Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Elektricität.
tricitätsquelle vorhanden ist. Dagegen lässt sich die Influenzwirkung zur Gewinnung
grösserer Elektricitätsmengen benützen. Der eine der hierher gehörenden Apparate
ist der Condensator, der andere die Leydener Flasche. Der erstere hat den Zweck
Elektricitäten von äusserst geringer Dichtigkeit zu condensiren, um dieselben dadurch
nachweisen zu können. Er besteht im allgemeinen aus zwei durch ein isolirendes
Medium getrennten Metallplatten, von denen die eine isolirt ist, während die andere
nach der Erde abgeleitet wird. Die Platten a und b (Fig. 200) sind an den einander
[Abbildung] Fig. 200.
zugekehrten Seiten mit einer Schichte Firniss überzogen, a
ist mit einer Handhabe aus Glas versehen, b steht auf einem
metallenen Fusse. Berührt man mit der Platte a eine
Elektricitätsquelle und stellt dann a auf b, so wird in letz-
terer Platte entgegengesetzte Elektricität auf der a zuge-
kehrten Seite durch Influenz gesammelt; diese Elektricität
wird noch vermehrt, wenn man b ableitend berührt. Durch
die in b entstandene Vertheilung wird nun aber wieder a
influenzirt, indem sich die hier angehäufte Elektricität vor-
zugsweise auf der untern Seite anhäuft. Bringt man daher
die Platte a nochmals mit der Elektricitätsquelle in Berüh-
rung, so kann sie von dieser eine neue Menge Elektricität
aufnehmen. Letztere bewirkt von neuem eine Vertheilung
auf b, die wieder auf a herüberwirkt, u. s. w.; man kann
daher nun so lange mit der Ladung fortfahren, bis auf der oberen Seite der Platte a
der übertragenen gleichnamige Elektricität in ebenso grosser Dichte vorhanden ist wie
an der Elektricitätsquelle selber. Die Platte a wird als Collector, die Platte b
als Condensator bezeichnet. Man bringt häufig den Apparat in feste Verbindung
mit dem Elektroskop (Fig. 197), indem man den Messingstab desselben oben statt in
einen Knopf unmittelbar in die Condensatorplatte b übergehen lässt: die vom Elek-
troskop angezeigte Elektricität hat dann natürlich das entgegengesetzte Vorzeichen
von der durch den Collector aus der Elektricitätsquelle aufgesammelten.

3) Die Kleist'sche oder Leydener Flasche. Sie hat den Zweck Elektri-
cität, welche von solcher Dichtigkeit ist, dass sie von einem alleinstehenden Leiter
auströmen würde, durch Influenz festzuhalten. Die Leydener Flasche besteht daher
aus einem Glasgefäss, welches aussen und innen bis auf etwa 1/4 der Höhe mit Sta-
niol belegt und von da an bis nahe an den Rand mit Siegellackfirniss überzogen ist.
Auf der Oeffnung befindet sich ein Deckel aus überfirnisstem Holze, in welchem ein
starker, oben in eine Kugel ausgehender und unten durch eine Metallkette mit der
innern Staniolbelegung in Verbindung stehender Messingdraht steckt. Man lässt nun
auf den Knopf die Funken einer Elektrisirmaschine oder einer andern starken Elek-
tricitätsquelle überschlagen, während die äussere Belegung mit der Erde in leitende
Verbindung gebracht ist. Die innere Belegung dient somit als Collector, die äussere
als Condensator. In dem Maasse als die erstere positive Elektricität aufnimmt, wird
in der letzteren durch Influenz negative angezogen. Die Menge der Elektricität,
welche eine Flasche aufnehmen kann, steigt mit der Grösse der Belegung. Um starke
elektrische Wirkungen zu erhalten, verbindet man daher eine Anzahl von Flaschen,
indem man ihre Kugeln durch Drähte mit einander und sämmtliche äussere Belegun-
gen mit der Erde in Verbindung bringt, zu einer sogenannten Batterie.


295
Elektricität
durch Contact

Bringt man zwei glatt geschliffene Platten aus verschiedenem
Metalle, die beide (ähnlich wie die Collectorplatte a in Fig. 200) mit

