Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.Von der Wärme. wenige Thermoelemente angewandt werden können. Es ist so auf thermoelektrischemWege namentlich die Temperatur der inneren Theile des menschlichen Körpers unter- sucht worden. Die thermoelektrische Messung hat hier vor derjenigen mit dem ge- wöhnlichen Thermometer den Vorzug, dass 1) das thermoelektrische Element an Stel- len applicirt werden kann, welche für das Quecksilberthermometer unzugänglich sind, und dass 2) schnell vergängliche Temperaturschwankungen auf diese Weise noch wahr- zunehmen sind. Ausserdem lässt sich dem thermoelektrischen Apparat eine um vieles [Abbildung]
Fig. 194. grössere Empfindlichkeit geben als dem Quecksilberther-mometer. Becquerel und Breschet wandten als Thermoelement eine aus Eisen und Kupfer zusammenge- löthetete Nadel an, deren Löthstelle in die zu untersu- chenden Theile gebracht wurde. Helmholtz nahm zur Untersuchung der von den Muskeln bei ihrer Contraction entwickelten Wärme Eisenbleche e (Fig. 194), an deren Enden Neusilberbleche n n von halber Länge angelöthet waren; die Enden der letzteren laufen spitz zu, um da- mit den Muskel durchbohren zu können. Die Einführung geschah so, dass die eine Löthstelle a im Muskel, die an- dere b ausserhalb lag. Auf diese Weise wurde der Mus- kel mit mehreren Elementen durchbohrt, die nach ihrer Einführung in der in Fig. 194 angedeuteten Weise zur Kette verbunden wurden. An einem empfindlichen Thermomultiplicator gelang es mittelst dieser Vorrichtung noch eine Temperaturerhöhung von 0,0007°C. unmittelbar zu messen. 272 Eigenschaften der strahlenden Wärme. Die Fortpflanzung der strahlenden Wärme folgt vollständig den Alle diese Gesetze werden mit Hülfe des oben beschriebenen Melloni'schen Von der Wärme. wenige Thermoelemente angewandt werden können. Es ist so auf thermoelektrischemWege namentlich die Temperatur der inneren Theile des menschlichen Körpers unter- sucht worden. Die thermoelektrische Messung hat hier vor derjenigen mit dem ge- wöhnlichen Thermometer den Vorzug, dass 1) das thermoelektrische Element an Stel- len applicirt werden kann, welche für das Quecksilberthermometer unzugänglich sind, und dass 2) schnell vergängliche Temperaturschwankungen auf diese Weise noch wahr- zunehmen sind. Ausserdem lässt sich dem thermoelektrischen Apparat eine um vieles [Abbildung]
Fig. 194. grössere Empfindlichkeit geben als dem Quecksilberther-mometer. Becquerel und Breschet wandten als Thermoelement eine aus Eisen und Kupfer zusammenge- löthetete Nadel an, deren Löthstelle in die zu untersu- chenden Theile gebracht wurde. Helmholtz nahm zur Untersuchung der von den Muskeln bei ihrer Contraction entwickelten Wärme Eisenbleche e (Fig. 194), an deren Enden Neusilberbleche n n von halber Länge angelöthet waren; die Enden der letzteren laufen spitz zu, um da- mit den Muskel durchbohren zu können. Die Einführung geschah so, dass die eine Löthstelle a im Muskel, die an- dere b ausserhalb lag. Auf diese Weise wurde der Mus- kel mit mehreren Elementen durchbohrt, die nach ihrer Einführung in der in Fig. 194 angedeuteten Weise zur Kette verbunden wurden. An einem empfindlichen Thermomultiplicator gelang es mittelst dieser Vorrichtung noch eine Temperaturerhöhung von 0,0007°C. unmittelbar zu messen. 272 Eigenschaften der strahlenden Wärme. Die Fortpflanzung der strahlenden Wärme folgt vollständig den Alle diese Gesetze werden mit Hülfe des oben beschriebenen Melloni’schen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0430" n="408"/><fw place="top" type="header">Von der Wärme.