verstehen, und dass wir 2) ebenso wie bei den Verschmelz- ungen neben den successiven auch simultane Associa- tionen unterscheiden, wobei die letzteren sogar als die ur- sprünglicheren anzusehen sind.
A. Die simultanen Associationen.
4. Die simultanen Associationen, an deren Bildung sich Elemente verschiedener psychischer Gebilde betheiligen, zer- fallen in zwei Formen: in Associationen zwischen den Elementen gleichartiger Gebilde, Assimilationen, und in Associationen zwischen den Elementen ungleichartiger Gebilde, Complicationen. Beide können, gemäß der oben für den Begriff der Association eingeführten Beschränkung, nur zwischen solchen Gebilden vorkommen, die selbst schon simultane Verbindungen sind, also zwischen intensiven und räumlichen Vorstellungen sowie zwischen zusammengesetzten Gefühlen.
a. Die Assimilationen.
5. Die Assimilationen sind eine namentlich bei den intensiven und räumlichen Vorstellungen fortwährend zu be- obachtende und den Process der Vorstellungsbildung durch Verschmelzung wesentlich ergänzende Form der Association. Bei den zusammengesetzten Gefühlen scheint dieselbe nur zusammen mit einer gleichzeitigen Vorstellungsassimilation vorzukommen. Am deutlichsten nachweisbar ist sie dann, wenn einzelne Componenten des Assimilationsproductes durch einen äußeren Sinneseindruck gegeben werden, während andere früher gehabten Vorstellungen angehören. In diesem Fall lässt sich das Stattfinden einer Assimilation eben da- durch constatiren, dass gewisse Bestandtheile der Vorstel- lung, die in dem objectiven Eindruck fehlen oder durch an- dere vertreten sind, nachweisbar aus früheren Vorstellungen
§ 16. Die Associationen.
verstehen, und dass wir 2) ebenso wie bei den Verschmelz- ungen neben den successiven auch simultane Associa- tionen unterscheiden, wobei die letzteren sogar als die ur- sprünglicheren anzusehen sind.
A. Die simultanen Associationen.
4. Die simultanen Associationen, an deren Bildung sich Elemente verschiedener psychischer Gebilde betheiligen, zer- fallen in zwei Formen: in Associationen zwischen den Elementen gleichartiger Gebilde, Assimilationen, und in Associationen zwischen den Elementen ungleichartiger Gebilde, Complicationen. Beide können, gemäß der oben für den Begriff der Association eingeführten Beschränkung, nur zwischen solchen Gebilden vorkommen, die selbst schon simultane Verbindungen sind, also zwischen intensiven und räumlichen Vorstellungen sowie zwischen zusammengesetzten Gefühlen.
a. Die Assimilationen.
5. Die Assimilationen sind eine namentlich bei den intensiven und räumlichen Vorstellungen fortwährend zu be- obachtende und den Process der Vorstellungsbildung durch Verschmelzung wesentlich ergänzende Form der Association. Bei den zusammengesetzten Gefühlen scheint dieselbe nur zusammen mit einer gleichzeitigen Vorstellungsassimilation vorzukommen. Am deutlichsten nachweisbar ist sie dann, wenn einzelne Componenten des Assimilationsproductes durch einen äußeren Sinneseindruck gegeben werden, während andere früher gehabten Vorstellungen angehören. In diesem Fall lässt sich das Stattfinden einer Assimilation eben da- durch constatiren, dass gewisse Bestandtheile der Vorstel- lung, die in dem objectiven Eindruck fehlen oder durch an- dere vertreten sind, nachweisbar aus früheren Vorstellungen
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0283"n="267"/><fwplace="top"type="header">§ 16. Die Associationen.</fw><lb/>
verstehen, und dass wir 2) ebenso wie bei den Verschmelz-<lb/>
ungen neben den <hirendition="#g">successiven</hi> auch <hirendition="#g">simultane</hi> Associa-<lb/>
tionen unterscheiden, wobei die letzteren sogar als die ur-<lb/>
