Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.Von dem Lichte. 230 Ein Querschnitt zwischen den Nicols. Inter- ferenzerschei- nungen im ho- mogenen Lichte. Andere Erscheinungen treten auf, wenn das durch ein erstes [Abbildung]
Fig. 176. von a unpolarisirtes Licht ausstrahlt,der mit der Hauptaxe zusammenfallende Strahl a x ungebrochen und unverän- dert hindurchtreten. Irgend ein seit- lich auffallender Strahl a b dagegen wird in einen ordentlich gebrochenen b d, dessen Schwingungen senkrecht zum Hauptschnitt sind, und in einen ausserordentlich gebrochenen b e, des- sen Schwingungen in der Ebene des Hauptschnitts liegen, zerlegt werden. Beide Strahlen werden wegen ihrer verschiedenen Fortpflanzungsgeschwindigkeit um eine gewisse Strecke gegen einander verzögert. Jedem Strahl a b wird nun offen- bar ein Strahl a c correspondiren, dessen ordentlicher Strahl c e so gebrochen wird, dass er mit dem ausserordentlichen Strahl b e des ersteren zusammentrifft, und dass daher ein Strahl e m weitergeht, der aus zwei zu einander senkrecht polarisirten Strahlen besteht, die eine bestimmte Wegdifferenz besitzen. Diese interferirenden Strahlen stören jedoch eben desshalb, weil sie zu einander senkrecht polarisirt sind, einander nicht. (S. §. 212.) Stellen wir jedoch über der Kalk- spathplatte K S ein Nicol'sches Prisma so auf, dass die zwei zu einander senkrecht polarisirten Strahlen wieder auf eine Polarisationsebene ge- bracht werden, so können nun die beiden in e m interferirenden Strahlen je nach dem Unterschied ihrer Phase sich aufheben oder verstärken. Damit dieser Erfolg der Interferenz hervortrete, müssen sie beide nach §. 212 aus Strahlen einer Polarisationsrichtung her- vorgegangen sein: es ist also auch hier wieder unterhalb und ober- halb K S ein Nicol'sches Prisma erforderlich. Nun werden aber, wenn ein divergirendes Strahlenbündel auf eine Kalkspathplatte fällt, offenbar die Gangunterschiede solcher zusammentreffender Strahlen wie b e und c e von der Mitte an, wo der Gangunterschied null ist, nach den Seiten hin mit der Schiefe der Incidenz zunehmen. Sei also z. B. bei e der Gangunterschied 11/2 Wellenlänge, so wird er an einer weiter seitlich gelegenen Stelle f 2 Wellenlängen betragen, u. s. f. Werden nun durch den oberen Nicol in der durch die Fig. 173 darge- stellten Weise die beiden Schwingungsrichtungen wieder auf eine zurückgeführt, so wird, wenn im Strahl e m die Schwingungen durch Interferenz sich aufheben, also Dunkelheit eintritt, im Strahl f n eine Verstärkung durch Interferenz entstehen, oder umgekehrt. Ob das Von dem Lichte. 230 Ein Querschnitt zwischen den Nicols. Inter- ferenzerschei- nungen im ho- mogenen Lichte. Andere Erscheinungen treten auf, wenn das durch ein erstes [Abbildung]
Fig. 176. von a unpolarisirtes Licht ausstrahlt,der mit der Hauptaxe zusammenfallende Strahl a x ungebrochen und unverän- dert hindurchtreten. Irgend ein seit- lich auffallender Strahl a b dagegen wird in einen ordentlich gebrochenen b d, dessen Schwingungen senkrecht zum Hauptschnitt sind, und in einen ausserordentlich gebrochenen b e, des- sen Schwingungen in der Ebene des Hauptschnitts liegen, zerlegt werden. Beide Strahlen werden wegen ihrer verschiedenen Fortpflanzungsgeschwindigkeit um eine gewisse Strecke gegen einander verzögert. Jedem Strahl a b wird nun offen- bar ein Strahl a c correspondiren, dessen ordentlicher Strahl c e so gebrochen wird, dass er mit dem ausserordentlichen Strahl b e des ersteren zusammentrifft, und dass daher ein Strahl e m weitergeht, der aus zwei zu einander senkrecht polarisirten Strahlen besteht, die eine bestimmte Wegdifferenz besitzen. Diese interferirenden Strahlen stören jedoch eben desshalb, weil sie zu einander senkrecht polarisirt sind, einander nicht. (S. §. 212.) Stellen wir jedoch über der Kalk- spathplatte K S ein Nicol’sches Prisma so auf, dass die zwei zu einander senkrecht polarisirten Strahlen wieder auf eine Polarisationsebene ge- bracht werden, so können nun die beiden in e m interferirenden Strahlen je nach dem Unterschied ihrer Phase sich aufheben oder verstärken. Damit dieser Erfolg der Interferenz hervortrete, müssen sie beide nach §. 