</fw><lb/> wenige Thermoelemente angewandt werden können. Es ist so auf thermoelektrischem<lb/> Wege namentlich die Temperatur der inneren Theile des menschlichen Körpers unter-<lb/> sucht worden. Die thermoelektrische Messung hat hier vor derjenigen mit dem ge-<lb/> wöhnlichen Thermometer den Vorzug, dass 1) das thermoelektrische Element an Stel-<lb/> len applicirt werden kann, welche für das Quecksilberthermometer unzugänglich sind,<lb/> und dass 2) schnell vergängliche Temperaturschwankungen auf diese Weise noch wahr-<lb/> zunehmen sind. Ausserdem lässt sich dem thermoelektrischen Apparat eine um vieles<lb/><figure><head>Fig. 194.</head></figure><lb/> grössere Empfindlichkeit geben als dem Quecksilberther-<lb/> mometer. <hi rendition="#g">Becquerel</hi> und <hi rendition="#g">Breschet</hi> wandten als<lb/> Thermoelement eine aus Eisen und Kupfer zusammenge-<lb/> löthetete Nadel an, deren Löthstelle in die zu untersu-<lb/> chenden Theile gebracht wurde. <hi rendition="#g">Helmholtz</hi> nahm zur<lb/> Untersuchung der von den Muskeln bei ihrer Contraction<lb/> entwickelten Wärme Eisenbleche e (Fig. 194), an deren<lb/> Enden Neusilberbleche n n von halber Länge angelöthet<lb/> waren; die Enden der letzteren laufen spitz zu, um da-<lb/> mit den Muskel durchbohren zu können. Die Einführung<lb/> geschah so, dass die eine Löthstelle a im Muskel, die an-<lb/> dere b ausserhalb lag. Auf diese Weise wurde der Mus-<lb/> kel mit mehreren Elementen durchbohrt, die nach ihrer<lb/> Einführung in der in Fig. 194 angedeuteten Weise zur Kette verbunden wurden. An<lb/> einem empfindlichen Thermomultiplicator gelang es mittelst dieser Vorrichtung noch<lb/> eine Temperaturerhöhung von 0,0007°C. unmittelbar zu messen.</p><lb/> <note place="left">272<lb/> Eigenschaften<lb/> der strahlenden<lb/> Wärme.</note> <p>Die Fortpflanzung der strahlenden Wärme folgt vollständig den<lb/> Gesetzen der Ausbreitung des Lichtes. Es genügt daher ohne wei-<lb/> tere Erläuterung anzuführen, dass 1) die Intensität der Wärme im um-<lb/> gekehrten Verhältniss der Entfernung von der Wärmequelle steht, dass<lb/> 2) ein auf ein dichteres Medium fallender Wärmestrahl reflectirt wird,<lb/> indem der einfallende mit dem reflectirten Strahl in derselben Ebene<lb/> liegt und der Einfallswinkel gleich dem Reflexionswinkel ist, dass<lb/> 3) die Wärmestrahlen beim Uebergang in ein anderes Medium gleich<lb/> den Lichtstrahlen gebrochen werden, wobei der Brechungsexponent sich<lb/> nicht nur verändert je nach der Wärmequelle, sondern auch eine und<lb/> dieselbe Wärmequelle Strahlen verschiedener Brechbarkeit entsendet<lb/> (Dispersion der Wärmestrahlen); dass 4) die Wärme beim Durchstrah-<lb/> len der Körper eine Absorption erfährt, welche von der Substanz der<lb/> Körper abhängig ist und die verschiedenen Brechbarkeitsstufen der<lb/> Wärme in verschiedenem Maasse trifft; und dass endlich 5) die Wärme<lb/> Interferenz, Beugung, Polarisation und Doppelbrechung in völlig ana-<lb/> loger Weise wie das Licht zeigt.</p><lb/> <p>Alle diese Gesetze werden mit Hülfe des oben beschriebenen <hi rendition="#g">Melloni</hi>’schen<lb/> Apparates nachgewiesen. So lässt sich das Gesetz, dass die Intensität der Wärme<lb/> im umgekehrten Verhältnisse des Quadrates der Entfernungen steht, darthun, indem<lb/> man die Distanzen der Wärmequelle und der Thermosäule variirt. Die Gesetze der<lb/> Reflexion lassen sich nachweisen, indem man der Thermosäule eine seitliche Aufstel-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [408/0430]
Von der Wärme.
