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Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896.

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I. Die psychischen Elemente.

17. Die Helligkeit ist eine der Farbenempfindung
ebenso nothwendig wie der farblosen Empfindung zukom-
mende Eigenschaft, die dort wie hier eine qualitative und
eine intensive zugleich ist. Geht man nämlich von einer
bestimmten Helligkeitsstufe aus, so nähert sich jede Farben-
empfindung, wenn man ihre Helligkeit zunehmen lässt, in
ihrer Qualität dem Weiß, während gleichzeitig die Intensität
der Empfindung wächst; und wenn man ihre Helligkeit ab-
nehmen lässt, so nähert sie sich in ihrer Qualität dem
Schwarz, während gleichzeitig die Intensität der Empfindung
sinkt. Die Helligkeitsgrade jeder einzelnen Farbe bilden also
ein den farblosen oder reinen Helligkeitsempfindungen ana-
loges System intensiver Qualitäten, nur dass an die Stelle
der zwischen Weiß und Schwarz sich bewegenden farblosen
Qualitätsabstufungen hier die entsprechenden Sättigungs-
grade getreten sind, wobei aber von dem Punkte größter
Sättigung aus zwei einander entgegengesetzte Richtungen
abweichender Sättigung existiren: die positive in der
Richtung des Weiß, die intensiv mit Zunahme der Empfin-
dung verbunden ist, und die negative in der Richtung des
Schwarz, der eine Abnahme der Empfindung entspricht. Als
Grenzpunkte beider Sättigungsabstufungen ergeben sich dort
die reine Empfindung Weiß und hier die reine Empfindung
Schwarz, von denen jene zugleich mit dem Maximum, diese
mit dem Minimum der Empfindungsintensität verbunden ist.
Auf diese Weise bezeichnen Weiß und Schwarz ebensowohl
entgegengesetzt gelagerte Endpunkte in dem System der
reinen Helligkeitsempfindungen wie solche in dem der nach
Helligkeitsgraden abgestuften Farbenempfindungen. Hieraus
folgt von selbst, dass es eine gewisse mittlere Helligkeit für
eine jede Farbe gibt, bei der ihre Sättigung am größten
ist, und von der aus diese bei Zunahme der Helligkeit in
positiver Richtung, bei Abnahme der Helligkeit in negativer

I. Die psychischen Elemente.

17. Die Helligkeit ist eine der Farbenempfindung
ebenso nothwendig wie der farblosen Empfindung zukom-
mende Eigenschaft, die dort wie hier eine qualitative und
eine intensive zugleich ist. Geht man nämlich von einer
bestimmten Helligkeitsstufe aus, so nähert sich jede Farben-
empfindung, wenn man ihre Helligkeit zunehmen lässt, in
ihrer Qualität dem Weiß, während gleichzeitig die Intensität
der Empfindung wächst; und wenn man ihre Helligkeit ab-
nehmen lässt, so nähert sie sich in ihrer Qualität dem
Schwarz, während gleichzeitig die Intensität der Empfindung
sinkt. Die Helligkeitsgrade jeder einzelnen Farbe bilden also
ein den farblosen oder reinen Helligkeitsempfindungen ana-
loges System intensiver Qualitäten, nur dass an die Stelle
der zwischen Weiß und Schwarz sich bewegenden farblosen
Qualitätsabstufungen hier die entsprechenden Sättigungs-
grade getreten sind, wobei aber von dem Punkte größter
Sättigung aus zwei einander entgegengesetzte Richtungen
abweichender Sättigung existiren: die positive in der
Richtung des Weiß, die intensiv mit Zunahme der Empfin-
dung verbunden ist, und die negative in der Richtung des
Schwarz, der eine Abnahme der Empfindung entspricht. Als
Grenzpunkte beider Sättigungsabstufungen ergeben sich dort
die reine Empfindung Weiß und hier die reine Empfindung
Schwarz, von denen jene zugleich mit dem Maximum, diese
mit dem Minimum der Empfindungsintensität verbunden ist.
Auf diese Weise bezeichnen Weiß und Schwarz ebensowohl
entgegengesetzt gelagerte Endpunkte in dem System der
reinen Helligkeitsempfindungen wie solche in dem der nach
Helligkeitsgraden abgestuften Farbenempfindungen. Hieraus
folgt von selbst, dass es eine gewisse mittlere Helligkeit für
eine jede Farbe gibt, bei der ihre Sättigung am größten
ist, und von der aus diese bei Zunahme der Helligkeit in
positiver Richtung, bei Abnahme der Helligkeit in negativer

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[70/0086] I. Die psychischen Elemente. 17. Die Helligkeit ist eine der Farbenempfindung ebenso nothwendig wie der farblosen Empfindung zukom- mende Eigenschaft, die dort wie hier eine qualitative und eine intensive zugleich ist. Geht man nämlich von einer bestimmten Helligkeitsstufe aus, so nähert sich jede Farben- empfindung, wenn man ihre Helligkeit zunehmen lässt, in ihrer Qualität dem Weiß, während gleichzeitig die Intensität der Empfindung wächst; und wenn man ihre Helligkeit ab- nehmen lässt, so nähert sie sich in ihrer Qualität dem Schwarz, während gleichzeitig die Intensität der Empfindung sinkt. Die Helligkeitsgrade jeder einzelnen Farbe bilden also ein den farblosen oder reinen Helligkeitsempfindungen ana- loges System intensiver Qualitäten, nur dass an die Stelle der zwischen Weiß und Schwarz sich bewegenden farblosen Qualitätsabstufungen hier die entsprechenden Sättigungs- grade getreten sind, wobei aber von dem Punkte größter Sättigung aus zwei einander entgegengesetzte Richtungen abweichender Sättigung existiren: die positive in der Richtung des Weiß, die intensiv mit Zunahme der Empfin- dung verbunden ist, und die negative in der Richtung des Schwarz, der eine Abnahme der Empfindung entspricht. Als Grenzpunkte beider Sättigungsabstufungen ergeben sich dort die reine Empfindung Weiß und hier die reine Empfindung Schwarz, von denen jene zugleich mit dem Maximum, diese mit dem Minimum der Empfindungsintensität verbunden ist. Auf diese Weise bezeichnen Weiß und Schwarz ebensowohl entgegengesetzt gelagerte Endpunkte in dem System der reinen Helligkeitsempfindungen wie solche in dem der nach Helligkeitsgraden abgestuften Farbenempfindungen. Hieraus folgt von selbst, dass es eine gewisse mittlere Helligkeit für eine jede Farbe gibt, bei der ihre Sättigung am größten ist, und von der aus diese bei Zunahme der Helligkeit in positiver Richtung, bei Abnahme der Helligkeit in negativer

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Grundriss der Psychologie. Leipzig, 1896, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_grundriss_1896/86>, abgerufen am 24.11.2024.