peratur hinreichend niedrig ist, sich condensiren. In beiden Fällen misst man dann die Endtemperatur, die das Gemenge angenommen hat. Die Apparate und Vor- sichtsmassregeln sind im ganzen dieselben wie bei der Ermittelung der specifischen Wärme. Liegt der Schmelzpunkt eines Körpers, dessen latente Schmelzwärme man bestimmen will, über der Siedetemperatur des Wassers, so wendet man statt des letz- teren im Calorimeter eine erst bei höherer Temperatur siedende Flüssigkeit an.
Handelt es sich also z. B. um die Bestimmung der latenten Schmelzwärme des Eises, so bringt man die Quantität q des im Calorimeter enthaltenen Wassers zunächst auf die constante Temperatur t. Dann bringt man eine Quantität p Eis von 0° in das Wasser und beobachtet die Endtemperatur th, die das Wasser nach vollständigem Schmelzen des Eises angenommen hat. Ist x die Quantität Wärme, welche nöthig ist, um die Gewichtseinheit Eis ohne Erhöhung seiner Temperatur zu schmelzen, also die latente Wärme, so werden bei der Schmelzung eines Gewichtes p x. p Wärmeein- heiten verbraucht. Ausserdem ist aber das Eis von 0° auf th°, also um p. th Wärme- einheiten erwärmt worden: die ganze ihm mitgetheilte Wärme beträgt somit x. p + p. th. Dieser Wärmequantität muss die dem Wasser entzogene Wärmemenge q (t--th) gleich sein; aus der Gleichung x. p + p. th = q (t -- th) folgt aber:
[Formel 1]
.
2) Die Methode des Eisschmelzens. Diese einst von Lavoisier und Laplace bei Versuchen über specifische Wärme und chemische Verbindungswärme der Körper angewandte Methode hat gegenwärtig nur noch ein historisches Interesse. Das von den genannten Forschern construirte Eiscalorimeter besteht aus einem doppel- wandigen, unten mit einer durch einen Hahn verschliessbaren Oeffnung versehenen Blechgefäss, dessen Zwischenraum zwischen beiden Wänden mit zerstossenem Eise gefüllt wird, und in dessen Innenraum man den Körper, dessen specifische oder Ver- brennungswärme man bestimmen will, bringt. Man lässt diesen Körper so lange auf das umgebende Eis einwirken, bis auch er die Temperatur 0° angenommen hat, dann bestimmt man die Quantität Eis, die in Folge dieser Ausgleichung der Temperatur zum Schmelzen kam. Ist q diese Quantität, so sind demnach, da die latente Schmelz- wärme des Eises = 79,2 ist, q. 79,2 Wärmeeinheiten frei geworden.
Wenn der Körper, dessen Gewicht p und Anfangstemperatur t war, bei der Er- kältung auf 0° q. 79,2 Wärmeeinheiten frei machte, so würde die Gewichtseinheit desselben bei einem Sinken der Temperatur um 1°
[Formel 2]
Wärmeeinheiten frei ge- macht haben: dies ist also die specifische Wärme. Dass diese Methode nur wenn es sich um das Freiwerden sehr bedeutender Wärmemengen handelt einigermassen genü- gende Resultate geben kann, erhellt aus der beträchtlichen latenten Schmelzwärme des Eises. Sie ist daher noch am ehesten brauchbar für die Messung jener Wärme- mengen, die bei der chemischen Verbindung, namentlich bei der Verbrennung der Körper, frei werden.
3) Die Methode des Erkaltens. Diese neuerdings von Regnault zur Bestimmung der specifischen Wärme eingeschlagene Methode gründet sich auf das im nächsten Capitel (§. 278) nachzuweisende Gesetz, dass die Geschwindigkeit, mit der zwei Körper von gleicher Oberfläche, wenn sie auf die nämliche Temperatur erwärmt sind, er-
Latente und specifische Wärme.
peratur hinreichend niedrig ist, sich condensiren. In beiden Fällen misst man dann die Endtemperatur, die das Gemenge angenommen hat. Die Apparate und Vor- sichtsmassregeln sind im ganzen dieselben wie bei der Ermittelung der specifischen Wärme. Liegt der Schmelzpunkt eines Körpers, dessen latente Schmelzwärme man bestimmen will, über der Siedetemperatur des Wassers, so wendet man statt des letz- teren im Calorimeter eine erst bei höherer Temperatur siedende Flüssigkeit an.
