Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.III. Der Zusammenhang der psychischen Gebilde. zelne Scheibe als übereinstimmend mit einem bestimmten voran-gegangenen Eindruck leicht wiedererkennen; nimmt man mehr Stufen, so ist dies nicht mehr möglich. Es liegt nahe zu ver- muthen, dass dies mit den fünf geläufigen Bezeichnungen Weiß, Hellgrau, Grau, Dunkelgrau, Schwarz zusammenhängt. In der That bestätigt dies die Beobachtung, dass man durch willkürliche Einübung einer größeren Zahl von Bezeichnungen auch mehr Stufen (eventuell bis zu 9) wiedererkennt. Nun kann zwar bei diesen Versuchen die Complication deutlich bewusst sein; sie braucht es aber, namentlich bei den gewöhnlichen 5 Stufen, zu- nächst nicht zu sein: vielmehr wird hier in der Regel die passende Bezeichnung erst gesucht, wenn der eigentliche Wiedererkennungs- act schon vorbei ist. 16. Die angeführten Beobachtungen geben nun auch III. Der Zusammenhang der psychischen Gebilde. zelne Scheibe als übereinstimmend mit einem bestimmten voran-gegangenen Eindruck leicht wiedererkennen; nimmt man mehr Stufen, so ist dies nicht mehr möglich. Es liegt nahe zu ver- muthen, dass dies mit den fünf geläufigen Bezeichnungen Weiß, Hellgrau, Grau, Dunkelgrau, Schwarz zusammenhängt. In der That bestätigt dies die Beobachtung, dass man durch willkürliche Einübung einer größeren Zahl von Bezeichnungen auch mehr Stufen (eventuell bis zu 9) wiedererkennt. Nun kann zwar bei diesen Versuchen die Complication deutlich bewusst sein; sie braucht es aber, namentlich bei den gewöhnlichen 5 Stufen, zu- nächst nicht zu sein: vielmehr wird hier in der Regel die passende Bezeichnung erst gesucht, wenn der eigentliche Wiedererkennungs- act schon vorbei ist. 16. Die angeführten Beobachtungen geben nun auch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0296" n="280"/><fw place="top" type="header">III. Der Zusammenhang der psychischen Gebilde.</fw><lb/> zelne Scheibe als übereinstimmend mit einem bestimmten voran-<lb/> gegangenen Eindruck leicht wiedererkennen; nimmt man mehr<lb/> Stufen, so ist dies nicht mehr möglich. Es liegt nahe zu ver-<lb/> muthen, dass dies mit den fünf geläufigen Bezeichnungen Weiß,<lb/> Hellgrau, Grau, Dunkelgrau, Schwarz zusammenhängt. In der<lb/> That bestätigt dies die Beobachtung, dass man durch willkürliche<lb/> Einübung einer größeren Zahl von Bezeichnungen auch mehr<lb/> Stufen (eventuell bis zu 9) wiedererkennt. Nun kann zwar bei<lb/> diesen Versuchen die Complication deutlich bewusst sein; sie<lb/> braucht es aber, namentlich bei den gewöhnlichen 5 Stufen, zu-<lb/> nächst nicht zu sein: vielmehr wird hier in der Regel die passende<lb/> Bezeichnung erst gesucht, wenn der eigentliche Wiedererkennungs-<lb/> act schon vorbei ist.</p><lb/> <p>16. Die angeführten Beobachtungen geben nun auch<lb/> über die Bedingungen Rechenschaft, unter denen sich die<lb/> Wiedererkennung aus einer simultanen in eine successive<lb/> Association umwandeln kann. Verfließt nämlich eine ge-<lb/> wisse Zeit, bis die allmählich im Bewusstsein aufsteigenden<lb/> früheren Vorstellungselemente ein deutliches Wiedererken-<lb/> nungsgefühl hervorrufen, so trennt sich der ganze Vorgang<lb/> in <hi rendition="#g">zwei</hi> Acte, in den der <hi rendition="#g">Auffassung</hi> und in den der<lb/><hi rendition="#g">Wiedererkennung</hi>, von denen der erste zunächst nur mit<lb/> den gewöhnlichen simultanen Assimilationen verbunden ist,<lb/> während bei dem zweiten die dunkler bleibenden nicht<lb/> assimilirbaren Elemente der früheren Vorstellung ihre Wir-<lb/> kungen geltend machen. Dem entspricht es, dass sich der<lb/> Wiedererkennungsvorgang um so deutlicher in jene zwei<lb/> Acte gliedert, je größer die Unterschiede des früheren und<lb/> des neuen Eindrucks sind. Es pflegt dann nicht nur eine<lb/> längere Pause merklicher Hemmung zwischen Auffassung<lb/> und Wiedererkennung zu liegen, sondern es wirken auch<lb/> Apperceptionsvorgänge, nämlich die dem Zustand des<lb/> Besinnens entsprechenden Processe der willkürlichen Auf-<lb/> merksamkeit, fördernd auf die Associationen ein. Einen<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [280/0296]
III. Der Zusammenhang der psychischen Gebilde.
zelne Scheibe als übereinstimmend mit einem bestimmten voran-
gegangenen Eindruck leicht wiedererkennen; nimmt man mehr
Stufen, so ist dies nicht mehr möglich. Es liegt nahe zu ver-
muthen, dass dies mit den fünf geläufigen Bezeichnungen Weiß,
Hellgrau, Grau, Dunkelgrau, Schwarz zusammenhängt. In der
That bestätigt dies die Beobachtung, dass man durch willkürliche
Einübung einer größeren Zahl von Bezeichnungen auch mehr
Stufen (eventuell bis zu 9) wiedererkennt. Nun kann zwar bei
diesen Versuchen die Complication deutlich bewusst sein; sie
braucht es aber, namentlich bei den gewöhnlichen 5 Stufen, zu-
nächst nicht zu sein: vielmehr wird hier in der Regel die passende
Bezeichnung erst gesucht, wenn der eigentliche Wiedererkennungs-
act schon vorbei ist.
16. Die angeführten Beobachtungen geben nun auch
über die Bedingungen Rechenschaft, unter denen sich die
Wiedererkennung aus einer simultanen in eine successive
Association umwandeln kann. Verfließt nämlich eine ge-
wisse Zeit, bis die allmählich im Bewusstsein aufsteigenden
früheren Vorstellungselemente ein deutliches Wiedererken-
nungsgefühl hervorrufen, so trennt sich der ganze Vorgang
in zwei Acte, in den der Auffassung und in den der
Wiedererkennung, von denen der erste zunächst nur mit
den gewöhnlichen simultanen Assimilationen verbunden ist,
während bei dem zweiten die dunkler bleibenden nicht
assimilirbaren Elemente der früheren Vorstellung ihre Wir-
kungen geltend machen. Dem entspricht es, dass sich der
Wiedererkennungsvorgang um so deutlicher in jene zwei
Acte gliedert, je größer die Unterschiede des früheren und
des neuen Eindrucks sind. Es pflegt dann nicht nur eine
längere Pause merklicher Hemmung zwischen Auffassung
und Wiedererkennung zu liegen, sondern es wirken auch
Apperceptionsvorgänge, nämlich die dem Zustand des
Besinnens entsprechenden Processe der willkürlichen Auf-
merksamkeit, fördernd auf die Associationen ein. Einen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |