werden. Auch dies setzt voraus, dass zu der associativen Entstehung des Erinnerungsbildes eine Vergleichung des- selben mit den die Association auslösenden Eindrücken hin- zukomme, ein Vorgang der wiederum nur als eine Function der activen Aufmerksamkeit möglich ist.
5. Auf diese Weise wird durch die Associationen über- all da, wo sie oder ihre Producte zu Gegenständen will- kürlicher Beobachtung werden, die Function der Beziehung ausgelöst. Diese aber verbindet sich zugleich stets, wie schon die obigen Beispiele lehren, mit der Function der Vergleichung, so dass beide eigentlich nur als zusammen- gehörige Theilfunctionen angesehen werden können. Jede Beziehung schließt eine Vergleichung der auf einander be- zogenen psychischen Inhalte in sich, und eine Vergleichung ist hinwiederum erst dadurch möglich, dass die verglichenen Inhalte zu einander in Beziehung gebracht werden. Bloß insofern findet sich ein Unterschied, als sich in vielen Fällen die Vergleichung dem Zweck der wechselseitigen Beziehung der Inhalte vollständig unterordnet, während sie in andern zu einem selbständigen Zweck wird. Demgemäß reden wir dann dort von einer Beziehung, hier von einer Ver- gleichung im engeren Sinne. So nenne ich es eine Be- ziehung, wenn ich einen gegenwärtigen Eindruck als den Grund für die Erinnerung an ein früheres Erlebniss auf- fasse; eine Vergleichung dagegen, wenn ich zwischen dem früheren und dem jetzigen Erlebniss bestimmte Ueberein- stimmungen oder Unterschiede feststelle.
6. Die Vergleichung setzt sich wieder aus zwei, in der Regel auf das engste mit einander verbundenen Elementarfunctionen zusammen: aus der Uebereinstim- mung und der Unterscheidung, wobei wir den ersteren Ausdruck als Feststellung von Uebereinstimmungen, ähnlich wie den zweiten als solche von Unterschieden verstehen.
§ 17. Die Apperceptionsverbindungen.
werden. Auch dies setzt voraus, dass zu der associativen Entstehung des Erinnerungsbildes eine Vergleichung des- selben mit den die Association auslösenden Eindrücken hin- zukomme, ein Vorgang der wiederum nur als eine Function der activen Aufmerksamkeit möglich ist.
5. Auf diese Weise wird durch die Associationen über- all da, wo sie oder ihre Producte zu Gegenständen will- kürlicher Beobachtung werden, die Function der Beziehung ausgelöst. Diese aber verbindet sich zugleich stets, wie schon die obigen Beispiele lehren, mit der Function der Vergleichung, so dass beide eigentlich nur als zusammen- gehörige Theilfunctionen angesehen werden können. Jede Beziehung schließt eine Vergleichung der auf einander be- zogenen psychischen Inhalte in sich, und eine Vergleichung ist hinwiederum erst dadurch möglich, dass die verglichenen Inhalte zu einander in Beziehung gebracht werden. Bloß insofern findet sich ein Unterschied, als sich in vielen Fällen die Vergleichung dem Zweck der wechselseitigen Beziehung der Inhalte vollständig unterordnet, während sie in andern zu einem selbständigen Zweck wird. Demgemäß reden wir dann dort von einer Beziehung, hier von einer Ver- gleichung im engeren Sinne. So nenne ich es eine Be- ziehung, wenn ich einen gegenwärtigen Eindruck als den Grund für die Erinnerung an ein früheres Erlebniss auf- fasse; eine Vergleichung dagegen, wenn ich zwischen dem früheren und dem jetzigen Erlebniss bestimmte Ueberein- stimmungen oder Unterschiede feststelle.
