Mischung erforderlich ist. Die Geschwindigkeit, mit der in diesem Fall sich die verschiedenen Flüssigkeiten in einander verbreiten, nennt man ihre Diffusionsgeschwindigkeit. Man hat bisher nament- lich die Diffusionsgeschwindigkeit zwischen Wasser und den Lösungen verschiedener Salze zu ermitteln gesucht und gefunden, dass dieselbe je nach der Natur der Salze beträchtliche Verschiedenheiten zeigt, dass sie aber für eine und dieselbe Salzlösung mit dem Procentgehalt wächst, indem bei gleichen Temperaturen die Menge des in gleichen Zeiten aus einer Lösung zum Wasser übertretenden Salzes der Menge des gelösten Salzes proportional ist.
76 Diffusion durch poröse Scheide- wände. Endos- mose.
Das Phänomen der Diffusion mischbarer Flüssigkeiten wird häufig noch dadurch complicirt, dass die Flüssigkeiten durch benetzbare oder quellungsfähige feste Körper von einander getrennt sind. Diese Dif- fusion durch poröse Scheidewände, die man auch als Endos- mose bezeichnet, ist nicht nur abhängig von der Anziehungskraft, welche die beiden Flüssigkeiten auf einander ausüben, sondern auch von der Anziehungskraft, welche zwischen der porösen Scheidewand und jeder der Flüssigkeiten besteht. Flüssigkeiten, deren gegen- seitige Anziehungskraft null ist, die also nicht mischbar sind, kön- nen durch eine poröse Scheidewand ebenso wenig wie bei unmittel- barer Berührung in einander diffundiren. Dagegen wird die Diffusion mischbarer Flüssigkeiten durch den Zwischentritt der Scheidewand wesentlich verändert. Während bei der freien Diffusion immer ebenso viel von der ersten zur zweiten wie von der zweiten zur ersten Flüs- sigkeit übertritt, so dass das Volum beider Flüssigkeiten stets con- stant bleibt, ist dies bei der Endosmose allgemein nicht der Fall, sondern hier diffundirt diejenige Flüssigkeit in grösserer Menge, auf welche die poröse Scheidewand eine stärkere Anziehung ausübt, und in entsprechendem Maasse ändert sich auf beiden Seiten der Scheide- wand das Volumen. Wenn man z. B. Alkohol und Wasser in einem ersten Versuch durch eine Kautschukmembran, in einem zweiten Ver- such durch thierische Blase von einander trennt, so geht im ersten Versuch mehr Alkohol zum Wasser, im zweiten Versuch mehr Wasser zum Alkohol über, denn Kautschuk ist durch Alkohol, nicht aber durch Wasser benetzbar, während das umgekehrte von der thierischen Blase gilt. Da nun die thierischen Gewebe fast sämmtlich quellungsfähig in Wasser sind, so zeigen sie allgemein die Erscheinung, dass sie bei der Diffusion zwischen Wasser und einer mit Wasser mischbaren Lö- sung den Diffusionsstrom des Wassers begünstigen.
Wegen ihrer Bedeutung für den thierischen Stoffwechsel werden die Erschei- nungen der Endosmose ausführlicher in der Physiologie abgehandelt. Lehrb. der Phy- siologie §. 29--40.
Von der Schwere.
Mischung erforderlich ist. Die Geschwindigkeit, mit der in diesem Fall sich die verschiedenen Flüssigkeiten in einander verbreiten, nennt man ihre Diffusionsgeschwindigkeit. Man hat bisher nament- lich die Diffusionsgeschwindigkeit zwischen Wasser und den Lösungen verschiedener Salze zu ermitteln gesucht und gefunden, dass dieselbe je nach der Natur der Salze beträchtliche Verschiedenheiten zeigt, dass sie aber für eine und dieselbe Salzlösung mit dem Procentgehalt wächst, indem bei gleichen Temperaturen die Menge des in gleichen Zeiten aus einer Lösung zum Wasser übertretenden Salzes der Menge des gelösten Salzes proportional ist.
