Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.Polarisationsapparate und ihre Anwendung. weiter geht, während der ordentliche abgelenkt und von der schwar-zen Innenwand der Röhre absorbirt wird. Der Ansatz A besteht aus einer Ocularröhre o, in der sich bei p' ein dem Prisma p gleichendes Kalkspathprisma befindet, dessen Hauptschnitt aber senkrecht zu dem Hauptschnitt von p steht, so dass, wenn der Apparat nur diese beiden Prismen enthielte, das Gesichtsfeld dunkel erscheinen würde. Nun wird aber ausserdem zwischen das analysirende Prisma p' und die Flüssigkeit eine senkrecht zur Axe geschnittene Quarzplatte q von 3,75 mm. Dicke gebracht, deren rechte Hälfte aus einem rechtsdreh- enden, deren linke aus einem linksdrehenden Quarze geschnitten ist. Die beiden Hälften dieser Quarzplatte erscheinen bei gekreuzten Pris- men in derselben Interferenzfarbe, denn die rechte Hälfte dreht die Polarisationsebene genau um ebensoviel nach rechts wie die linke nach links; bei der gewählten Dicke der Platte ist die Interferenz- farbe ein röthliches Violett. Würde man aber das polarisirende Prisma nur um sehr wenig drehen, so müssten alsbald beide Hälften verschie- den gefärbt erscheinen, weil jetzt für beide eine verschiedene Dreh- ung der Polarisationsebene vorhanden wäre. Es ist nun klar, dass man denselben Effect wie durch eine Drehung des analysirenden Pris- mas auch durch Einfüllen einer rechts- oder linksdrehenden Flüssig- keit in die Röhre R erreichen kann: auch diese muss, indem sie die Polarisationsebene der durch das Prisma p gegangenen Strahlen im gleichen Sinne dreht, eine asymmetrische Lage der Polarisationsebe- nen beider Hälften zur mittleren Ebene und folglich eine verschiedene Färbung der Hälften des Gesichtsfeldes verursachen. Es handelt sich nun darum zu messen, wie gross diese durch die Flüssigkeit in der Röhre R bewirkte Drehung ist. Man führt diese Messung so aus, dass man zwischen die Flüssigkeit und das analysirende Prisma noch ein- mal eine Quarzplatte q' bringt, welche aber die Polarisationsebene überall in gleichem Sinne dreht. Ist also die Flüssigkeit rechtsdreh- end, so muss die Platte aus linksdrehendem Quarze sein und umge- kehrt. Giebt man der Platte q' zugleich eine solche Beschaffenheit, dass sich ihre Dicke in messbarer Weise verändern lässt, so wird sich dann, da die drehende Eigenschaft proportional der Dicke der Platte zunimmt, leicht eine solche Dicke derselben herstellen lassen, dass die durch die Flüssigkeit bewirkte Drehung wieder aufgehoben wird und also beide Hälften des Gesichtsfeldes wieder gleich gefärbt erscheinen. Aus der Dicke der hierzu erforderlichen Quarzplatte lässt sich dann der Winkel, um welchen die Flüssigkeit die Polarisations- ebene nach rechts oder links gedreht hat, und aus diesem Win- kel lässt sich die Concentration der Flüssigkeit ermitteln, wenn man nur den bei der gegebenen Länge der Flüssigkeitssäule einem bestimmten Concentrationsgrad entsprechenden Drehungswinkel kennt. Um eine Quarzplatte von messbar veränderlicher Dicke zu er- Polarisationsapparate und ihre Anwendung. weiter geht, während der ordentliche abgelenkt und von der schwar-zen Innenwand der Röhre absorbirt wird. Der Ansatz A besteht aus einer Ocularröhre o, in der sich bei p' ein dem Prisma p gleichendes Kalkspathprisma befindet, dessen Hauptschnitt aber senkrecht zu dem Hauptschnitt von p steht, so dass, wenn der Apparat nur diese beiden Prismen enthielte, das Gesichtsfeld dunkel erscheinen würde. Nun wird aber ausserdem zwischen das analysirende Prisma p' und die Flüssigkeit eine senkrecht zur Axe geschnittene Quarzplatte q von 3,75 mm. Dicke gebracht, deren rechte Hälfte aus einem rechtsdreh- enden, deren linke aus einem linksdrehenden Quarze geschnitten ist. Die beiden Hälften dieser Quarzplatte erscheinen bei gekreuzten Pris- men in derselben Interferenzfarbe, denn die rechte Hälfte dreht die Polarisationsebene genau um ebensoviel nach rechts wie die linke nach links; bei der gewählten Dicke der Platte ist die Interferenz- farbe ein röthliches Violett. Würde man aber das polarisirende Prisma nur um sehr wenig drehen, so müssten alsbald beide Hälften verschie- den gefärbt erscheinen, weil jetzt für beide eine verschiedene Dreh- ung der Polarisationsebene vorhanden wäre. Es ist nun klar, dass man denselben Effect wie durch eine Drehung des analysirenden Pris- mas auch durch Einfüllen einer rechts- oder linksdrehenden Flüssig- keit in die Röhre R erreichen kann: auch diese muss, indem sie die Polarisationsebene der durch das