Handelt es sich also z. B. um die Bestimmung der latenten Schmelzwärme des Eises, so bringt man die Quantität q des im Calorimeter enthaltenen Wassers zunächst auf die constante Temperatur t. Dann bringt man eine Quantität p Eis von 0° in das Wasser und beobachtet die Endtemperatur ϑ, die das Wasser nach vollständigem Schmelzen des Eises angenommen hat. Ist x die Quantität Wärme, welche nöthig ist, um die Gewichtseinheit Eis ohne Erhöhung seiner Temperatur zu schmelzen, also die latente Wärme, so werden bei der Schmelzung eines Gewichtes p x. p Wärmeein- heiten verbraucht. Ausserdem ist aber das Eis von 0° auf ϑ°, also um p. ϑ Wärme- einheiten erwärmt worden: die ganze ihm mitgetheilte Wärme beträgt somit x. p + p. ϑ. Dieser Wärmequantität muss die dem Wasser entzogene Wärmemenge q (t—ϑ) gleich sein; aus der Gleichung x. p + p. ϑ = q (t — ϑ) folgt aber:
[Formel 1]
.
2) Die Methode des Eisschmelzens. Diese einst von Lavoisier und Laplace bei Versuchen über specifische Wärme und chemische Verbindungswärme der Körper angewandte Methode hat gegenwärtig nur noch ein historisches Interesse. Das von den genannten Forschern construirte Eiscalorimeter besteht aus einem doppel- wandigen, unten mit einer durch einen Hahn verschliessbaren Oeffnung versehenen Blechgefäss, dessen Zwischenraum zwischen beiden Wänden mit zerstossenem Eise gefüllt wird, und in dessen Innenraum man den Körper, dessen specifische oder Ver- brennungswärme man bestimmen will, bringt. Man lässt diesen Körper so lange auf das umgebende Eis einwirken, bis auch er die Temperatur 0° angenommen hat, dann bestimmt man die Quantität Eis, die in Folge dieser Ausgleichung der Temperatur zum Schmelzen kam. Ist q diese Quantität, so sind demnach, da die latente Schmelz- wärme des Eises = 79,2 ist, q. 79,2 Wärmeeinheiten frei geworden.
Wenn der Körper, dessen Gewicht p und Anfangstemperatur t war, bei der Er- kältung auf 0° q. 79,2 Wärmeeinheiten frei machte, so würde die Gewichtseinheit desselben bei einem Sinken der Temperatur um 1°
[Formel 2]
Wärmeeinheiten frei ge- macht haben: dies ist also die specifische Wärme. Dass diese Methode nur wenn es sich um das Freiwerden sehr bedeutender Wärmemengen handelt einigermassen genü- gende Resultate geben kann, erhellt aus der beträchtlichen latenten Schmelzwärme des Eises. Sie ist daher noch am ehesten brauchbar für die Messung jener Wärme- mengen, die bei der chemischen Verbindung, namentlich bei der Verbrennung der Körper, frei werden.
3) Die Methode des Erkaltens. Diese neuerdings von Regnault zur Bestimmung der specifischen Wärme eingeschlagene Methode gründet sich auf das im nächsten Capitel (§. 278) nachzuweisende Gesetz, dass die Geschwindigkeit, mit der zwei Körper von gleicher Oberfläche, wenn sie auf die nämliche Temperatur erwärmt sind, er-
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Latente und specifische Wärme.
peratur hinreichend niedrig ist, sich condensiren. In beiden Fällen misst man
dann die Endtemperatur, die das Gemenge angenommen hat. Die Apparate und Vor-
sichtsmassregeln sind im ganzen dieselben wie bei der Ermittelung der specifischen
Wärme. Liegt der Schmelzpunkt eines Körpers, dessen latente Schmelzwärme man
bestimmen will, über der Siedetemperatur des Wassers, so wendet man statt des letz-
teren im Calorimeter eine erst bei höherer Temperatur siedende Flüssigkeit an.