76 Diffusion durch poröse Scheide- wände. Endos- mose.
Das Phänomen der Diffusion mischbarer Flüssigkeiten wird häufig noch dadurch complicirt, dass die Flüssigkeiten durch benetzbare oder quellungsfähige feste Körper von einander getrennt sind. Diese Dif- fusion durch poröse Scheidewände, die man auch als Endos- mose bezeichnet, ist nicht nur abhängig von der Anziehungskraft, welche die beiden Flüssigkeiten auf einander ausüben, sondern auch von der Anziehungskraft, welche zwischen der porösen Scheidewand und jeder der Flüssigkeiten besteht. Flüssigkeiten, deren gegen- seitige Anziehungskraft null ist, die also nicht mischbar sind, kön- nen durch eine poröse Scheidewand ebenso wenig wie bei unmittel- barer Berührung in einander diffundiren. Dagegen wird die Diffusion mischbarer Flüssigkeiten durch den Zwischentritt der Scheidewand wesentlich verändert. Während bei der freien Diffusion immer ebenso viel von der ersten zur zweiten wie von der zweiten zur ersten Flüs- sigkeit übertritt, so dass das Volum beider Flüssigkeiten stets con- stant bleibt, ist dies bei der Endosmose allgemein nicht der Fall, sondern hier diffundirt diejenige Flüssigkeit in grösserer Menge, auf welche die poröse Scheidewand eine stärkere Anziehung ausübt, und in entsprechendem Maasse ändert sich auf beiden Seiten der Scheide- wand das Volumen. Wenn man z. B. Alkohol und Wasser in einem ersten Versuch durch eine Kautschukmembran, in einem zweiten Ver- such durch thierische Blase von einander trennt, so geht im ersten Versuch mehr Alkohol zum Wasser, im zweiten Versuch mehr Wasser zum Alkohol über, denn Kautschuk ist durch Alkohol, nicht aber durch Wasser benetzbar, während das umgekehrte von der thierischen Blase gilt. Da nun die thierischen Gewebe fast sämmtlich quellungsfähig in Wasser sind, so zeigen sie allgemein die Erscheinung, dass sie bei der Diffusion zwischen Wasser und einer mit Wasser mischbaren Lö- sung den Diffusionsstrom des Wassers begünstigen.
Wegen ihrer Bedeutung für den thierischen Stoffwechsel werden die Erschei- nungen der Endosmose ausführlicher in der Physiologie abgehandelt. Lehrb. der Phy- siologie §. 29—40.
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Von der Schwere.
Mischung erforderlich ist. Die Geschwindigkeit, mit der in diesem
Fall sich die verschiedenen Flüssigkeiten in einander verbreiten, nennt
man ihre Diffusionsgeschwindigkeit. Man hat bisher nament-
lich die Diffusionsgeschwindigkeit zwischen Wasser und den Lösungen
verschiedener Salze zu ermitteln gesucht und gefunden, dass dieselbe
je nach der Natur der Salze beträchtliche Verschiedenheiten zeigt, dass
sie aber für eine und dieselbe Salzlösung mit dem Procentgehalt wächst,
indem bei gleichen Temperaturen die Menge des in gleichen Zeiten
aus einer Lösung zum Wasser übertretenden Salzes der Menge des
gelösten Salzes proportional ist.
Das Phänomen der Diffusion mischbarer Flüssigkeiten wird häufig
noch dadurch complicirt, dass die Flüssigkeiten durch benetzbare oder
quellungsfähige feste Körper von einander getrennt sind. Diese Dif-
fusion durch poröse Scheidewände, die man auch als Endos-
mose bezeichnet, ist nicht nur abhängig von der Anziehungskraft,
welche die beiden Flüssigkeiten auf einander ausüben, sondern auch
von der Anziehungskraft, welche zwischen der porösen Scheidewand
und jeder der Flüssigkeiten besteht. Flüssigkeiten, deren gegen-
seitige Anziehungskraft null ist, die also nicht mischbar sind, kön-
nen durch eine poröse Scheidewand ebenso wenig wie bei unmittel-
barer Berührung in einander diffundiren. Dagegen wird die Diffusion
mischbarer Flüssigkeiten durch den Zwischentritt der Scheidewand
wesentlich verändert. Während bei der freien Diffusion immer ebenso
viel von der ersten zur zweiten wie von der zweiten zur ersten Flüs-
sigkeit übertritt, so dass das Volum beider Flüssigkeiten stets con-
stant bleibt, ist dies bei der Endosmose allgemein nicht der Fall,
sondern hier diffundirt diejenige Flüssigkeit in grösserer Menge, auf
welche die poröse Scheidewand eine stärkere Anziehung ausübt, und
in entsprechendem Maasse ändert sich auf beiden Seiten der Scheide-
wand das Volumen. Wenn man z. B. Alkohol und Wasser in einem
ersten Versuch durch eine Kautschukmembran, in einem zweiten Ver-
such durch thierische Blase von einander trennt, so geht im ersten
Versuch mehr Alkohol zum Wasser, im zweiten Versuch mehr Wasser
zum Alkohol über, denn Kautschuk ist durch Alkohol, nicht aber durch
Wasser benetzbar, während das umgekehrte von der thierischen Blase
gilt. Da nun die thierischen Gewebe fast sämmtlich quellungsfähig
in Wasser sind, so zeigen sie allgemein die Erscheinung, dass sie bei
der Diffusion zwischen Wasser und einer mit Wasser mischbaren Lö-
sung den Diffusionsstrom des Wassers begünstigen.
Wegen ihrer Bedeutung für den thierischen Stoffwechsel werden die Erschei-
nungen der Endosmose ausführlicher in der Physiologie abgehandelt. Lehrb. der Phy-
siologie §. 29—40.
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/128>, abgerufen am 04.12.2024.
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