Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Reflexion des Lichtes.
nach dem allgemeinen Reflexionsgesetz so gelegen sein muss, dass der im Punkte x
auf den Spiegel fallende Strahl b x mit dem reflectirten Strahl x o einen Winkel bil-
det, welcher durch die Richtung des Stäbchens n' die in diesem Fall die Richtung
des Einfallslothes ist, halbirt wird. Der Winkel b x o, den man durch Ablesung mit
dem Fernrohr misst, ist also doppelt so gross als der Ablenkungswinkel n' x o des
Stäbchens. Als Elemente für die Bestimmung des Winkels b x o hat man 1) die un-
mittelbar an dem Maassstab abgelesene Entfernung a b und 2) die ein für allemal
gemessene Entfernung x a. Es ist tgt. b x o = [Formel 1] oder, wenn man den Ablen-
kungswinkel n' x o des Stäbchens mit a bezeichnet, tgt. 2 a = [Formel 2] Die hier be-
schriebene Messungsmethode dient z. B., um die Ablenkung von Magnetstäbchen, auf
die ein elektrischer Strom oder ein anderer Magnet einwirkt, zu bestimmen. Auch
zur Messung von Krystallwinkeln hat man die Spiegelung an ebenen Flächen ange-
wandt. Fängt man nämlich das von zwei an einander stossenden Krystallflächen ge-
spiegelte Licht successiv in derselben Richtung auf, so muss man dabei den Krystall
um einen Winkel drehen, welcher den Winkel, den die beiden Krystallflächen mit
einander bilden, zu 180° ergänzt. Hierauf beruht das Reflexionsgoniometer von Wol-
laston
.

Jede gekrümmte Fläche kann man als zusammengesetzt aus134
Reflexion des
Lichtes an ge-
krümmten Flä-
chen. Der Con-
vexspiegel.

einer unendlichen Zahl an einander stossender ebener Flächen be-
trachten. Um daher die Richtung, in welcher irgend ein auf die ge-
krümmte Oberfläche (Fig. 83) fallender Strahl reflectirt wird, zu fin-

[Abbildung] Fig. 83.
den, lege man an den Punkt f, an welchem der Strahl
a f auf die Fläche auftrifft, eine tangirende Ebene e e'.
Da der Punkt f dieser tangirenden Ebene angehört,
so steht eine senkrecht zur letzteren errichtete Linie
l f zugleich auf dem Punkt f senkrecht: folglich ist
die mit der Richtung des Krümmungsradius zusammen-
fallende Linie l f das Einfallsloth, und f b ist die
Richtung des reflectirten Strahls, wenn f b mit a f
und l f in derselben Ebene liegt und der Winkel b f l gleich dem
Winkel a f l ist. Je nach der Seite, welche die gekrümmte reflecti-
rende Oberfläche den Lichtstrahlen darbietet, bezeichnet man eine
solche Oberfläche als Convex- oder als Concavspiegel.

[Abbildung] Fig. 84.

Wenn die von einem leuchten-
den Punkte a ausgehenden Licht-
strahlen a f, a g auf den kugelför-
migen Convexspiegel F F (Fig.
84) fallen, so werden dieselben
nach dem Reflexionsgesetz nach
den Richtungen f i, g h zurückge-
worfen. Verlängert man diese Rich-
tungen der zurückgeworfenen Strah-
len, bis sie sich durchschneiden,

Reflexion des Lichtes.
nach dem allgemeinen Reflexionsgesetz so gelegen sein muss, dass der im Punkte x
auf den Spiegel fallende Strahl b x mit dem reflectirten Strahl x o einen Winkel bil-
det, welcher durch die Richtung des Stäbchens n' die in diesem Fall die Richtung
des Einfallslothes ist, halbirt wird. Der Winkel b x o, den man durch Ablesung mit
dem Fernrohr misst, ist also doppelt so gross als der Ablenkungswinkel n' x o des
Stäbchens. Als Elemente für die Bestimmung des Winkels b x o hat man 1) die un-
mittelbar an dem Maassstab abgelesene Entfernung a b und 2) die ein für allemal
gemessene Entfernung x a. Es ist tgt. b x o = [Formel 1] oder, wenn man den Ablen-
kungswinkel n' x o des Stäbchens mit α bezeichnet, tgt. 2 α = [Formel 2] Die hier be-
schriebene Messungsmethode dient z. B., um die Ablenkung von Magnetstäbchen, auf
die ein elektrischer Strom oder ein anderer Magnet einwirkt, zu bestimmen. Auch
zur Messung von Krystallwinkeln hat man die Spiegelung an ebenen Flächen ange-
wandt. Fängt man nämlich das von zwei an einander stossenden Krystallflächen ge-
spiegelte Licht successiv in derselben Richtung auf, so muss man dabei den Krystall
um einen Winkel drehen, welcher den Winkel, den die beiden Krystallflächen mit
einander bilden, zu 180° ergänzt. Hierauf beruht das Reflexionsgoniometer von Wol-
laston
.

