt vertrat’/ antwortete/ es ſich nicht ſchi- cken würde/ daß er ſein Vatterland nenne- te/ ſprach ich ferner/ warum er ſich zu ſolch einem ſchmaͤhlichen verfeindten Amt und Handwerk gebrauchen laſſen/ der ſo viel Sprachen koͤnte/ und ſo einen guten Ver- ſtand haͤtte/ und zu viel dapfferers/ anſehn- lichers ſeine Dienſte anwenden koͤnte/ und doch ſo ſchimpflich und ſchaͤndlich ſich fin- den A vj

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Zitationshilfe: Wülfer, Daniel: Das vertheidigte Gottes-geschick/ und vernichtete Heyden-Glück. Nürnberg, 1656, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wuelffer_gottesgeschick_1656/69>, abgerufen am 27.11.2024.