Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Intensität des Lichtes.
Lichtquellen nicht punktförmig sind, sondern eine gewisse Ausdehnung
besitzen, so erklärt es sich, dass die Schatten gewöhnlich von Halb-
schatten umgeben werden, welche lerztere an Breite zunehmen, je
weiter man sich von dem schattengebenden Körper entfernt.

2) Wenn man vor eine enge Oeffnung eine Lichtquelle bringt,
so giebt das hinter der Oeffnung aufgefangene Licht immer ein um-
gekehrtes Bild der Lichtquelle, welches auch die Form der Oeffnung
sein möge. Man stelle z. B. ein Kerzenlicht a b vor der im Schirm S
befindlichen Oeffnung o (Fig. 72) auf: man erhält dann, wie aus dem

[Abbildung] Fig. 72.
Gang der Randstrahlen a a',
b b' ersichtlich ist, auf dem
in einiger Entfernung von S
befindlichen zweiten Schirm
S' ein umgekehrtes Bild
von a b, dessen Grösse mit
der Entfernung des Schirms
von der Oeffnung o zu-
nimmt. Dieses Bild bleibt dasselbe, ob die kleine Oeffnung o rund
oder viereckig oder wie immer gestaltet sein möge. Denn der von
jedem Punkt der Lichtquelle ausgehende Strahlenkegel entwirft ein
Bildchen o auf dem Schirm, die unendlich nahe bei einander liegen-
den und sich theilweise deckenden Bildchen der Oeffnung geben aber
zusammen das Bild der Lichtquelle. Benützt man daher die Sonne
als Lichtquelle, so erhält man regelmässig ein Bild der Sonnenscheibe;
zur Zeit einer Sonnenfinsterniss erscheint statt des runden das sichel-
förmige Bild des unbedeckten Theils der Sonnenscheibe.

Da sich das Licht nach allen Richtungen des Raumes ausbreitet,126
Abnahme der
Lichtintensität
mit der Entfer-
nung. Photo-
meter.

so muss die Beleuchtungsstärke im Verhältniss des Quadrates der
Entfernung von der Lichtquelle abnehmen. Wenn der leuchtende

[Abbildung] Fig. 73.
Punkt a (Fig 73), der von concentrischen
Kugeloberflächen umgeben ist, einmal die
ihm nähere und ein anderes Mal die ihm
fernere Kugelfläche beleuchtet, so wird im
ersten Fall ebenso viel Licht wie im zwei-
ten nach der beleuchteten Oberfläche ge-
langen. Die Lichtintensität in jedem ein-
zelnen Punkte der successiv erleuchteten
Kugelflächen verhält sich aber umgekehrt
wie die Grösse derselben; da die Kugel-
oberflächen wie die Quadrate ihrer Halb-
messer zunehmen, so stehen demnach die
Lichtintensitäten im umgekehrten Verhältniss des Quadrates der Ent-
fernungen von der Lichtquelle. Die Lichtintensität in der Entfernung

Intensität des Lichtes.
Lichtquellen nicht punktförmig sind, sondern eine gewisse Ausdehnung
besitzen, so erklärt es sich, dass die Schatten gewöhnlich von Halb-
schatten umgeben werden, welche lerztere an Breite zunehmen, je
weiter man sich von dem schattengebenden Körper entfernt.

2) Wenn man vor eine enge Oeffnung eine Lichtquelle bringt,
so giebt das hinter der Oeffnung aufgefangene Licht immer ein um-
gekehrtes Bild der Lichtquelle, welches auch die Form der Oeffnung
sein möge. Man stelle z. B. ein Kerzenlicht a b vor der im Schirm S
befindlichen Oeffnung o (Fig. 72) auf: man erhält dann, wie aus dem

[Abbildung] Fig. 72.
Gang der Randstrahlen a a',
b b' ersichtlich ist, auf dem
in einiger Entfernung von S
befindlichen zweiten Schirm
S' ein umgekehrtes Bild
von a b, dessen Grösse mit
der Entfernung des Schirms
von der Oeffnung o zu-
nimmt. Dieses Bild bleibt dasselbe, ob die kleine Oeffnung o rund
oder viereckig oder wie immer gestaltet sein möge. Denn der von
jedem Punkt der Lichtquelle ausgehende Strahlenkegel entwirft ein
Bildchen o auf dem Schirm, die unendlich nahe bei einander liegen-
den und sich theilweise deckenden Bildchen der Oeffnung geben aber
zusammen das Bild der Lichtquelle. Benützt man daher die Sonne
als Lichtquelle, so erhält man regelmässig ein Bild der Sonnenscheibe;
zur Zeit einer Sonnenfinsterniss erscheint statt des runden das sichel-
förmige Bild des unbedeckten Theils der Sonnenscheibe.

