ebene geht. Die genannten Cardinalpunkte müssen auch im Auge zu finden sein, da dasselbe eine von einem annähernd gleichförmigen Medium umgebene Sammellinse enthält, zugleich aber werden hier durch das Hinzutreten der Brechung an der Hornhaut die Bedingungen complicirt werden müssen.
Wäre bloss die Brechung an einer Trennungsfläche vorhanden, so würden die beiden Knotenpunkte in einen einzigen Punkt, den Krümmungsmittelpunkt, zusammenfallen. Dieser Punkt würde aber nicht die Eigenschaft eines Hauptpunktes besitzen. Wenn man in ihm eine senkrechte Ebene errichtete, so würde ein Strahl, der im ersten Medium gegen einen bestimmten Punkt dieser Ebene gerichtet wäre, nach der Brechung gegen einen andern Punkt derselben Ebene ge- richtet sein. Die Richtung des gebrochenen und des ungebrochenen Strahls treffen in diesem Fall immer nur in demjenigen Punkte zu- sammen, welcher der brechenden Fläche selbst angehört, und an wel- chem unmittelbar die Brechung stattfindet. Man kann daher sagen, dass hier der einfache Hauptpunkt in dem Scheitel der brechenden Fläche selbst liegt. Für die Brechung an einer einzigen Fläche mit verschiedenen Medien auf beiden Seiten fallen somit die zwei Knoten- punkte und die zwei Hauptpunkte in je einen zusammen, aber der einfache Knotenpunkt ist verschieden von dem einfachen Hauptpunkt: jener ist mit dem Krümmungsmittelpunkt, dieser mit dem Scheitel- punkt identisch. Geht nun das hier vorausgesetzte einfache System in ein complicirteres über, indem weitere brechende Flächen hinzu- treten, so werden wieder je zwei Knotenpunkte und Hauptpunkte zu unterscheiden sein. Sobald aber das erste und das letzte Medium von einander verschieden sind, tritt zugleich die weitere Modification ein, dass die beiden Hauptpunkte nicht mehr mit den beiden Knotenpunkten zusammenfallen. Für ein zusammengesetztes optisches System von der Beschaffenheit des Auges erhalten wir dem- nach sechs optische Cardinalpunkte, mittelst deren sich nach den in §. 151 gegebenen Regeln unter Berücksichtigung der leicht zu übersehenden Modificationen, welche das Auseinanderfallen der Haupt- und Knotenpunkte bedingt, der Gang der Lichtstrahlen verfolgen lässt. Für das menschliche Auge sind diese Cardinalpunkte:
1) der erste Hauptpunkt: 2,1746 Mm. hinter der Vorderfläche der Hornhaut;
2) der zweite Hauptpunkt: 2,5724 Mm. hinter der Vorderfläche der Hornhaut;
3) der erste Knotenpunkt: 0,7580 Mm. vor der Hinterfläche der Linse;
4) der zweite Knotenpunkt: 0,3602 Mm. vor der Hinterfläche der Linse;
5) der erste Brennpunkt: 12,8326 Mm. vor der Hornhaut;
Das Auge.
ebene geht. Die genannten Cardinalpunkte müssen auch im Auge zu finden sein, da dasselbe eine von einem annähernd gleichförmigen Medium umgebene Sammellinse enthält, zugleich aber werden hier durch das Hinzutreten der Brechung an der Hornhaut die Bedingungen complicirt werden müssen.
