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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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I. Die psychischen Elemente.
schaft ist es, dass jedem Elemente zwei Bestimmungs-
stücke
zukommen. Diese beiden unerlässlichen Bestim-
mungsstücke aller psychischen Elemente bezeichnen wir als
Qualität und Intensität. Jede einfache Empfindung, jedes
einfache Gefühl hat eine bestimmte qualitative Beschaffen-
heit, die es allen andern Empfindungen und Gefühlen
gegenüber charakterisirt; diese qualitative Beschaffenheit
ist aber immer zugleich in irgend einer Stärke gegeben.
Darum unterscheiden wir an der Qualität die verschie-
denen psychischen Elemente von einander; die Intensität
dagegen fassen wir als den einem bestimmten Element
in einem concreten Fall zukommenden Größenwerth auf.
Unsere Benennungen der psychischen Elemente richten
sich daher ausschließlich nach der Qualität derselben: so
unterscheiden wir Empfindungen als blau, gelb, warm, kalt
u. dergl., oder Gefühle als ernst, heiter, traurig, düster, weh-
müthig u. s. w. Dagegen drücken wir die Intensitätsunter-
schiede der psychischen Elemente immer durch die näm-
lichen Größenbezeichnungen aus, wie schwach, stark, mäßig
stark, sehr stark. In beiden Fällen sind diese Ausdrücke
Classenbegriffe, die einer ersten oberflächlichen Ordnung
der Elemente dienen, und deren jeder daher im allgemeinen
eine unbegrenzt große Zahl concreter Elemente umfasst.
Verhältnissmäßig am vollständigsten hat die Sprache diese
Classenbegriffe für die Qualitäten der einfachen Empfin-
dungen, namentlich für die Farben und die Töne, ent-
wickelt. Dagegen sind die Benennungen der Gefühlsquali-
täten und der Intensitätsstufen weit zurückgeblieben. Zu-
weilen werden neben der Qualität und Intensität auch noch
die Klarheit oder Dunkelheit sowie die Deutlichkeit oder
Undeutlichkeit unterschieden. Da diese Eigenschaften aber,
wie sich unten (§ 15, 4) zeigen wird, immer erst aus dem
Zusammenhange der psychischen Gebilde hervorgehen, so

I. Die psychischen Elemente.
schaft ist es, dass jedem Elemente zwei Bestimmungs-
stücke
zukommen. Diese beiden unerlässlichen Bestim-
mungsstücke aller psychischen Elemente bezeichnen wir als
Qualität und Intensität. Jede einfache Empfindung, jedes
einfache Gefühl hat eine bestimmte qualitative Beschaffen-
heit, die es allen andern Empfindungen und Gefühlen
gegenüber charakterisirt; diese qualitative Beschaffenheit
ist aber immer zugleich in irgend einer Stärke gegeben.
Darum unterscheiden wir an der Qualität die verschie-
denen psychischen Elemente von einander; die Intensität
dagegen fassen wir als den einem bestimmten Element
in einem concreten Fall zukommenden Größenwerth auf.
Unsere Benennungen der psychischen Elemente richten
sich daher ausschließlich nach der Qualität derselben: so
unterscheiden wir Empfindungen als blau, gelb, warm, kalt
u. dergl., oder Gefühle als ernst, heiter, traurig, düster, weh-
müthig u. s. w. Dagegen drücken wir die Intensitätsunter-
schiede der psychischen Elemente immer durch die näm-
lichen Größenbezeichnungen aus, wie schwach, stark, mäßig
stark, sehr stark. In beiden Fällen sind diese Ausdrücke
Classenbegriffe, die einer ersten oberflächlichen Ordnung
der Elemente dienen, und deren jeder daher im allgemeinen
eine unbegrenzt große Zahl concreter Elemente umfasst.
Verhältnissmäßig am vollständigsten hat die Sprache diese
Classenbegriffe für die Qualitäten der einfachen Empfin-
dungen, namentlich für die Farben und die Töne, ent-
wickelt. Dagegen sind die Benennungen der Gefühlsquali-
täten und der Intensitätsstufen weit zurückgeblieben. Zu-
weilen werden neben der Qualität und Intensität auch noch
die Klarheit oder Dunkelheit sowie die Deutlichkeit oder
Undeutlichkeit unterschieden. Da diese Eigenschaften aber,
wie sich unten (§ 15, 4) zeigen wird, immer erst aus dem
Zusammenhange der psychischen Gebilde hervorgehen, so

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[36/0052] I. Die psychischen Elemente. schaft ist es, dass jedem Elemente zwei Bestimmungs- stücke zukommen. Diese beiden unerlässlichen Bestim- mungsstücke aller psychischen Elemente bezeichnen wir als Qualität und Intensität. Jede einfache Empfindung, jedes einfache Gefühl hat eine bestimmte qualitative Beschaffen- heit, die es allen andern Empfindungen und Gefühlen gegenüber charakterisirt; diese qualitative Beschaffenheit ist aber immer zugleich in irgend einer Stärke gegeben. Darum unterscheiden wir an der Qualität die verschie- denen psychischen Elemente von einander; die Intensität dagegen fassen wir als den einem bestimmten Element in einem concreten Fall zukommenden Größenwerth auf. Unsere Benennungen der psychischen Elemente richten sich daher ausschließlich nach der Qualität derselben: so unterscheiden wir Empfindungen als blau, gelb, warm, kalt u. dergl., oder Gefühle als ernst, heiter, traurig, düster, weh- müthig u. s. w. Dagegen drücken wir die Intensitätsunter- schiede der psychischen Elemente immer durch die näm- lichen Größenbezeichnungen aus, wie schwach, stark, mäßig stark, sehr stark. In beiden Fällen sind diese Ausdrücke Classenbegriffe, die einer ersten oberflächlichen Ordnung der Elemente dienen, und deren jeder daher im allgemeinen eine unbegrenzt große Zahl concreter Elemente umfasst. Verhältnissmäßig am vollständigsten hat die Sprache diese Classenbegriffe für die Qualitäten der einfachen Empfin- dungen, namentlich für die Farben und die Töne, ent- wickelt. Dagegen sind die Benennungen der Gefühlsquali- täten und der Intensitätsstufen weit zurückgeblieben. Zu- weilen werden neben der Qualität und Intensität auch noch die Klarheit oder Dunkelheit sowie die Deutlichkeit oder Undeutlichkeit unterschieden. Da diese Eigenschaften aber, wie sich unten (§ 15, 4) zeigen wird, immer erst aus dem Zusammenhange der psychischen Gebilde hervorgehen, so

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/52>, abgerufen am 09.11.2024.