wenige Thermoelemente angewandt werden können. Es ist so auf thermoelektrischem
Wege namentlich die Temperatur der inneren Theile des menschlichen Körpers unter-
sucht worden. Die thermoelektrische Messung hat hier vor derjenigen mit dem ge-
wöhnlichen Thermometer den Vorzug, dass 1) das thermoelektrische Element an Stel-
len applicirt werden kann, welche für das Quecksilberthermometer unzugänglich sind,
und dass 2) schnell vergängliche Temperaturschwankungen auf diese Weise noch wahr-
zunehmen sind. Ausserdem lässt sich dem thermoelektrischen Apparat eine um vieles
[Abbildung Fig. 194.]
grössere Empfindlichkeit geben als dem Quecksilberther-
mometer. Becquerel und Breschet wandten als
Thermoelement eine aus Eisen und Kupfer zusammenge-
löthetete Nadel an, deren Löthstelle in die zu untersu-
chenden Theile gebracht wurde. Helmholtz nahm zur
Untersuchung der von den Muskeln bei ihrer Contraction
entwickelten Wärme Eisenbleche e (Fig. 194), an deren
Enden Neusilberbleche n n von halber Länge angelöthet
waren; die Enden der letzteren laufen spitz zu, um da-
mit den Muskel durchbohren zu können. Die Einführung
geschah so, dass die eine Löthstelle a im Muskel, die an-
dere b ausserhalb lag. Auf diese Weise wurde der Mus-
kel mit mehreren Elementen durchbohrt, die nach ihrer
Einführung in der in Fig. 194 angedeuteten Weise zur Kette verbunden wurden. An
einem empfindlichen Thermomultiplicator gelang es mittelst dieser Vorrichtung noch
eine Temperaturerhöhung von 0,0007°C. unmittelbar zu messen.
Die Fortpflanzung der strahlenden Wärme folgt vollständig den
Gesetzen der Ausbreitung des Lichtes. Es genügt daher ohne wei-
tere Erläuterung anzuführen, dass 1) die Intensität der Wärme im um-
gekehrten Verhältniss der Entfernung von der Wärmequelle steht, dass
2) ein auf ein dichteres Medium fallender Wärmestrahl reflectirt wird,
indem der einfallende mit dem reflectirten Strahl in derselben Ebene
liegt und der Einfallswinkel gleich dem Reflexionswinkel ist, dass
3) die Wärmestrahlen beim Uebergang in ein anderes Medium gleich
den Lichtstrahlen gebrochen werden, wobei der Brechungsexponent sich
nicht nur verändert je nach der Wärmequelle, sondern auch eine und
dieselbe Wärmequelle Strahlen verschiedener Brechbarkeit entsendet
(Dispersion der Wärmestrahlen); dass 4) die Wärme beim Durchstrah-
len der Körper eine Absorption erfährt, welche von der Substanz der
Körper abhängig ist und die verschiedenen Brechbarkeitsstufen der
Wärme in verschiedenem Maasse trifft; und dass endlich 5) die Wärme
Interferenz, Beugung, Polarisation und Doppelbrechung in völlig ana-
loger Weise wie das Licht zeigt.
Alle diese Gesetze werden mit Hülfe des oben beschriebenen Melloni’schen
Apparates nachgewiesen. So lässt sich das Gesetz, dass die Intensität der Wärme
im umgekehrten Verhältnisse des Quadrates der Entfernungen steht, darthun, indem
man die Distanzen der Wärmequelle und der Thermosäule variirt. Die Gesetze der
Reflexion lassen sich nachweisen, indem man der Thermosäule eine seitliche Aufstel-
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