Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.Zusammenwirken der Schwere mit andern bewegenden Kräften. achtung schon als Centra der Bewegungen erscheinen, ausgehendenWirkungen allein berücksichtigen, also z. B. in unserem Sonnensystem die gegen die Sonne gerichtete Gravitation der Planeten als die ein- zige ansehen. Unter dieser Voraussetzung sind die Planetenbahnen Ellipsen, in deren einem Brennpunkt sich die Sonne befindet, die von dem Radiusvector eines jeden Planeten beschriebenen Flächen- räume verhalten sich wie die Zeiten, in denen sie beschrieben sind, und die Quadrate der Umlaufszeiten verhalten sich wie die dritten Potenzen der mittleren Abstände der Planeten von der Sonne. Die drei hier aufgeführten Gesetze der Planetenbewegung werden nach ihrem Entdecker als die Keppler'schen Gesetze bezeichnet. Ein näheres Eingehen auf diesen Gegenstand würde unsern59 [Abbildung]
Fig. 35. wegung in geschlossener Bahn zuzergliedern, die wegen der ähn- lichen aber einfacheren Bedingungen, welche bei ihr stattfinden, als ein erläuterndes Beispiel der Central- bewegungen überhaupt, von denen die Planetenbewegungen nur ein besonderer Fall sind, dienen möge. Ein Körper, der bei a (Fig. 35) an einem Faden a c befestigt ist und rasch um den Punkt c gedreht wird, beschreibt einen Kreis, dessen Mit- telpunkt c, und dessen Radius gleich a c ist. Die schwingende Kraft, die den Körper in der Richtung a e bewegt, kann man sich aus zwei Kräften bestehend denken, die sich zu a e wie die Seiten eines Paralellogramms zu seiner Diagonale ver- halten. Die eine dieser Kräfte a b würde den Körper in der Rich- tung der Tangente a f fortschleudern, die andere a d strebt ihn gegen den Mittelpunkt c hin zu ziehen. Die erstere ist, vorausgesetzt dass die Kreisbewegung mit gleichförmiger Geschwindigkeit geschieht, ein einziger Stoss, der im Anfang der Bewegung auf den Körper in der Richtung der Tangente des Kreises einwirkte. Die letztere muss da- gegen eine constant wirkende Kraft sein, da, sobald dieselbe aufhört, der Körper die Kreisbahn verlassen müsste. Diese Zerlegung ist aber nicht bloss eine denkbare, sondern die Kraft a e ist wirklich aus den Kräften a b und a d zusammengesetzt, wie daraus hervorgeht, dass der Körper erstens, sobald man ihn in c loslässt, in der Rich- tung der Tangente sich weiterbewegt, und dass er zweitens, wäh- rend er in c festgehalten wird, auf c einen Zug in der Richtung a g 6 *
Zusammenwirken der Schwere mit andern bewegenden Kräften. achtung schon als Centra der Bewegungen erscheinen, ausgehendenWirkungen allein berücksichtigen, also z. B. in unserem Sonnensystem die gegen die Sonne gerichtete Gravitation der Planeten als die ein- zige ansehen. Unter dieser Voraussetzung sind die Planetenbahnen Ellipsen, in deren einem Brennpunkt sich die Sonne befindet, die von dem Radiusvector eines jeden Planeten beschriebenen Flächen- räume verhalten sich wie die Zeiten, in denen sie beschrieben sind, und die Quadrate der Umlaufszeiten verhalten sich wie die dritten Potenzen der mittleren Abstände der Planeten von der Sonne. Die drei hier aufgeführten Gesetze der Planetenbewegung werden nach ihrem Entdecker als die Keppler’schen Gesetze bezeichnet. Ein näheres Eingehen auf diesen Gegenstand würde unsern59 [Abbildung]