212 aus Strahlen einer Polarisationsrichtung her- vorgegangen sein: es ist also auch hier wieder unterhalb und ober- halb K S ein Nicol’sches Prisma erforderlich. Nun werden aber, wenn ein divergirendes Strahlenbündel auf eine Kalkspathplatte fällt, offenbar die Gangunterschiede solcher zusammentreffender Strahlen wie b e und c e von der Mitte an, wo der Gangunterschied null ist, nach den Seiten hin mit der Schiefe der Incidenz zunehmen. Sei also z. B. bei e der Gangunterschied 1½ Wellenlänge, so wird er an einer weiter seitlich gelegenen Stelle f 2 Wellenlängen betragen, u. s. f. Werden nun durch den oberen Nicol in der durch die Fig. 173 darge- stellten Weise die beiden Schwingungsrichtungen wieder auf eine zurückgeführt, so wird, wenn im Strahl e m die Schwingungen durch Interferenz sich aufheben, also Dunkelheit eintritt, im Strahl f n eine Verstärkung durch Interferenz entstehen, oder umgekehrt. Ob das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0366" n="344"/> <fw place="top" type="header">Von dem Lichte.</fw><lb/> <note place="left">230<lb/> Ein Querschnitt<lb/> zwischen den<lb/> Nicols. Inter-<lb/> ferenzerschei-<lb/> nungen im ho-<lb/> mogenen Lichte.</note> <p>Andere Erscheinungen treten auf, wenn das durch ein erstes<lb/> Prisma polarisirte Licht als divergirendes Strahlenbündel auf eine<lb/> senkrecht zu ihrer Hauptaxe geschnittene Kalkspathplatte fällt. 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Von dem Lichte.
Andere Erscheinungen treten auf, wenn das durch ein erstes
Prisma polarisirte Licht als divergirendes Strahlenbündel auf eine
senkrecht zu ihrer Hauptaxe geschnittene Kalkspathplatte fällt. Wir
wollen einen solchen Schnitt der Kürze wegen als Querschnitt be-
zeichnen. Es sei K S (Fig. 176) dieser Querschnitt, so wird, wenn
[Abbildung Fig. 176.]
von a unpolarisirtes Licht ausstrahlt,
der mit der Hauptaxe zusammenfallende
Strahl a x ungebrochen und unverän-
dert hindurchtreten. Irgend ein seit-
lich auffallender Strahl a b dagegen
wird in einen ordentlich gebrochenen
b d, dessen Schwingungen senkrecht
zum Hauptschnitt sind, und in einen
ausserordentlich gebrochenen b e, des-
sen Schwingungen in der Ebene des
Hauptschnitts liegen, zerlegt werden. Beide Strahlen werden wegen
ihrer verschiedenen Fortpflanzungsgeschwindigkeit um eine gewisse
Strecke gegen einander verzögert. Jedem Strahl a b wird nun offen-
bar ein Strahl a c correspondiren, dessen ordentlicher Strahl c e so
gebrochen wird, dass er mit dem ausserordentlichen Strahl b e des
ersteren zusammentrifft, und dass daher ein Strahl e m weitergeht,
der aus zwei zu einander senkrecht polarisirten Strahlen besteht, die
eine bestimmte Wegdifferenz besitzen. Diese interferirenden Strahlen
stören jedoch eben desshalb, weil sie zu einander senkrecht polarisirt
sind, einander nicht. (S. §. 212.) Stellen wir jedoch über der Kalk-
spathplatte K S ein Nicol’sches Prisma so auf, dass die zwei zu einander
senkrecht polarisirten Strahlen wieder auf eine Polarisationsebene ge-
bracht werden, so können nun die beiden in e m interferirenden
Strahlen je nach dem Unterschied ihrer Phase sich aufheben oder
verstärken. Damit dieser Erfolg der Interferenz hervortrete, müssen
sie beide nach §. 212 aus Strahlen einer Polarisationsrichtung her-
vorgegangen sein: es ist also auch hier wieder unterhalb und ober-
halb K S ein Nicol’sches Prisma erforderlich. Nun werden aber,
wenn ein divergirendes Strahlenbündel auf eine Kalkspathplatte fällt,
offenbar die Gangunterschiede solcher zusammentreffender Strahlen
wie b e und c e von der Mitte an, wo der Gangunterschied null ist,
nach den Seiten hin mit der Schiefe der Incidenz zunehmen. Sei also
z. B. bei e der Gangunterschied 1½ Wellenlänge, so wird er an einer
weiter seitlich gelegenen Stelle f 2 Wellenlängen betragen, u. s. f.
Werden nun durch den oberen Nicol in der durch die Fig. 173 darge-
stellten Weise die beiden Schwingungsrichtungen wieder auf eine
zurückgeführt, so wird, wenn im Strahl e m die Schwingungen durch
Interferenz sich aufheben, also Dunkelheit eintritt, im Strahl f n eine
Verstärkung durch Interferenz entstehen, oder umgekehrt. Ob das
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