Prisma p gegangenen Strahlen im gleichen Sinne dreht, eine asymmetrische Lage der Polarisationsebe- nen beider Hälften zur mittleren Ebene und folglich eine verschiedene Färbung der Hälften des Gesichtsfeldes verursachen. Es handelt sich nun darum zu messen, wie gross diese durch die Flüssigkeit in der Röhre R bewirkte Drehung ist. Man führt diese Messung so aus, dass man zwischen die Flüssigkeit und das analysirende Prisma noch ein- mal eine Quarzplatte q' bringt, welche aber die Polarisationsebene überall in gleichem Sinne dreht. Ist also die Flüssigkeit rechtsdreh- end, so muss die Platte aus linksdrehendem Quarze sein und umge- kehrt. Giebt man der Platte q' zugleich eine solche Beschaffenheit, dass sich ihre Dicke in messbarer Weise verändern lässt, so wird sich dann, da die drehende Eigenschaft proportional der Dicke der Platte zunimmt, leicht eine solche Dicke derselben herstellen lassen, dass die durch die Flüssigkeit bewirkte Drehung wieder aufgehoben wird und also beide Hälften des Gesichtsfeldes wieder gleich gefärbt erscheinen. Aus der Dicke der hierzu erforderlichen Quarzplatte lässt sich dann der Winkel, um welchen die Flüssigkeit die Polarisations- ebene nach rechts oder links gedreht hat, und aus diesem Win- kel lässt sich die Concentration der Flüssigkeit ermitteln, wenn man nur den bei der gegebenen Länge der Flüssigkeitssäule einem bestimmten Concentrationsgrad entsprechenden Drehungswinkel kennt. 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Polarisationsapparate und ihre Anwendung.
weiter geht, während der ordentliche abgelenkt und von der schwar-
zen Innenwand der Röhre absorbirt wird. Der Ansatz A besteht aus
einer Ocularröhre o, in der sich bei p' ein dem Prisma p gleichendes
Kalkspathprisma befindet, dessen Hauptschnitt aber senkrecht zu dem
Hauptschnitt von p steht, so dass, wenn der Apparat nur diese beiden
Prismen enthielte, das Gesichtsfeld dunkel erscheinen würde. Nun
wird aber ausserdem zwischen das analysirende Prisma p' und die
Flüssigkeit eine senkrecht zur Axe geschnittene Quarzplatte q von
3,75 mm. Dicke gebracht, deren rechte Hälfte aus einem rechtsdreh-
enden, deren linke aus einem linksdrehenden Quarze geschnitten ist.
Die beiden Hälften dieser Quarzplatte erscheinen bei gekreuzten Pris-
men in derselben Interferenzfarbe, denn die rechte Hälfte dreht die
Polarisationsebene genau um ebensoviel nach rechts wie die linke
nach links; bei der gewählten Dicke der Platte ist die Interferenz-
farbe ein röthliches Violett. Würde man aber das polarisirende Prisma
nur um sehr wenig drehen, so müssten alsbald beide Hälften verschie-
den gefärbt erscheinen, weil jetzt für beide eine verschiedene Dreh-
ung der Polarisationsebene vorhanden wäre. Es ist nun klar, dass
man denselben Effect wie durch eine Drehung des analysirenden Pris-
mas auch durch Einfüllen einer rechts- oder linksdrehenden Flüssig-
keit in die Röhre R erreichen kann: auch diese muss, indem sie die
Polarisationsebene der durch das Prisma p gegangenen Strahlen im
gleichen Sinne dreht, eine asymmetrische Lage der Polarisationsebe-
nen beider Hälften zur mittleren Ebene und folglich eine verschiedene
Färbung der Hälften des Gesichtsfeldes verursachen. Es handelt sich
nun darum zu messen, wie gross diese durch die Flüssigkeit in der
Röhre R bewirkte Drehung ist. Man führt diese Messung so aus, dass
man zwischen die Flüssigkeit und das analysirende Prisma noch ein-
mal eine Quarzplatte q' bringt, welche aber die Polarisationsebene
überall in gleichem Sinne dreht. Ist also die Flüssigkeit rechtsdreh-
end, so muss die Platte aus linksdrehendem Quarze sein und umge-
kehrt. Giebt man der Platte q' zugleich eine solche Beschaffenheit,
dass sich ihre Dicke in messbarer Weise verändern lässt, so wird
sich dann, da die drehende Eigenschaft proportional der Dicke der
Platte zunimmt, leicht eine solche Dicke derselben herstellen lassen,
dass die durch die Flüssigkeit bewirkte Drehung wieder aufgehoben
wird und also beide Hälften des Gesichtsfeldes wieder gleich gefärbt
erscheinen. Aus der Dicke der hierzu erforderlichen Quarzplatte lässt
sich dann der Winkel, um welchen die Flüssigkeit die Polarisations-
ebene nach rechts oder links gedreht hat, und aus diesem Win-
kel lässt sich die Concentration der Flüssigkeit ermitteln, wenn man
nur den bei der gegebenen Länge der Flüssigkeitssäule einem
bestimmten Concentrationsgrad entsprechenden Drehungswinkel kennt.
Um eine Quarzplatte von messbar veränderlicher Dicke zu er-
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