Fig. 35. wegung in geschlossener Bahn zuzergliedern, die wegen der ähn- lichen aber einfacheren Bedingungen, welche bei ihr stattfinden, als ein erläuterndes Beispiel der Central- bewegungen überhaupt, von denen die Planetenbewegungen nur ein besonderer Fall sind, dienen möge. Ein Körper, der bei a (Fig. 35) an einem Faden a c befestigt ist und rasch um den Punkt c gedreht wird, beschreibt einen Kreis, dessen Mit- telpunkt c, und dessen Radius gleich a c ist. Die schwingende Kraft, die den Körper in der Richtung a e bewegt, kann man sich aus zwei Kräften bestehend denken, die sich zu a e wie die Seiten eines Paralellogramms zu seiner Diagonale ver- halten. Die eine dieser Kräfte a b würde den Körper in der Rich- tung der Tangente a f fortschleudern, die andere a d strebt ihn gegen den Mittelpunkt c hin zu ziehen. Die erstere ist, vorausgesetzt dass die Kreisbewegung mit gleichförmiger Geschwindigkeit geschieht, ein einziger Stoss, der im Anfang der Bewegung auf den Körper in der Richtung der Tangente des Kreises einwirkte. Die letztere muss da- gegen eine constant wirkende Kraft sein, da, sobald dieselbe aufhört, der Körper die Kreisbahn verlassen müsste. Diese Zerlegung ist aber nicht bloss eine denkbare, sondern die Kraft a e ist wirklich aus den Kräften a b und a d zusammengesetzt, wie daraus hervorgeht, dass der Körper erstens, sobald man ihn in c loslässt, in der Rich- tung der Tangente sich weiterbewegt, und dass er zweitens, wäh- rend er in c festgehalten wird, auf c einen Zug in der Richtung a g 6 *
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Zusammenwirken der Schwere mit andern bewegenden Kräften.
achtung schon als Centra der Bewegungen erscheinen, ausgehenden
Wirkungen allein berücksichtigen, also z. B. in unserem Sonnensystem
die gegen die Sonne gerichtete Gravitation der Planeten als die ein-
zige ansehen. Unter dieser Voraussetzung sind die Planetenbahnen
Ellipsen, in deren einem Brennpunkt sich die Sonne befindet, die
von dem Radiusvector eines jeden Planeten beschriebenen Flächen-
räume verhalten sich wie die Zeiten, in denen sie beschrieben sind,
und die Quadrate der Umlaufszeiten verhalten sich wie die dritten
Potenzen der mittleren Abstände der Planeten von der Sonne. Die
drei hier aufgeführten Gesetze der Planetenbewegung werden nach
ihrem Entdecker als die Keppler’schen Gesetze bezeichnet.
Ein näheres Eingehen auf diesen Gegenstand würde unsern
Zwecken zu ferne liegen. Wir begnügen uns daher eine andere Be-
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wegung in geschlossener Bahn zu
zergliedern, die wegen der ähn-
lichen aber einfacheren Bedingungen,
welche bei ihr stattfinden, als ein
erläuterndes Beispiel der Central-
bewegungen überhaupt, von denen
die Planetenbewegungen nur ein
besonderer Fall sind, dienen möge.
Ein Körper, der bei a (Fig. 35) an
einem Faden a c befestigt ist und
rasch um den Punkt c gedreht wird,
beschreibt einen Kreis, dessen Mit-
telpunkt c, und dessen Radius gleich
a c ist. Die schwingende Kraft,
die den Körper in der Richtung a e
bewegt, kann man sich aus zwei Kräften bestehend denken, die sich
zu a e wie die Seiten eines Paralellogramms zu seiner Diagonale ver-
halten. Die eine dieser Kräfte a b würde den Körper in der Rich-
tung der Tangente a f fortschleudern, die andere a d strebt ihn gegen
den Mittelpunkt c hin zu ziehen. Die erstere ist, vorausgesetzt dass
die Kreisbewegung mit gleichförmiger Geschwindigkeit geschieht, ein
einziger Stoss, der im Anfang der Bewegung auf den Körper in der
Richtung der Tangente des Kreises einwirkte. Die letztere muss da-
gegen eine constant wirkende Kraft sein, da, sobald dieselbe aufhört,
der Körper die Kreisbahn verlassen müsste. Diese Zerlegung ist aber
nicht bloss eine denkbare, sondern die Kraft a e ist wirklich aus den
Kräften a b und a d zusammengesetzt, wie daraus hervorgeht, dass
der Körper erstens, sobald man ihn in c loslässt, in der Rich-
tung der Tangente sich weiterbewegt, und dass er zweitens, wäh-
rend er in c festgehalten wird, auf c einen Zug in der Richtung a g
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Centralbewe-
gungen. Cen-
trifugal- und
Centripetal-
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