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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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§ 5. Hauptformen und allgemeine Eigenschaften etc.
in der Indifferenzzone befinden, während doch das Klang-
gefühl bei ihm sehr ausgeprägt sein kann. Direct beob-
achten lässt sich daher die Bewegung der Gefühlselemente
durch die Indifferenzzone überhaupt nur, wenn man gleich-
zeitig auf eine Abstraction von andern begleitenden Gefühls-
elementen Bedacht nimmt, und solche Fälle, wo diese be-
gleitenden Elemente ganz oder nahezu verschwinden, sind
deshalb für die Feststellung jenes eigenthümlichen Verhaltens
der Gefühle die günstigsten. In allen Fällen, wo eine In-
differenzzone ohne Störung durch andere Gefühlselemente
zur Geltung kommt, bezeichnen wir nun unseren Zustand
als gefühlsfrei, und die in diesem Zustande vorhandenen
Empfindungen und Vorstellungen als gleichgültig.

2) Gefühle von specifischer und zugleich von einfacher,
unzerlegbarer Qualität kommen nicht bloß als subjective
Complemente einfacher Empfindungen, sondern auch als
charakteristische Begleiter zusammengesetzter Vorstellungen
oder selbst verwickelter Vorstellungsprocesse vor. So gibt
es z. B. nicht bloß ein einfaches Tongefühl, welches sich
mit der Höhe und der Intensität der Töne ändert, sondern
auch ein Harmoniegefühl, welches, als Gefühl betrachtet,
durchaus ebenso unzerlegbar ist und sich nach dem Charakter
der Zusammenklänge ändert. Weitere Gefühle, die wieder
von sehr mannigfaltiger Art sein können, entstehen durch
die melodische Klangfolge, und auch hier erscheint jedes
einzelne Gefühl, in einem bestimmten Momente für sich
allein betrachtet, als eine unzerlegbare Einheit. Hieraus
folgt, dass die einfachen Gefühle viel mannigfaltiger und
zahlreicher sind als die einfachen Empfindungen.

3) Die Mannigfaltigkeit der reinen Empfindungen zer-
fällt in eine Anzahl von einander getrennter Systeme,
zwischen deren Elementen durchaus keine qualitativen Be-
ziehungen stattfinden. Empfindungen, die verschiedenen

§ 5. Hauptformen und allgemeine Eigenschaften etc.
in der Indifferenzzone befinden, während doch das Klang-
gefühl bei ihm sehr ausgeprägt sein kann. Direct beob-
achten lässt sich daher die Bewegung der Gefühlselemente
durch die Indifferenzzone überhaupt nur, wenn man gleich-
zeitig auf eine Abstraction von andern begleitenden Gefühls-
elementen Bedacht nimmt, und solche Fälle, wo diese be-
gleitenden Elemente ganz oder nahezu verschwinden, sind
deshalb für die Feststellung jenes eigenthümlichen Verhaltens
der Gefühle die günstigsten. In allen Fällen, wo eine In-
differenzzone ohne Störung durch andere Gefühlselemente
zur Geltung kommt, bezeichnen wir nun unseren Zustand
als gefühlsfrei, und die in diesem Zustande vorhandenen
Empfindungen und Vorstellungen als gleichgültig.

2) Gefühle von specifischer und zugleich von einfacher,
unzerlegbarer Qualität kommen nicht bloß als subjective
Complemente einfacher Empfindungen, sondern auch als
charakteristische Begleiter zusammengesetzter Vorstellungen
oder selbst verwickelter Vorstellungsprocesse vor. So gibt
es z. B. nicht bloß ein einfaches Tongefühl, welches sich
mit der Höhe und der Intensität der Töne ändert, sondern
auch ein Harmoniegefühl, welches, als Gefühl betrachtet,
durchaus ebenso unzerlegbar ist und sich nach dem Charakter
der Zusammenklänge ändert. Weitere Gefühle, die wieder
von sehr mannigfaltiger Art sein können, entstehen durch
die melodische Klangfolge, und auch hier erscheint jedes
einzelne Gefühl, in einem bestimmten Momente für sich
allein betrachtet, als eine unzerlegbare Einheit. Hieraus
folgt, dass die einfachen Gefühle viel mannigfaltiger und
zahlreicher sind als die einfachen Empfindungen.

3) Die Mannigfaltigkeit der reinen Empfindungen zer-
fällt in eine Anzahl von einander getrennter Systeme,
zwischen deren Elementen durchaus keine qualitativen Be-
ziehungen stattfinden. Empfindungen, die verschiedenen

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[41/0057] § 5. Hauptformen und allgemeine Eigenschaften etc. in der Indifferenzzone befinden, während doch das Klang- gefühl bei ihm sehr ausgeprägt sein kann. Direct beob- achten lässt sich daher die Bewegung der Gefühlselemente durch die Indifferenzzone überhaupt nur, wenn man gleich- zeitig auf eine Abstraction von andern begleitenden Gefühls- elementen Bedacht nimmt, und solche Fälle, wo diese be- gleitenden Elemente ganz oder nahezu verschwinden, sind deshalb für die Feststellung jenes eigenthümlichen Verhaltens der Gefühle die günstigsten. In allen Fällen, wo eine In- differenzzone ohne Störung durch andere Gefühlselemente zur Geltung kommt, bezeichnen wir nun unseren Zustand als gefühlsfrei, und die in diesem Zustande vorhandenen Empfindungen und Vorstellungen als gleichgültig. 2) Gefühle von specifischer und zugleich von einfacher, unzerlegbarer Qualität kommen nicht bloß als subjective Complemente einfacher Empfindungen, sondern auch als charakteristische Begleiter zusammengesetzter Vorstellungen oder selbst verwickelter Vorstellungsprocesse vor. So gibt es z. B. nicht bloß ein einfaches Tongefühl, welches sich mit der Höhe und der Intensität der Töne ändert, sondern auch ein Harmoniegefühl, welches, als Gefühl betrachtet, durchaus ebenso unzerlegbar ist und sich nach dem Charakter der Zusammenklänge ändert. Weitere Gefühle, die wieder von sehr mannigfaltiger Art sein können, entstehen durch die melodische Klangfolge, und auch hier erscheint jedes einzelne Gefühl, in einem bestimmten Momente für sich allein betrachtet, als eine unzerlegbare Einheit. Hieraus folgt, dass die einfachen Gefühle viel mannigfaltiger und zahlreicher sind als die einfachen Empfindungen. 3) Die Mannigfaltigkeit der reinen Empfindungen zer- fällt in eine Anzahl von einander getrennter Systeme, zwischen deren Elementen durchaus keine qualitativen Be- ziehungen stattfinden. Empfindungen, die verschiedenen

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/57>, abgerufen am 09.11.2024.