Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Von dem Lichte.
und sphärische Abweichung möglichst zu vermeiden. Ausser von dem
angewandten Linsensystem ist die Deutlichkeit des Bildes noch wesent-
lich von der Intensität der Beleuchtung abhängig. Es ist klar, dass das
Object a' b' (Fig. 104 A) sehr stark beleuchtet werden muss, da das von
a' b' ausgehende Licht sich in dem Bilde a b auf eine viel grössere
Fläche vertheilt. Je höher man die Vergrösserung treibt, um so mehr
wird daher die Lichtstärke des Bildes geschwächt. Ausserdem geht
bei der Brechung durch ein Linsensystem immer Licht in Folge von
Reflexion und Absorption verloren. Diese Wichtigkeit der Beleuch-
tung ist die Veranlassung, dass man die Bildmikroskope hauptsäch-
lich nach den angewandten Beleuchtungsmethoden unterscheidet. Bei
den Sonnenmikroskopen dient das Sonnenlicht, bei den Gas-
mikroskopen
das durch Verbrennung eines Kalkcylinders in Hy-
drooxygengas erzeugte Licht, bei den photoelektrischen Mikro-
skopen das zwischen zwei Kohlenspitzen durch eine starke elektrische
Batterie hervorgebrachte Licht zur Beleuchtung. Von allen diesen
Formen des Bildmikroskops ist noch immer das Sonnenmikroskop
das vorzüglichste, weil es allein bei stärkeren Vergrösserungen eine
ausreichende Lichtintensität giebt. Die wesentliche Einrichtung der
Bildmikroskope ist übrigens bei diesen verschiedenen Arten der Be-
leuchtung eine ziemlich übereinstimmende (s. Fig. 129). Abgesehen
[Abbildung] Fig. 129.
von dem bildentwerfenden achromatischen Linsensysem L, welches nach
dem in §. 166 auseinandergesetzten Princip aus mehreren, gewöhnlich
drei, hintereinander liegenden achromatischen Combinationen zusam-
mengesetzt ist, hat man an demselben das zwischen zwei Glasplatten
eingeschlossene Object a b, das sich jenseits des vordern Brennpunk-
tes f des Linsensystems befindet, den bildauffangenden Schirm S' S'
und den Beleuchtungsapparat zu unterscheiden. Der letztere besteht,
um das in irgend einer der genannten Weisen erzeugte Licht auf das
Object concentriren zu können, entweder in einem Hohlspiegel oder
in einem Planspiegel mit einer Convexlinse (S und C, Fig. 129). Das
auf dem Schirm entworfene Bild a' b' ist das Schattenbild des

Von dem Lichte.
und sphärische Abweichung möglichst zu vermeiden. Ausser von dem
angewandten Linsensystem ist die Deutlichkeit des Bildes noch wesent-
lich von der Intensität der Beleuchtung abhängig. Es ist klar, dass das
Object a' b' (Fig. 104 A) sehr stark beleuchtet werden muss, da das von
a' b' ausgehende Licht sich in dem Bilde a b auf eine viel grössere
Fläche vertheilt. Je höher man die Vergrösserung treibt, um so mehr
wird daher die Lichtstärke des Bildes geschwächt. Ausserdem geht
bei der Brechung durch ein Linsensystem immer Licht in Folge von
Reflexion und Absorption verloren. Diese Wichtigkeit der Beleuch-
tung ist die Veranlassung, dass man die Bildmikroskope hauptsäch-
lich nach den angewandten Beleuchtungsmethoden unterscheidet. Bei
den Sonnenmikroskopen dient das Sonnenlicht, bei den Gas-
mikroskopen
das durch Verbrennung eines Kalkcylinders in Hy-
drooxygengas erzeugte Licht, bei den photoelektrischen Mikro-
skopen das zwischen zwei Kohlenspitzen durch eine starke elektrische
Batterie hervorgebrachte Licht zur Beleuchtung. Von allen diesen
Formen des Bildmikroskops ist noch immer das Sonnenmikroskop
das vorzüglichste, weil es allein bei stärkeren Vergrösserungen eine
ausreichende Lichtintensität giebt. Die wesentliche Einrichtung der
Bildmikroskope ist übrigens bei diesen verschiedenen Arten der Be-
leuchtung eine ziemlich übereinstimmende (s. Fig. 129). Abgesehen
[Abbildung] Fig. 129.
von dem bildentwerfenden achromatischen Linsensysem L, welches nach
dem in §. 166 auseinandergesetzten Princip aus mehreren, gewöhnlich
drei, hintereinander liegenden achromatischen Combinationen zusam-
mengesetzt ist, hat man an demselben das zwischen zwei Glasplatten
eingeschlossene Object a b, das sich jenseits des vordern Brennpunk-
tes f des Linsensystems befindet, den bildauffangenden Schirm S' S'
und den Beleuchtungsapparat zu unterscheiden. Der letztere besteht,
um das in irgend einer der genannten Weisen erzeugte Licht auf das
Object concentriren zu können, entweder in einem Hohlspiegel oder
in einem Planspiegel mit einer Convexlinse (S und C, Fig. 129). Das
auf dem Schirm entworfene Bild a' b' ist das Schattenbild des