Da sich das Licht nach allen Richtungen des Raumes ausbreitet,126
Abnahme der
Lichtintensität
mit der Entfer-
nung. Photo-
meter.

so muss die Beleuchtungsstärke im Verhältniss des Quadrates der
Entfernung von der Lichtquelle abnehmen. Wenn der leuchtende

[Abbildung] Fig. 73.
Punkt a (Fig 73), der von concentrischen
Kugeloberflächen umgeben ist, einmal die
ihm nähere und ein anderes Mal die ihm
fernere Kugelfläche beleuchtet, so wird im
ersten Fall ebenso viel Licht wie im zwei-
ten nach der beleuchteten Oberfläche ge-
langen. Die Lichtintensität in jedem ein-
zelnen Punkte der successiv erleuchteten
Kugelflächen verhält sich aber umgekehrt
wie die Grösse derselben; da die Kugel-
oberflächen wie die Quadrate ihrer Halb-
messer zunehmen, so stehen demnach die
Lichtintensitäten im umgekehrten Verhältniss des Quadrates der Ent-
fernungen von der Lichtquelle. Die Lichtintensität in der Entfernung

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0211" n="189"/><fw place="top" type="header">Intensität des Lichtes.</fw><lb/>
Lichtquellen nicht punktförmig sind, sondern eine gewisse Ausdehnung<lb/>
besitzen, so erklärt es sich, dass die Schatten gewöhnlich von Halb-<lb/>
schatten umgeben werden, welche lerztere an Breite zunehmen, je<lb/>
weiter man sich von dem schattengebenden Körper entfernt.</p><lb/>
            <p>2) Wenn man vor eine enge Oeffnung eine Lichtquelle bringt,<lb/>
so giebt das hinter der Oeffnung aufgefangene Licht immer ein um-<lb/>
gekehrtes Bild der Lichtquelle, welches auch die Form der Oeffnung<lb/>
sein möge. Man stelle z. B. ein Kerzenlicht a b vor der im Schirm S<lb/>
befindlichen Oeffnung o (Fig. 72) auf: man erhält dann, wie aus dem<lb/><figure><head>Fig. 72.</head></figure><lb/>
Gang der Randstrahlen a a',<lb/>
b b' ersichtlich ist, auf dem<lb/>
in einiger Entfernung von S<lb/>
befindlichen zweiten Schirm<lb/>
S' ein umgekehrtes Bild<lb/>
von a b, dessen Grösse mit<lb/>
der Entfernung des Schirms<lb/>
von der Oeffnung o zu-<lb/>
nimmt. Dieses Bild bleibt dasselbe, ob die kleine Oeffnung o rund<lb/>
oder viereckig oder wie immer gestaltet sein möge. Denn der von<lb/>
jedem Punkt der Lichtquelle ausgehende Strahlenkegel entwirft ein<lb/>
Bildchen o auf dem Schirm, die unendlich nahe bei einander liegen-<lb/>
den und sich theilweise deckenden Bildchen der Oeffnung geben aber<lb/>
zusammen das Bild der Lichtquelle. Benützt man daher die Sonne<lb/>
als Lichtquelle, so erhält man regelmässig ein Bild der Sonnenscheibe;<lb/>
zur Zeit einer Sonnenfinsterniss erscheint statt des runden das sichel-<lb/>
förmige Bild des unbedeckten Theils der Sonnenscheibe.</p><lb/>
            <p>Da sich das Licht nach allen Richtungen des Raumes ausbreitet,<note place="right">126<lb/>
Abnahme der<lb/>
Lichtintensität<lb/>
mit der Entfer-<lb/>
nung. Photo-<lb/>
meter.</note><lb/>
so muss die Beleuchtungsstärke im Verhältniss des Quadrates der<lb/>
Entfernung von der Lichtquelle abnehmen. Wenn der leuchtende<lb/><figure><head>Fig. 73.</head></figure><lb/>
Punkt a (Fig 73), der von concentrischen<lb/>
Kugeloberflächen umgeben ist, einmal die<lb/>
ihm nähere und ein anderes Mal die ihm<lb/>