6. Die Vergleichung setzt sich wieder aus zwei, in der Regel auf das engste mit einander verbundenen Elementarfunctionen zusammen: aus der Uebereinstim- mung und der Unterscheidung, wobei wir den ersteren Ausdruck als Feststellung von Uebereinstimmungen, ähnlich wie den zweiten als solche von Unterschieden verstehen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0311"n="295"/><fwplace="top"type="header">§ 17. Die Apperceptionsverbindungen.</fw><lb/>
werden. Auch dies setzt voraus, dass zu der associativen<lb/>
Entstehung des Erinnerungsbildes eine Vergleichung des-<lb/>
selben mit den die Association auslösenden Eindrücken hin-<lb/>
zukomme, ein Vorgang der wiederum nur als eine Function<lb/>
der activen Aufmerksamkeit möglich ist.</p><lb/><p>5. Auf diese Weise wird durch die Associationen über-<lb/>
all da, wo sie oder ihre Producte zu Gegenständen will-<lb/>
kürlicher Beobachtung werden, die Function der <hirendition="#g">Beziehung</hi><lb/>
ausgelöst. Diese aber verbindet sich zugleich stets, wie<lb/>
schon die obigen Beispiele lehren, mit der Function der<lb/><hirendition="#g">Vergleichung</hi>, so dass beide eigentlich nur als zusammen-<lb/>
gehörige Theilfunctionen angesehen werden können. Jede<lb/>
Beziehung schließt eine Vergleichung der auf einander be-<lb/>
zogenen psychischen Inhalte in sich, und eine Vergleichung<lb/>
ist hinwiederum erst dadurch möglich, dass die verglichenen<lb/>
Inhalte zu einander in Beziehung gebracht werden. Bloß<lb/>
insofern findet sich ein Unterschied, als sich in vielen Fällen<lb/>
die Vergleichung dem Zweck der wechselseitigen Beziehung<lb/>
der Inhalte vollständig unterordnet, während sie in andern<lb/>
zu einem selbständigen Zweck wird. Demgemäß reden<lb/>
wir dann dort von einer Beziehung, hier von einer Ver-<lb/>
gleichung im engeren Sinne. So nenne ich es eine Be-<lb/>
ziehung, wenn ich einen gegenwärtigen Eindruck als den<lb/>
Grund für die Erinnerung an ein früheres Erlebniss auf-<lb/>
fasse; eine Vergleichung dagegen, wenn ich zwischen dem<lb/>
früheren und dem jetzigen Erlebniss bestimmte Ueberein-<lb/>
stimmungen oder Unterschiede feststelle.</p><lb/><p>6. Die <hirendition="#g">Vergleichung</hi> setzt sich wieder aus <hirendition="#g">zwei</hi>,<lb/>
in der Regel auf das engste mit einander verbundenen<lb/>
Elementarfunctionen zusammen: aus der <hirendition="#g">Uebereinstim-<lb/>
mung</hi> und der <hirendition="#g">Unterscheidung</hi>, wobei wir den ersteren<lb/>
Ausdruck als Feststellung von Uebereinstimmungen, ähnlich<lb/>
wie den zweiten als solche von Unterschieden verstehen.<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[295/0311]
§ 17. Die Apperceptionsverbindungen.
werden. Auch dies setzt voraus, dass zu der associativen
Entstehung des Erinnerungsbildes eine Vergleichung des-
selben mit den die Association auslösenden Eindrücken hin-
zukomme, ein Vorgang der wiederum nur als eine Function
der activen Aufmerksamkeit möglich ist.
5. Auf diese Weise wird durch die Associationen über-
all da, wo sie oder ihre Producte zu Gegenständen will-
kürlicher Beobachtung werden, die Function der Beziehung
ausgelöst. Diese aber verbindet sich zugleich stets, wie
schon die obigen Beispiele lehren, mit der Function der
Vergleichung, so dass beide eigentlich nur als zusammen-
gehörige Theilfunctionen angesehen werden können. Jede
Beziehung schließt eine Vergleichung der auf einander be-
zogenen psychischen Inhalte in sich, und eine Vergleichung
ist hinwiederum erst dadurch möglich, dass die verglichenen
Inhalte zu einander in Beziehung gebracht werden. Bloß
insofern findet sich ein Unterschied, als sich in vielen Fällen
die Vergleichung dem Zweck der wechselseitigen Beziehung
der Inhalte vollständig unterordnet, während sie in andern
zu einem selbständigen Zweck wird. Demgemäß reden
wir dann dort von einer Beziehung, hier von einer Ver-
gleichung im engeren Sinne. So nenne ich es eine Be-
ziehung, wenn ich einen gegenwärtigen Eindruck als den
Grund für die Erinnerung an ein früheres Erlebniss auf-
fasse; eine Vergleichung dagegen, wenn ich zwischen dem
früheren und dem jetzigen Erlebniss bestimmte Ueberein-
stimmungen oder Unterschiede feststelle.
6. Die Vergleichung setzt sich wieder aus zwei,
in der Regel auf das engste mit einander verbundenen
Elementarfunctionen zusammen: aus der Uebereinstim-
mung und der Unterscheidung, wobei wir den ersteren
Ausdruck als Feststellung von Uebereinstimmungen, ähnlich
wie den zweiten als solche von Unterschieden verstehen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/311>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.