sprünglicheren anzusehen sind.</p><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">A. Die simultanen Associationen.</hi></head><lb/><p>4. Die simultanen Associationen, an deren Bildung sich<lb/>
Elemente verschiedener psychischer Gebilde betheiligen, zer-<lb/>
fallen in <hirendition="#g">zwei</hi> Formen: in Associationen zwischen den<lb/>
Elementen <hirendition="#g">gleichartiger</hi> Gebilde, <hirendition="#g">Assimilationen</hi>, und<lb/>
in Associationen zwischen den Elementen <hirendition="#g">ungleichartiger</hi><lb/>
Gebilde, <hirendition="#g">Complicationen</hi>. Beide können, gemäß der oben<lb/>
für den Begriff der Association eingeführten Beschränkung,<lb/>
nur zwischen solchen Gebilden vorkommen, die selbst schon<lb/>
simultane Verbindungen sind, also zwischen intensiven und<lb/>
räumlichen Vorstellungen sowie zwischen zusammengesetzten<lb/>
Gefühlen.</p><lb/><divn="4"><head>a. <hirendition="#g">Die Assimilationen</hi>.</head><lb/><p>5. Die <hirendition="#g">Assimilationen</hi> sind eine namentlich bei den<lb/>
intensiven und räumlichen Vorstellungen fortwährend zu be-<lb/>
obachtende und den Process der Vorstellungsbildung durch<lb/>
Verschmelzung wesentlich ergänzende Form der Association.<lb/>
Bei den zusammengesetzten Gefühlen scheint dieselbe nur<lb/>
zusammen mit einer gleichzeitigen Vorstellungsassimilation<lb/>
vorzukommen. Am deutlichsten nachweisbar ist sie dann,<lb/>
wenn einzelne Componenten des Assimilationsproductes durch<lb/>
einen äußeren Sinneseindruck gegeben werden, während<lb/>
andere früher gehabten Vorstellungen angehören. In diesem<lb/>
Fall lässt sich das Stattfinden einer Assimilation eben da-<lb/>
durch constatiren, dass gewisse Bestandtheile der Vorstel-<lb/>
lung, die in dem objectiven Eindruck fehlen oder durch an-<lb/>
dere vertreten sind, nachweisbar aus früheren Vorstellungen<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[267/0283]
§ 16. Die Associationen.
verstehen, und dass wir 2) ebenso wie bei den Verschmelz-
ungen neben den successiven auch simultane Associa-
tionen unterscheiden, wobei die letzteren sogar als die ur-
sprünglicheren anzusehen sind.
A. Die simultanen Associationen.
4. Die simultanen Associationen, an deren Bildung sich
Elemente verschiedener psychischer Gebilde betheiligen, zer-
fallen in zwei Formen: in Associationen zwischen den
Elementen gleichartiger Gebilde, Assimilationen, und
in Associationen zwischen den Elementen ungleichartiger
Gebilde, Complicationen. Beide können, gemäß der oben
für den Begriff der Association eingeführten Beschränkung,
nur zwischen solchen Gebilden vorkommen, die selbst schon
simultane Verbindungen sind, also zwischen intensiven und
räumlichen Vorstellungen sowie zwischen zusammengesetzten
Gefühlen.
a. Die Assimilationen.
5. Die Assimilationen sind eine namentlich bei den
intensiven und räumlichen Vorstellungen fortwährend zu be-
obachtende und den Process der Vorstellungsbildung durch
Verschmelzung wesentlich ergänzende Form der Association.
Bei den zusammengesetzten Gefühlen scheint dieselbe nur
zusammen mit einer gleichzeitigen Vorstellungsassimilation
vorzukommen. Am deutlichsten nachweisbar ist sie dann,
wenn einzelne Componenten des Assimilationsproductes durch
einen äußeren Sinneseindruck gegeben werden, während
andere früher gehabten Vorstellungen angehören. In diesem
Fall lässt sich das Stattfinden einer Assimilation eben da-
durch constatiren, dass gewisse Bestandtheile der Vorstel-
lung, die in dem objectiven Eindruck fehlen oder durch an-
dere vertreten sind, nachweisbar aus früheren Vorstellungen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/283>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.