Jede gekrümmte Fläche kann man als zusammengesetzt aus134
Reflexion des
Lichtes an ge-
krümmten Flä-
chen. Der Con-
vexspiegel.

einer unendlichen Zahl an einander stossender ebener Flächen be-
trachten. Um daher die Richtung, in welcher irgend ein auf die ge-
krümmte Oberfläche (Fig. 83) fallender Strahl reflectirt wird, zu fin-

[Abbildung] Fig. 83.
den, lege man an den Punkt f, an welchem der Strahl
a f auf die Fläche auftrifft, eine tangirende Ebene e e'.
Da der Punkt f dieser tangirenden Ebene angehört,
so steht eine senkrecht zur letzteren errichtete Linie
l f zugleich auf dem Punkt f senkrecht: folglich ist
die mit der Richtung des Krümmungsradius zusammen-
fallende Linie l f das Einfallsloth, und f b ist die
Richtung des reflectirten Strahls, wenn f b mit a f
und l f in derselben Ebene liegt und der Winkel b f l gleich dem
Winkel a f l ist. Je nach der Seite, welche die gekrümmte reflecti-
rende Oberfläche den Lichtstrahlen darbietet, bezeichnet man eine
solche Oberfläche als Convex- oder als Concavspiegel.

[Abbildung] Fig. 84.

