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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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§ 5. Hauptformen und allgemeine Eigenschaften etc.
die die subjectiven Complemente jener Empfindungssysteme
bilden, die Systeme der Tongefühle, der Farbengefühle
u. s. w., außerdem aber wahrscheinlich zahlreiche Gefühle,
die zwar objectiv an zusammengesetzte Eindrücke gebunden,
als Gefühle aber von einfacher Beschaffenheit sind, wie z. B.
die den verschiedenen Tonverbindungen entsprechenden
mannigfaltigen Harmonie- und Disharmoniegefühle. Die
Unterschiede der Dimensionszahl lassen sich jedoch mit
Sicherheit bis jetzt nur bei gewissen Empfindungssystemen
feststellen. So ist z. B. das Tonsystem ein eindimensionales,
das gewöhnliche Farbensystem, welches die Farben samt
ihren Uebergängen zu Weiß umfasst, ein zweidimensionales
System; das vollständige System der Lichtempfindungen,
welches auch noch die dunkeln Farbentöne und die Ueber-
gänge zu Schwarz enthält, ist ein dreidimensionales Em-
pfindungssystem.

6. Zeigen in den bisher erwähnten Beziehungen die
Empfindungs- und die Gefühlselemente im allgemeinen ein
übereinstimmendes Verhalten, so unterscheiden sich nun
aber beide in einigen wesentlichen Eigenschaften, die mit
der unmittelbaren Beziehung der Empfindungen auf die Ob-
jecte und der Gefühle auf das Subject zusammenhängen.

1) Die Empfindungselemente bieten, wenn sie innerhalb
einer und derselben Qualitätsdimension verändert werden,
reine Qualitätsunterschiede dar, die immer zugleich
Unterschiede gleicher Richtung sind, und die, wenn
sie die in dieser Richtung möglichen Grenzen erreichen, zu
Maximalunterschieden werden. So sind z. B. in der
Reihe der Farbenempfindungen Roth und Grün oder Blau
und Gelb, in der Reihe der Töne der tiefste und der höchste
hörbare Ton Maximalunterschiede, und sie sind zugleich reine
Qualitätsunterschiede. Jedes Gefühlselement dagegen ver-
ändert sich, wenn es in seiner Qualität stetig abgestuft wird,

§ 5. Hauptformen und allgemeine Eigenschaften etc.
die die subjectiven Complemente jener Empfindungssysteme
bilden, die Systeme der Tongefühle, der Farbengefühle
u. s. w., außerdem aber wahrscheinlich zahlreiche Gefühle,
die zwar objectiv an zusammengesetzte Eindrücke gebunden,
als Gefühle aber von einfacher Beschaffenheit sind, wie z. B.
die den verschiedenen Tonverbindungen entsprechenden
mannigfaltigen Harmonie- und Disharmoniegefühle. Die
Unterschiede der Dimensionszahl lassen sich jedoch mit
Sicherheit bis jetzt nur bei gewissen Empfindungssystemen
feststellen. So ist z. B. das Tonsystem ein eindimensionales,
das gewöhnliche Farbensystem, welches die Farben samt
ihren Uebergängen zu Weiß umfasst, ein zweidimensionales
System; das vollständige System der Lichtempfindungen,
welches auch noch die dunkeln Farbentöne und die Ueber-
gänge zu Schwarz enthält, ist ein dreidimensionales Em-
pfindungssystem.

6. Zeigen in den bisher erwähnten Beziehungen die
Empfindungs- und die Gefühlselemente im allgemeinen ein
übereinstimmendes Verhalten, so unterscheiden sich nun
aber beide in einigen wesentlichen Eigenschaften, die mit
der unmittelbaren Beziehung der Empfindungen auf die Ob-
jecte und der Gefühle auf das Subject zusammenhängen.

1) Die Empfindungselemente bieten, wenn sie innerhalb
einer und derselben Qualitätsdimension verändert werden,
reine Qualitätsunterschiede dar, die immer zugleich
Unterschiede gleicher Richtung sind, und die, wenn
sie die in dieser Richtung möglichen Grenzen erreichen, zu
Maximalunterschieden werden. So sind z. B. in der
Reihe der Farbenempfindungen Roth und Grün oder Blau
und Gelb, in der Reihe der Töne der tiefste und der höchste
hörbare Ton Maximalunterschiede, und sie sind zugleich reine
Qualitätsunterschiede. Jedes Gefühlselement dagegen ver-
ändert sich, wenn es in seiner Qualität stetig abgestuft wird,

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[39/0055] § 5. Hauptformen und allgemeine Eigenschaften etc. die die subjectiven Complemente jener Empfindungssysteme bilden, die Systeme der Tongefühle, der Farbengefühle u. s. w., außerdem aber wahrscheinlich zahlreiche Gefühle, die zwar objectiv an zusammengesetzte Eindrücke gebunden, als Gefühle aber von einfacher Beschaffenheit sind, wie z. B. die den verschiedenen Tonverbindungen entsprechenden mannigfaltigen Harmonie- und Disharmoniegefühle. Die Unterschiede der Dimensionszahl lassen sich jedoch mit Sicherheit bis jetzt nur bei gewissen Empfindungssystemen feststellen. So ist z. B. das Tonsystem ein eindimensionales, das gewöhnliche Farbensystem, welches die Farben samt ihren Uebergängen zu Weiß umfasst, ein zweidimensionales System; das vollständige System der Lichtempfindungen, welches auch noch die dunkeln Farbentöne und die Ueber- gänge zu Schwarz enthält, ist ein dreidimensionales Em- pfindungssystem. 6. Zeigen in den bisher erwähnten Beziehungen die Empfindungs- und die Gefühlselemente im allgemeinen ein übereinstimmendes Verhalten, so unterscheiden sich nun aber beide in einigen wesentlichen Eigenschaften, die mit der unmittelbaren Beziehung der Empfindungen auf die Ob- jecte und der Gefühle auf das Subject zusammenhängen. 1) Die Empfindungselemente bieten, wenn sie innerhalb einer und derselben Qualitätsdimension verändert werden, reine Qualitätsunterschiede dar, die immer zugleich Unterschiede gleicher Richtung sind, und die, wenn sie die in dieser Richtung möglichen Grenzen erreichen, zu Maximalunterschieden werden. So sind z. B. in der Reihe der Farbenempfindungen Roth und Grün oder Blau und Gelb, in der Reihe der Töne der tiefste und der höchste hörbare Ton Maximalunterschiede, und sie sind zugleich reine Qualitätsunterschiede. Jedes Gefühlselement dagegen ver- ändert sich, wenn es in seiner Qualität stetig abgestuft wird,

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/55>, abgerufen am 09.11.2024.