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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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II. Die psychischen Gebilde.
system bilden, ordnen sich die die Bewegungen des Tast-
organs begleitenden inneren Tastempfindungen in eine Scala
von Intensitätsgraden; und indem die zum Durchlaufen des
Zwischenraums zwischen zwei Punkten aufgewandte Be-
wegungsenergie mit der Größe des Zwischenraums wächst,
muss auch mit dem Qualitätsunterschied der Localzeichen
der Intensitätsunterschied der Bewegungsempfindungen zu-
nehmen.

8. Auf diese Weise ist die räumliche Ordnung der
Tasteindrücke das Product einer doppelten Verschmel-
zung
: einer ersten, die zwischen den Hülfselementen vor
sich geht, und durch die die Qualitätsstufen des nach zwei
Dimensionen geordneten Localzeichensystems in ihrem Ver-
hältniss zu einander nach den Intensitätsstufen der Bewe-
gungsempfindung geordnet werden; und einer zweiten, durch
die sich die durch die äußeren Reize bestimmten äußeren
Tastempfindungen mit jenen ersten Verschmelzungsproducten
verbinden. Natürlich finden beide Verbindungsprocesse nicht
successiv, sondern in einem und demselben Acte statt, da
die Localzeichen wie die Tastbewegungen erst durch die
äußeren Reize erweckt werden müssen. Aber da die äußere
Tastempfindung mit der Beschaffenheit des objectiven Reizes
wechselt, bilden die Localzeichen und die inneren Tast-
empfindungen subjective Elemente, deren wechselseitige Zu-
ordnung bei den verschiedensten äußeren Eindrücken immer
die nämliche bleibt. Hierin liegt die psychologische Be-
dingung für die von uns dem Raume zugeschriebene Con-
stanz der Eigenschaften
gegenüber den mannigfach
wechselnden qualitativen Eigenschaften der im Raume ent-
haltenen Objecte.

9. Nachdem sich die die räumliche Ordnung der äußeren
Tastempfindungen bedingenden Verschmelzungen zwischen
den Localzeichen und den inneren Tastempfindungen gebildet

II. Die psychischen Gebilde.
system bilden, ordnen sich die die Bewegungen des Tast-
organs begleitenden inneren Tastempfindungen in eine Scala
von Intensitätsgraden; und indem die zum Durchlaufen des
Zwischenraums zwischen zwei Punkten aufgewandte Be-
wegungsenergie mit der Größe des Zwischenraums wächst,
muss auch mit dem Qualitätsunterschied der Localzeichen
der Intensitätsunterschied der Bewegungsempfindungen zu-
nehmen.

8. Auf diese Weise ist die räumliche Ordnung der
Tasteindrücke das Product einer doppelten Verschmel-
zung
: einer ersten, die zwischen den Hülfselementen vor
sich geht, und durch die die Qualitätsstufen des nach zwei
Dimensionen geordneten Localzeichensystems in ihrem Ver-
hältniss zu einander nach den Intensitätsstufen der Bewe-
gungsempfindung geordnet werden; und einer zweiten, durch
die sich die durch die äußeren Reize bestimmten äußeren
Tastempfindungen mit jenen ersten Verschmelzungsproducten
verbinden. Natürlich finden beide Verbindungsprocesse nicht
successiv, sondern in einem und demselben Acte statt, da
die Localzeichen wie die Tastbewegungen erst durch die
äußeren Reize erweckt werden müssen. Aber da die äußere
Tastempfindung mit der Beschaffenheit des objectiven Reizes
wechselt, bilden die Localzeichen und die inneren Tast-
empfindungen subjective Elemente, deren wechselseitige Zu-
ordnung bei den verschiedensten äußeren Eindrücken immer
die nämliche bleibt. Hierin liegt die psychologische Be-
dingung für die von uns dem Raume zugeschriebene Con-
stanz der Eigenschaften
gegenüber den mannigfach
wechselnden qualitativen Eigenschaften der im Raume ent-
haltenen Objecte.

9. Nachdem sich die die räumliche Ordnung der äußeren
Tastempfindungen bedingenden Verschmelzungen zwischen
den Localzeichen und den inneren Tastempfindungen gebildet

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[130/0146] II. Die psychischen Gebilde. system bilden, ordnen sich die die Bewegungen des Tast- organs begleitenden inneren Tastempfindungen in eine Scala von Intensitätsgraden; und indem die zum Durchlaufen des Zwischenraums zwischen zwei Punkten aufgewandte Be- wegungsenergie mit der Größe des Zwischenraums wächst, muss auch mit dem Qualitätsunterschied der Localzeichen der Intensitätsunterschied der Bewegungsempfindungen zu- nehmen. 8. Auf diese Weise ist die räumliche Ordnung der Tasteindrücke das Product einer doppelten Verschmel- zung: einer ersten, die zwischen den Hülfselementen vor sich geht, und durch die die Qualitätsstufen des nach zwei Dimensionen geordneten Localzeichensystems in ihrem Ver- hältniss zu einander nach den Intensitätsstufen der Bewe- gungsempfindung geordnet werden; und einer zweiten, durch die sich die durch die äußeren Reize bestimmten äußeren Tastempfindungen mit jenen ersten Verschmelzungsproducten verbinden. Natürlich finden beide Verbindungsprocesse nicht successiv, sondern in einem und demselben Acte statt, da die Localzeichen wie die Tastbewegungen erst durch die äußeren Reize erweckt werden müssen. Aber da die äußere Tastempfindung mit der Beschaffenheit des objectiven Reizes wechselt, bilden die Localzeichen und die inneren Tast- empfindungen subjective Elemente, deren wechselseitige Zu- ordnung bei den verschiedensten äußeren Eindrücken immer die nämliche bleibt. Hierin liegt die psychologische Be- dingung für die von uns dem Raume zugeschriebene Con- stanz der Eigenschaften gegenüber den mannigfach wechselnden qualitativen Eigenschaften der im Raume ent- haltenen Objecte. 9. Nachdem sich die die räumliche Ordnung der äußeren Tastempfindungen bedingenden Verschmelzungen zwischen den Localzeichen und den inneren Tastempfindungen gebildet

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/146>, abgerufen am 21.11.2024.