Wenn die von einem leuchten-
den Punkte a ausgehenden Licht-
strahlen a f, a g auf den kugelför-
migen Convexspiegel F F (Fig.
84) fallen, so werden dieselben
nach dem Reflexionsgesetz nach
den Richtungen f i, g h zurückge-
worfen. Verlängert man diese Rich-
tungen der zurückgeworfenen Strah-
len, bis sie sich durchschneiden,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0221" n="199"/><fw place="top" type="header">Reflexion des Lichtes.</fw><lb/>
nach dem allgemeinen Reflexionsgesetz so gelegen sein muss, dass der im Punkte x<lb/>
auf den Spiegel fallende Strahl b x mit dem reflectirten Strahl x o einen Winkel bil-<lb/>
det, welcher durch die Richtung des Stäbchens n' die in diesem Fall die Richtung<lb/>
des Einfallslothes ist, halbirt wird. Der Winkel b x o, den man durch Ablesung mit<lb/>
dem Fernrohr misst, ist also doppelt so gross als der Ablenkungswinkel n' x o des<lb/>
Stäbchens. Als Elemente für die Bestimmung des Winkels b x o hat man 1) die un-<lb/>
mittelbar an dem Maassstab abgelesene Entfernung a b und 2) die ein für allemal<lb/>
gemessene Entfernung x a. Es ist tgt. b x o = <formula/> oder, wenn man den Ablen-<lb/>
kungswinkel n' x o des Stäbchens mit <hi rendition="#i">&#x03B1;</hi> bezeichnet, tgt. 2 <hi rendition="#i">&#x03B1;</hi> = <formula/> Die hier be-<lb/>
schriebene Messungsmethode dient z. B., um die Ablenkung von Magnetstäbchen, auf<lb/>
die ein elektrischer Strom oder ein anderer Magnet einwirkt, zu bestimmen. Auch<lb/>
zur Messung von Krystallwinkeln hat man die Spiegelung an ebenen Flächen ange-<lb/>
wandt. Fängt man nämlich das von zwei an einander stossenden Krystallflächen ge-<lb/>
spiegelte Licht successiv in derselben Richtung auf, so muss man dabei den Krystall<lb/>
um einen Winkel drehen, welcher den Winkel, den die beiden Krystallflächen mit<lb/>
einander bilden, zu 180° ergänzt. Hierauf beruht das Reflexionsgoniometer von <hi rendition="#g">Wol-<lb/>
laston</hi>.</p><lb/>
            <p>Jede gekrümmte Fläche kann man als zusammengesetzt aus<note place="right">134<lb/>
Reflexion des<lb/>
Lichtes an ge-<lb/>
krümmten Flä-<lb/>
chen. Der Con-<lb/>
vexspiegel.</note><lb/>
einer unendlichen Zahl an einander stossender ebener Flächen be-<lb/>
trachten. Um daher die Richtung, in welcher irgend ein auf die ge-<lb/>
krümmte Oberfläche (Fig. 83) fallender Strahl reflectirt wird, zu fin-<lb/><figure><head>Fig. 83.</head></figure><lb/>
den, lege man an den Punkt f, an welchem der Strahl<lb/>
a f auf die Fläche auftrifft, eine tangirende Ebene e e'.<lb/>
Da der Punkt f dieser tangirenden Ebene angehört,<lb/>
so steht eine senkrecht zur letzteren errichtete Linie<lb/>
l f zugleich auf dem Punkt f senkrecht: folglich ist<lb/>
die mit der Richtung des Krümmungsradius zusammen-<lb/>
fallende Linie l f das Einfallsloth, und f b ist die<lb/>
Richtung des reflectirten Strahls, wenn f b mit a f<lb/>
und l f in derselben Ebene liegt und der Winkel b f l gleich dem<lb/>
Winkel a f l ist. Je nach der Seite, welche die gekrümmte reflecti-<lb/>
rende Oberfläche den Lichtstrahlen darbietet, bezeichnet man eine<lb/>
solche Oberfläche als <hi rendition="#g">Convex</hi>- oder als <hi rendition="#g">Concavspiegel</hi>.</p><lb/>
            <figure>
              <head>Fig. 84.</head>
            </figure><lb/>
            <p>Wenn die von einem leuchten-<lb/>
den Punkte a ausgehenden Licht-<lb/>
strahlen a f, a g auf den kugelför-<lb/>
migen <hi rendition="#g">Convexspiegel</hi> F F (Fig.<lb/>
84) fallen, so werden dieselben<lb/>
nach dem Reflexionsgesetz nach<lb/>
den Richtungen f i, g h zurückge-<lb/>
worfen. Verlängert man diese Rich-<lb/>
tungen der zurückgeworfenen Strah-<lb/>
len, bis sie sich durchschneiden,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[199/0221] Reflexion des Lichtes. nach dem allgemeinen Reflexionsgesetz so gelegen sein muss, dass der im Punkte x auf den Spiegel fallende Strahl b x mit dem reflectirten Strahl x o einen Winkel bil- det, welcher durch die Richtung des Stäbchens n' die in diesem Fall die Richtung des Einfallslothes ist, halbirt wird. Der Winkel b x o, den man durch Ablesung mit dem Fernrohr misst, ist also doppelt so gross als der Ablenkungswinkel n' x o des Stäbchens. Als Elemente für die Bestimmung des Winkels b x o hat man 1) die un- mittelbar an dem Maassstab abgelesene Entfernung a b und 2) die ein für allemal gemessene Entfernung x a. Es ist tgt. b x o = [FORMEL] oder, wenn man den Ablen- kungswinkel n' x o des Stäbchens mit α bezeichnet, tgt. 2 α = [FORMEL] Die hier be- schriebene Messungsmethode dient z. B., um die Ablenkung von Magnetstäbchen, auf die ein elektrischer Strom oder ein anderer Magnet einwirkt, zu bestimmen. Auch zur Messung von Krystallwinkeln hat man die Spiegelung an ebenen Flächen ange- wandt. Fängt man nämlich das von zwei an einander stossenden Krystallflächen ge- spiegelte Licht successiv in derselben Richtung auf, so muss man dabei den Krystall um einen Winkel drehen, welcher den Winkel, den die beiden Krystallflächen mit einander bilden, zu 180° ergänzt. Hierauf beruht das Reflexionsgoniometer von Wol- laston. Jede gekrümmte Fläche kann man als zusammengesetzt aus einer unendlichen Zahl an einander stossender ebener Flächen be- trachten. Um daher die Richtung, in welcher irgend ein auf die ge- krümmte Oberfläche (Fig. 83) fallender Strahl reflectirt wird, zu fin- [Abbildung Fig. 83.] den, lege man an den Punkt f, an welchem der Strahl a f auf die Fläche auftrifft, eine tangirende Ebene e e'. Da der Punkt f dieser tangirenden Ebene angehört, so steht eine senkrecht zur letzteren errichtete Linie l f zugleich auf dem Punkt f senkrecht: folglich ist die mit der Richtung des Krümmungsradius zusammen- fallende Linie l f das Einfallsloth, und f b ist die Richtung des reflectirten Strahls, wenn f b mit a f und l f in derselben Ebene liegt und der Winkel b f l gleich dem Winkel a f l ist. Je nach der Seite, welche die gekrümmte reflecti- rende Oberfläche den Lichtstrahlen darbietet, bezeichnet man eine solche Oberfläche als Convex- oder als Concavspiegel. 134 Reflexion des Lichtes an ge- krümmten Flä- chen. Der Con- vexspiegel. [Abbildung Fig. 84.] Wenn die von einem leuchten- den Punkte a ausgehenden Licht- strahlen a f, a g auf den kugelför- migen Convexspiegel F F (Fig. 84) fallen, so werden dieselben nach dem Reflexionsgesetz nach den Richtungen f i, g h zurückge- worfen. Verlängert man diese Rich- tungen der zurückgeworfenen Strah- len, bis sie sich durchschneiden,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/221
Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/221>, abgerufen am 04.12.2024.