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0300" n="278"/><fw place="top" type="header">Von dem Lichte.</fw><lb/>
und sphärische Abweichung möglichst zu vermeiden. Ausser von dem<lb/>
angewandten Linsensystem ist die Deutlichkeit des Bildes noch wesent-<lb/>
lich von der Intensität der Beleuchtung abhängig. Es ist klar, dass das<lb/>
Object a' b' (Fig. 104 A) sehr stark beleuchtet werden muss, da das von<lb/>
a' b' ausgehende Licht sich in dem Bilde a b auf eine viel grössere<lb/>
Fläche vertheilt. Je höher man die Vergrösserung treibt, um so mehr<lb/>
wird daher die Lichtstärke des Bildes geschwächt. Ausserdem geht<lb/>
bei der Brechung durch ein Linsensystem immer Licht in Folge von<lb/>
Reflexion und Absorption verloren. Diese Wichtigkeit der Beleuch-<lb/>
tung ist die Veranlassung, dass man die Bildmikroskope hauptsäch-<lb/>
lich nach den angewandten Beleuchtungsmethoden unterscheidet. Bei<lb/>
den <hi rendition="#g">Sonnenmikroskopen</hi> dient das Sonnenlicht, bei den <hi rendition="#g">Gas-<lb/>
mikroskopen</hi> das durch Verbrennung eines Kalkcylinders in Hy-<lb/>
drooxygengas erzeugte Licht, bei den <hi rendition="#g">photoelektrischen</hi> Mikro-<lb/>
skopen das zwischen zwei Kohlenspitzen durch eine starke elektrische<lb/>
Batterie hervorgebrachte Licht zur Beleuchtung. Von allen diesen<lb/>
Formen des Bildmikroskops ist noch immer das Sonnenmikroskop<lb/>
das vorzüglichste, weil es allein bei stärkeren Vergrösserungen eine<lb/>
ausreichende Lichtintensität giebt. Die wesentliche Einrichtung der<lb/>
Bildmikroskope ist übrigens bei diesen verschiedenen Arten der Be-<lb/>
leuchtung eine ziemlich übereinstimmende (s. Fig. 129). Abgesehen<lb/><figure><head>Fig. 129.</head></figure><lb/>
von dem bildentwerfenden achromatischen Linsensysem L, welches nach<lb/>
dem in §. 166 auseinandergesetzten Princip aus mehreren, gewöhnlich<lb/>
drei, hintereinander liegenden achromatischen Combinationen zusam-<lb/>
mengesetzt ist, hat man an demselben das zwischen zwei Glasplatten<lb/>
eingeschlossene Object a b, das sich jenseits des vordern Brennpunk-<lb/>
tes f des Linsensystems befindet, den bildauffangenden Schirm S' S'<lb/>
und den Beleuchtungsapparat zu unterscheiden. Der letztere besteht,<lb/>
um das in irgend einer der genannten Weisen erzeugte Licht auf das<lb/>
Object concentriren zu können, entweder in einem Hohlspiegel oder<lb/>
in einem Planspiegel mit einer Convexlinse (S und C, Fig. 129). Das<lb/>
auf dem Schirm entworfene Bild a' b' ist das <hi rendition="#g">Schattenbild</hi> des<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[278/0300] Von dem Lichte. und sphärische Abweichung möglichst zu vermeiden. Ausser von dem angewandten Linsensystem ist die Deutlichkeit des Bildes noch wesent- lich von der Intensität der Beleuchtung abhängig. Es ist klar, dass das Object a' b' (Fig. 104 A) sehr stark beleuchtet werden muss, da das von a' b' ausgehende Licht sich in dem Bilde a b auf eine viel grössere Fläche vertheilt. Je höher man die Vergrösserung treibt, um so mehr wird daher die Lichtstärke des Bildes geschwächt. Ausserdem geht bei der Brechung durch ein Linsensystem immer Licht in Folge von Reflexion und Absorption verloren. Diese Wichtigkeit der Beleuch- tung ist die Veranlassung, dass man die Bildmikroskope hauptsäch- lich nach den angewandten Beleuchtungsmethoden unterscheidet. Bei den Sonnenmikroskopen dient das Sonnenlicht, bei den Gas- mikroskopen das durch Verbrennung eines Kalkcylinders in Hy- drooxygengas erzeugte Licht, bei den photoelektrischen Mikro- skopen das zwischen zwei Kohlenspitzen durch eine starke elektrische Batterie hervorgebrachte Licht zur Beleuchtung. Von allen diesen Formen des Bildmikroskops ist noch immer das Sonnenmikroskop das vorzüglichste, weil es allein bei stärkeren Vergrösserungen eine ausreichende Lichtintensität giebt. Die wesentliche Einrichtung der Bildmikroskope ist übrigens bei diesen verschiedenen Arten der Be- leuchtung eine ziemlich übereinstimmende (s. Fig. 129). Abgesehen [Abbildung Fig. 129.] von dem bildentwerfenden achromatischen Linsensysem L, welches nach dem in §. 166 auseinandergesetzten Princip aus mehreren, gewöhnlich drei, hintereinander liegenden achromatischen Combinationen zusam- mengesetzt ist, hat man an demselben das zwischen zwei Glasplatten eingeschlossene Object a b, das sich jenseits des vordern Brennpunk- tes f des Linsensystems befindet, den bildauffangenden Schirm S' S' und den Beleuchtungsapparat zu unterscheiden. Der letztere besteht, um das in irgend einer der genannten Weisen erzeugte Licht auf das Object concentriren zu können, entweder in einem Hohlspiegel oder in einem Planspiegel mit einer Convexlinse (S und C, Fig. 129). Das auf dem Schirm entworfene Bild a' b' ist das Schattenbild des

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/300
Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/300>, abgerufen am 16.07.2024.