Schluss, dass das Licht eine Wellenbewegung ist, zur Evidenz er- heben, sondern auch darüber Aufschluss geben, wie diese Bewegung stattfindet, nämlich wie gross die Länge der Wellen, welches ihre Schwingungsgeschwindigkeit ist, und in welcher Richtung, ob longitu- dinal oder transversal die Schwingungen erfolgen.
Eine Interferenz der Lichtwellen entsteht, wenn verschiedene Lichtschwingungen zusammentreffen. Wie bei der Interferenz der Wellenbewegungen überhaupt muss dann da wo zwei Wellenberge sich decken, ein höherer Berg, da wo zwei Wellenthäler sich decken, ein tieferes Thal entstehen, während wo Wellenberg und Wellenthal zusammentreffen die Bewegung theilweise oder völlig sich aufhebt. Da nun bei den Lichtwellen der Amplitude der Schwingungen die Lichtstärke entspricht, so muss, wo ein Berg oder Thal durch In- terferenz grösser wird, die Intensität des Lichts zunehmen, umgekehrt aber muss, wo Berg und Thal sich gegenseitig aufheben, die Intensi- tät des Lichtes abnehmen oder ganz schwinden. Es kann also beim Zusammentreffen verschiedener Lichtwellen je nach Umständen ver- mehrte Helligkeit oder Dunkelheit entstehen. Ist die Wellenlänge der beiden zusammentreffenden Lichtschwingungen gleich gross, so wird offenbar dann vermehrte Helligkeit entstehen, wenn beide Bewegun- gen entweder um null oder um 1, 2, 3 ... Wellenlängen, kurz um irgend eine Anzahl ganzer Wellenlängen verschieden sind. Dunkel- heit wird dagegen hervorgehen, wenn beide um 1/2, 11/2, 21/2 ..., kurz um eine Anzahl halber Wellenlängen differiren. Hieraus er- giebt sich unmittelbar die Methode, die zur Untersuchung der Inter- ferenzerscheinungen einzuschlagen ist. Man wird nämlich verschiedene Lichtwellen erzeugen und dieselben so aufeinander treffen lassen, dass sie um verschiedene Wegstrecken von ihrer Ursprungsquelle entfernt sind. Beträgt dann dieser Gangunterschied eine Anzahl ganzer Wel- lenlängen, so wird Erhöhung der Lichtstärke entstehen, beträgt er eine oder mehrere halbe Wellenlängen, so wird Dunkelheit eintreten. Nun kennen wir aus den bisher erörterten Thatsachen die Länge der Lichtwellen noch nicht. Wir müssen es also rein auf den Versuch ankommen lassen, welche Gangunterschiede den zusammentreffenden Lichtwellen zu geben sind, um vermehrte oder verminderte Lichtstärke hervorzurufen. Es ist aber klar, dass, wenn wir erst diese Gang- unterschiede ermittelt haben, hierin zugleich uns die Möglichkeit zur Bestimmung der Wellenlänge geboten ist.
203 Der Fresnel'- sche Spiegel- versuch.
Die einfachste Methode nach dem angegebenen Princip die Länge der Lichtwellen zu bestimmen, beruht auf dem folgenden, von Fres- nel angegebenen Versuch. Man stelle unter einem stumpfen Winkel zu einander geneigt zwei Spiegel A B und B C (Fig. 150) und zur Seite ein Licht L auf, dessen Spiegelbilder in A B und B C man
Von dem Lichte.
Schluss, dass das Licht eine Wellenbewegung ist, zur Evidenz er- heben, sondern auch darüber Aufschluss geben, wie diese Bewegung stattfindet, nämlich wie gross die Länge der Wellen, welches ihre Schwingungsgeschwindigkeit ist, und in welcher Richtung, ob longitu- dinal oder transversal die Schwingungen erfolgen.
Eine Interferenz der Lichtwellen entsteht, wenn verschiedene Lichtschwingungen zusammentreffen. Wie bei der Interferenz der Wellenbewegungen überhaupt muss dann da wo zwei Wellenberge sich decken, ein höherer Berg, da wo zwei Wellenthäler sich decken, ein tieferes Thal entstehen, während wo Wellenberg und Wellenthal zusammentreffen die Bewegung theilweise oder völlig sich aufhebt. Da nun bei den Lichtwellen der Amplitude der Schwingungen die Lichtstärke entspricht, so muss, wo ein Berg oder Thal durch In- terferenz grösser wird, die Intensität des Lichts zunehmen, umgekehrt aber muss, wo Berg und Thal sich gegenseitig aufheben, die Intensi- tät des Lichtes abnehmen oder ganz schwinden. Es kann also beim Zusammentreffen verschiedener Lichtwellen je nach Umständen ver- mehrte Helligkeit oder Dunkelheit entstehen. Ist die Wellenlänge der beiden zusammentreffenden Lichtschwingungen gleich gross, so wird offenbar dann vermehrte Helligkeit entstehen, wenn beide Bewegun- gen entweder um null oder um 1, 2, 3 … Wellenlängen, kurz um irgend eine Anzahl ganzer Wellenlängen verschieden sind. Dunkel- heit wird dagegen hervorgehen, wenn beide um ½, 1½, 2½ …, kurz um eine Anzahl halber Wellenlängen differiren. Hieraus er- giebt sich unmittelbar die Methode, die zur Untersuchung der Inter- ferenzerscheinungen einzuschlagen ist. Man wird nämlich verschiedene Lichtwellen erzeugen und dieselben so aufeinander treffen lassen, dass sie um verschiedene Wegstrecken von ihrer Ursprungsquelle entfernt sind. Beträgt dann dieser Gangunterschied eine Anzahl ganzer Wel- lenlängen, so wird Erhöhung der Lichtstärke entstehen, beträgt er eine oder mehrere halbe Wellenlängen, so wird Dunkelheit eintreten. Nun kennen wir aus den bisher erörterten Thatsachen die Länge der Lichtwellen noch nicht. Wir müssen es also rein auf den Versuch ankommen lassen, welche Gangunterschiede den zusammentreffenden Lichtwellen zu geben sind, um vermehrte oder verminderte Lichtstärke hervorzurufen. Es ist aber klar, dass, wenn wir erst diese Gang- unterschiede ermittelt haben, hierin zugleich uns die Möglichkeit zur Bestimmung der Wellenlänge geboten ist.