fernere Kugelfläche beleuchtet, so wird im<lb/>
ersten Fall ebenso viel Licht wie im zwei-<lb/>
ten nach der beleuchteten Oberfläche ge-<lb/>
langen. Die Lichtintensität in jedem ein-<lb/>
zelnen Punkte der successiv erleuchteten<lb/>
Kugelflächen verhält sich aber umgekehrt<lb/>
wie die Grösse derselben; da die Kugel-<lb/>
oberflächen wie die Quadrate ihrer Halb-<lb/>
messer zunehmen, so stehen demnach die<lb/>
Lichtintensitäten im umgekehrten Verhältniss des Quadrates der Ent-<lb/>
fernungen von der Lichtquelle. Die Lichtintensität in der Entfernung<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0211] Intensität des Lichtes. Lichtquellen nicht punktförmig sind, sondern eine gewisse Ausdehnung besitzen, so erklärt es sich, dass die Schatten gewöhnlich von Halb- schatten umgeben werden, welche lerztere an Breite zunehmen, je weiter man sich von dem schattengebenden Körper entfernt. 2) Wenn man vor eine enge Oeffnung eine Lichtquelle bringt, so giebt das hinter der Oeffnung aufgefangene Licht immer ein um- gekehrtes Bild der Lichtquelle, welches auch die Form der Oeffnung sein möge. Man stelle z. B. ein Kerzenlicht a b vor der im Schirm S befindlichen Oeffnung o (Fig. 72) auf: man erhält dann, wie aus dem [Abbildung Fig. 72.] Gang der Randstrahlen a a', b b' ersichtlich ist, auf dem in einiger Entfernung von S befindlichen zweiten Schirm S' ein umgekehrtes Bild von a b, dessen Grösse mit der Entfernung des Schirms von der Oeffnung o zu- nimmt. Dieses Bild bleibt dasselbe, ob die kleine Oeffnung o rund oder viereckig oder wie immer gestaltet sein möge. Denn der von jedem Punkt der Lichtquelle ausgehende Strahlenkegel entwirft ein Bildchen o auf dem Schirm, die unendlich nahe bei einander liegen- den und sich theilweise deckenden Bildchen der Oeffnung geben aber zusammen das Bild der Lichtquelle. Benützt man daher die Sonne als Lichtquelle, so erhält man regelmässig ein Bild der Sonnenscheibe; zur Zeit einer Sonnenfinsterniss erscheint statt des runden das sichel- förmige Bild des unbedeckten Theils der Sonnenscheibe. Da sich das Licht nach allen Richtungen des Raumes ausbreitet, so muss die Beleuchtungsstärke im Verhältniss des Quadrates der Entfernung von der Lichtquelle abnehmen. Wenn der leuchtende [Abbildung Fig. 73.] Punkt a (Fig 73), der von concentrischen Kugeloberflächen umgeben ist, einmal die ihm nähere und ein anderes Mal die ihm fernere Kugelfläche beleuchtet, so wird im ersten Fall ebenso viel Licht wie im zwei- ten nach der beleuchteten Oberfläche ge- langen. Die Lichtintensität in jedem ein- zelnen Punkte der successiv erleuchteten Kugelflächen verhält sich aber umgekehrt wie die Grösse derselben; da die Kugel- oberflächen wie die Quadrate ihrer Halb- messer zunehmen, so stehen demnach die Lichtintensitäten im umgekehrten Verhältniss des Quadrates der Ent- fernungen von der Lichtquelle. Die Lichtintensität in der Entfernung 126 Abnahme der Lichtintensität mit der Entfer- nung. Photo- meter.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/211
Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/211>, abgerufen am 04.12.2024.