Handelt es sich also z. B. um die Bestimmung der latenten Schmelzwärme des
Eises, so bringt man die Quantität q des im Calorimeter enthaltenen Wassers zunächst
auf die constante Temperatur t. Dann bringt man eine Quantität p Eis von 0° in
das Wasser und beobachtet die Endtemperatur ϑ, die das Wasser nach vollständigem
Schmelzen des Eises angenommen hat. Ist x die Quantität Wärme, welche nöthig
ist, um die Gewichtseinheit Eis ohne Erhöhung seiner Temperatur zu schmelzen, also
die latente Wärme, so werden bei der Schmelzung eines Gewichtes p x. p Wärmeein-
heiten verbraucht. Ausserdem ist aber das Eis von 0° auf ϑ°, also um p. ϑ Wärme-
einheiten erwärmt worden: die ganze ihm mitgetheilte Wärme beträgt somit x. p +
p. ϑ. Dieser Wärmequantität muss die dem Wasser entzogene Wärmemenge q (t—ϑ)
gleich sein; aus der Gleichung
x. p + p. ϑ = q (t — ϑ)
folgt aber:
[FORMEL].
2) Die Methode des Eisschmelzens. Diese einst von Lavoisier und
Laplace bei Versuchen über specifische Wärme und chemische Verbindungswärme
der Körper angewandte Methode hat gegenwärtig nur noch ein historisches Interesse.
Das von den genannten Forschern construirte Eiscalorimeter besteht aus einem doppel-
wandigen, unten mit einer durch einen Hahn verschliessbaren Oeffnung versehenen
Blechgefäss, dessen Zwischenraum zwischen beiden Wänden mit zerstossenem Eise
gefüllt wird, und in dessen Innenraum man den Körper, dessen specifische oder Ver-
brennungswärme man bestimmen will, bringt. Man lässt diesen Körper so lange auf
das umgebende Eis einwirken, bis auch er die Temperatur 0° angenommen hat, dann
bestimmt man die Quantität Eis, die in Folge dieser Ausgleichung der Temperatur
zum Schmelzen kam. Ist q diese Quantität, so sind demnach, da die latente Schmelz-
wärme des Eises = 79,2 ist, q. 79,2 Wärmeeinheiten frei geworden.
Wenn der Körper, dessen Gewicht p und Anfangstemperatur t war, bei der Er-
kältung auf 0° q. 79,2 Wärmeeinheiten frei machte, so würde die Gewichtseinheit
desselben bei einem Sinken der Temperatur um 1° [FORMEL] Wärmeeinheiten frei ge-
macht haben: dies ist also die specifische Wärme. Dass diese Methode nur wenn es
sich um das Freiwerden sehr bedeutender Wärmemengen handelt einigermassen genü-
gende Resultate geben kann, erhellt aus der beträchtlichen latenten Schmelzwärme
des Eises. Sie ist daher noch am ehesten brauchbar für die Messung jener Wärme-
mengen, die bei der chemischen Verbindung, namentlich bei der Verbrennung der
Körper, frei werden.
3) Die Methode des Erkaltens. Diese neuerdings von Regnault zur
Bestimmung der specifischen Wärme eingeschlagene Methode gründet sich auf das im
nächsten Capitel (§. 278) nachzuweisende Gesetz, dass die Geschwindigkeit, mit der zwei
Körper von gleicher Oberfläche, wenn sie auf die nämliche Temperatur erwärmt sind, er-
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/427>, abgerufen am 05.12.2024.
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