203 Der Fresnel’- sche Spiegel- versuch.
Die einfachste Methode nach dem angegebenen Princip die Länge der Lichtwellen zu bestimmen, beruht auf dem folgenden, von Fres- nel angegebenen Versuch. Man stelle unter einem stumpfen Winkel zu einander geneigt zwei Spiegel A B und B C (Fig. 150) und zur Seite ein Licht L auf, dessen Spiegelbilder in A B und B C man
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[306/0328]
Von dem Lichte.
Schluss, dass das Licht eine Wellenbewegung ist, zur Evidenz er-
heben, sondern auch darüber Aufschluss geben, wie diese Bewegung
stattfindet, nämlich wie gross die Länge der Wellen, welches ihre
Schwingungsgeschwindigkeit ist, und in welcher Richtung, ob longitu-
dinal oder transversal die Schwingungen erfolgen.
Eine Interferenz der Lichtwellen entsteht, wenn verschiedene
Lichtschwingungen zusammentreffen. Wie bei der Interferenz der
Wellenbewegungen überhaupt muss dann da wo zwei Wellenberge
sich decken, ein höherer Berg, da wo zwei Wellenthäler sich decken,
ein tieferes Thal entstehen, während wo Wellenberg und Wellenthal
zusammentreffen die Bewegung theilweise oder völlig sich aufhebt.
Da nun bei den Lichtwellen der Amplitude der Schwingungen die
Lichtstärke entspricht, so muss, wo ein Berg oder Thal durch In-
terferenz grösser wird, die Intensität des Lichts zunehmen, umgekehrt
aber muss, wo Berg und Thal sich gegenseitig aufheben, die Intensi-
tät des Lichtes abnehmen oder ganz schwinden. Es kann also beim
Zusammentreffen verschiedener Lichtwellen je nach Umständen ver-
mehrte Helligkeit oder Dunkelheit entstehen. Ist die Wellenlänge der
beiden zusammentreffenden Lichtschwingungen gleich gross, so wird
offenbar dann vermehrte Helligkeit entstehen, wenn beide Bewegun-
gen entweder um null oder um 1, 2, 3 … Wellenlängen, kurz um
irgend eine Anzahl ganzer Wellenlängen verschieden sind. Dunkel-
heit wird dagegen hervorgehen, wenn beide um ½, 1½, 2½ …,
kurz um eine Anzahl halber Wellenlängen differiren. Hieraus er-
giebt sich unmittelbar die Methode, die zur Untersuchung der Inter-
ferenzerscheinungen einzuschlagen ist. Man wird nämlich verschiedene
Lichtwellen erzeugen und dieselben so aufeinander treffen lassen, dass
sie um verschiedene Wegstrecken von ihrer Ursprungsquelle entfernt
sind. Beträgt dann dieser Gangunterschied eine Anzahl ganzer Wel-
lenlängen, so wird Erhöhung der Lichtstärke entstehen, beträgt er
eine oder mehrere halbe Wellenlängen, so wird Dunkelheit eintreten.
Nun kennen wir aus den bisher erörterten Thatsachen die Länge der
Lichtwellen noch nicht. Wir müssen es also rein auf den Versuch
ankommen lassen, welche Gangunterschiede den zusammentreffenden
Lichtwellen zu geben sind, um vermehrte oder verminderte Lichtstärke
hervorzurufen. Es ist aber klar, dass, wenn wir erst diese Gang-
unterschiede ermittelt haben, hierin zugleich uns die Möglichkeit zur
Bestimmung der Wellenlänge geboten ist.
Die einfachste Methode nach dem angegebenen Princip die Länge
der Lichtwellen zu bestimmen, beruht auf dem folgenden, von Fres-
nel angegebenen Versuch. Man stelle unter einem stumpfen Winkel
zu einander geneigt zwei Spiegel A B und B C (Fig. 150) und zur
Seite ein Licht L auf, dessen Spiegelbilder in A B und B C man
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/328>, abgerufen am 05.12.2024.
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