Wäre bloss die Brechung an einer Trennungsfläche vorhanden, so würden die beiden Knotenpunkte in einen einzigen Punkt, den Krümmungsmittelpunkt, zusammenfallen. Dieser Punkt würde aber nicht die Eigenschaft eines Hauptpunktes besitzen. Wenn man in ihm eine senkrechte Ebene errichtete, so würde ein Strahl, der im ersten Medium gegen einen bestimmten Punkt dieser Ebene gerichtet wäre, nach der Brechung gegen einen andern Punkt derselben Ebene ge- richtet sein. Die Richtung des gebrochenen und des ungebrochenen Strahls treffen in diesem Fall immer nur in demjenigen Punkte zu- sammen, welcher der brechenden Fläche selbst angehört, und an wel- chem unmittelbar die Brechung stattfindet. Man kann daher sagen, dass hier der einfache Hauptpunkt in dem Scheitel der brechenden Fläche selbst liegt. Für die Brechung an einer einzigen Fläche mit verschiedenen Medien auf beiden Seiten fallen somit die zwei Knoten- punkte und die zwei Hauptpunkte in je einen zusammen, aber der einfache Knotenpunkt ist verschieden von dem einfachen Hauptpunkt: jener ist mit dem Krümmungsmittelpunkt, dieser mit dem Scheitel- punkt identisch. Geht nun das hier vorausgesetzte einfache System in ein complicirteres über, indem weitere brechende Flächen hinzu- treten, so werden wieder je zwei Knotenpunkte und Hauptpunkte zu unterscheiden sein. Sobald aber das erste und das letzte Medium von einander verschieden sind, tritt zugleich die weitere Modification ein, dass die beiden Hauptpunkte nicht mehr mit den beiden Knotenpunkten zusammenfallen. Für ein zusammengesetztes optisches System von der Beschaffenheit des Auges erhalten wir dem- nach sechs optische Cardinalpunkte, mittelst deren sich nach den in §. 151 gegebenen Regeln unter Berücksichtigung der leicht zu übersehenden Modificationen, welche das Auseinanderfallen der Haupt- und Knotenpunkte bedingt, der Gang der Lichtstrahlen verfolgen lässt. Für das menschliche Auge sind diese Cardinalpunkte:
1) der erste Hauptpunkt: 2,1746 Mm. hinter der Vorderfläche der Hornhaut;
2) der zweite Hauptpunkt: 2,5724 Mm. hinter der Vorderfläche der Hornhaut;
3) der erste Knotenpunkt: 0,7580 Mm. vor der Hinterfläche der Linse;
4) der zweite Knotenpunkt: 0,3602 Mm. vor der Hinterfläche der Linse;
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Das Auge.
ebene geht. Die genannten Cardinalpunkte müssen auch im Auge zu
finden sein, da dasselbe eine von einem annähernd gleichförmigen
Medium umgebene Sammellinse enthält, zugleich aber werden hier
durch das Hinzutreten der Brechung an der Hornhaut die Bedingungen
complicirt werden müssen.
Wäre bloss die Brechung an einer Trennungsfläche vorhanden,
so würden die beiden Knotenpunkte in einen einzigen Punkt, den
Krümmungsmittelpunkt, zusammenfallen. Dieser Punkt würde aber
nicht die Eigenschaft eines Hauptpunktes besitzen. Wenn man in ihm
eine senkrechte Ebene errichtete, so würde ein Strahl, der im ersten
Medium gegen einen bestimmten Punkt dieser Ebene gerichtet wäre,
nach der Brechung gegen einen andern Punkt derselben Ebene ge-
richtet sein. Die Richtung des gebrochenen und des ungebrochenen
Strahls treffen in diesem Fall immer nur in demjenigen Punkte zu-
sammen, welcher der brechenden Fläche selbst angehört, und an wel-
chem unmittelbar die Brechung stattfindet. Man kann daher sagen,
dass hier der einfache Hauptpunkt in dem Scheitel der brechenden
Fläche selbst liegt. Für die Brechung an einer einzigen Fläche mit
verschiedenen Medien auf beiden Seiten fallen somit die zwei Knoten-
punkte und die zwei Hauptpunkte in je einen zusammen, aber der
einfache Knotenpunkt ist verschieden von dem einfachen Hauptpunkt:
jener ist mit dem Krümmungsmittelpunkt, dieser mit dem Scheitel-
punkt identisch. Geht nun das hier vorausgesetzte einfache System
in ein complicirteres über, indem weitere brechende Flächen hinzu-
treten, so werden wieder je zwei Knotenpunkte und Hauptpunkte zu
unterscheiden sein. Sobald aber das erste und das letzte Medium von
einander verschieden sind, tritt zugleich die weitere Modification ein,
dass die beiden Hauptpunkte nicht mehr mit den beiden
Knotenpunkten zusammenfallen. Für ein zusammengesetztes
optisches System von der Beschaffenheit des Auges erhalten wir dem-
nach sechs optische Cardinalpunkte, mittelst deren sich nach
den in §. 151 gegebenen Regeln unter Berücksichtigung der leicht zu
übersehenden Modificationen, welche das Auseinanderfallen der Haupt-
und Knotenpunkte bedingt, der Gang der Lichtstrahlen verfolgen lässt.
Für das menschliche Auge sind diese Cardinalpunkte:
1) der erste Hauptpunkt: 2,1746 Mm. hinter der Vorderfläche
der Hornhaut;
2) der zweite Hauptpunkt: 2,5724 Mm. hinter der Vorderfläche
der Hornhaut;
3) der erste Knotenpunkt: 0,7580 Mm. vor der Hinterfläche
der Linse;
4) der zweite Knotenpunkt: 0,3602 Mm. vor der Hinterfläche
der Linse;
5) der erste Brennpunkt: 12,8326 Mm. vor der Hornhaut;
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/291>, abgerufen am 05.12.2024.
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