Von der Elektricität.
tricitätsquelle vorhanden ist. Dagegen lässt sich die Influenzwirkung zur Gewinnung
grösserer Elektricitätsmengen benützen. Der eine der hierher gehörenden Apparate
ist der Condensator, der andere die Leydener Flasche. Der erstere hat den Zweck
Elektricitäten von äusserst geringer Dichtigkeit zu condensiren, um dieselben dadurch
nachweisen zu können. Er besteht im allgemeinen aus zwei durch ein isolirendes
Medium getrennten Metallplatten, von denen die eine isolirt ist, während die andere
nach der Erde abgeleitet wird. Die Platten a und b (Fig. 200) sind an den einander
[Abbildung] Fig. 200.
zugekehrten Seiten mit einer Schichte Firniss überzogen, a
ist mit einer Handhabe aus Glas versehen, b steht auf einem
metallenen Fusse. Berührt man mit der Platte a eine
Elektricitätsquelle und stellt dann a auf b, so wird in letz-
terer Platte entgegengesetzte Elektricität auf der a zuge-
kehrten Seite durch Influenz gesammelt; diese Elektricität
wird noch vermehrt, wenn man b ableitend berührt. Durch
die in b entstandene Vertheilung wird nun aber wieder a
influenzirt, indem sich die hier angehäufte Elektricität vor-
zugsweise auf der untern Seite anhäuft. Bringt man daher
die Platte a nochmals mit der Elektricitätsquelle in Berüh-
rung, so kann sie von dieser eine neue Menge Elektricität
aufnehmen. Letztere bewirkt von neuem eine Vertheilung
auf b, die wieder auf a herüberwirkt, u. s. w.; man kann
daher nun so lange mit der Ladung fortfahren, bis auf der oberen Seite der Platte a
der übertragenen gleichnamige Elektricität in ebenso grosser Dichte vorhanden ist wie
an der Elektricitätsquelle selber. Die Platte a wird als Collector, die Platte b
als Condensator bezeichnet. Man bringt häufig den Apparat in feste Verbindung
mit dem Elektroskop (Fig. 197), indem man den Messingstab desselben oben statt in
einen Knopf unmittelbar in die Condensatorplatte b übergehen lässt: die vom Elek-
troskop angezeigte Elektricität hat dann natürlich das entgegengesetzte Vorzeichen
von der durch den Collector aus der Elektricitätsquelle aufgesammelten.

3) Die Kleist’sche oder Leydener Flasche. Sie hat den Zweck Elektri-
cität, welche von solcher Dichtigkeit ist, dass sie von einem alleinstehenden Leiter
auströmen würde, durch Influenz festzuhalten. Die Leydener Flasche besteht daher
aus einem Glasgefäss, welches aussen und innen bis auf etwa ¼ der Höhe mit Sta-
niol belegt und von da an bis nahe an den Rand mit Siegellackfirniss überzogen ist.
Auf der Oeffnung befindet sich ein Deckel aus überfirnisstem Holze, in welchem ein
starker, oben in eine Kugel ausgehender und unten durch eine Metallkette mit der
innern Staniolbelegung in Verbindung stehender Messingdraht steckt. Man lässt nun
auf den Knopf die Funken einer Elektrisirmaschine oder einer andern starken Elek-
tricitätsquelle überschlagen, während die äussere Belegung mit der Erde in leitende
Verbindung gebracht ist. Die innere Belegung dient somit als Collector, die äussere
als Condensator. In dem Maasse als die erstere positive Elektricität aufnimmt, wird
in der letzteren durch Influenz negative angezogen. Die Menge der Elektricität,
welche eine Flasche aufnehmen kann, steigt mit der Grösse der Belegung. Um starke
elektrische Wirkungen zu erhalten, verbindet man daher eine Anzahl von Flaschen,
indem man ihre Kugeln durch Drähte mit einander und sämmtliche äussere Belegun-
gen mit der Erde in Verbindung bringt, zu einer sogenannten Batterie.


295
Elektricität
durch Contact

Bringt man zwei glatt geschliffene Platten aus verschiedenem
Metalle, die beide (ähnlich wie die Collectorplatte a in Fig. 200) mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0464" n="442"/><fw place="top" type="header">Von der Elektricität.</fw><lb/>
tricitätsquelle vorhanden ist. Dagegen lässt sich die Influenzwirkung zur Gewinnung<lb/>
grösserer Elektricitätsmengen benützen. Der eine der hierher gehörenden Apparate<lb/>
ist der Condensator, der andere die Leydener Flasche. Der erstere hat den Zweck<lb/>
Elektricitäten von äusserst geringer Dichtigkeit zu condensiren, um dieselben dadurch<lb/>
nachweisen zu können. Er besteht im allgemeinen aus zwei durch ein isolirendes<lb/>
Medium getrennten Metallplatten, von denen die eine isolirt ist, während die andere<lb/>
nach der Erde abgeleitet wird. Die Platten a und b (Fig. 200) sind an den einander<lb/><figure><head>Fig. 200.</head></figure><lb/>
zugekehrten Seiten mit einer Schichte Firniss überzogen, a<lb/>
ist mit einer Handhabe aus Glas versehen, b steht auf einem<lb/>
metallenen Fusse. Berührt man mit der Platte a eine<lb/>
Elektricitätsquelle und stellt dann a auf b, so wird in letz-<lb/>
terer Platte entgegengesetzte Elektricität auf der a zuge-<lb/>
kehrten Seite durch Influenz gesammelt; diese Elektricität<lb/>
wird noch vermehrt, wenn man b ableitend berührt. Durch<lb/>
die in b entstandene Vertheilung wird nun aber wieder a<lb/>
influenzirt, indem sich die hier angehäufte Elektricität vor-<lb/>
zugsweise auf der untern Seite anhäuft. Bringt man daher<lb/>
die Platte a nochmals mit der Elektricitätsquelle in Berüh-<lb/>
rung, so kann sie von dieser eine neue Menge Elektricität<lb/>
aufnehmen. Letztere bewirkt von neuem eine Vertheilung<lb/>
auf b, die wieder auf a herüberwirkt, u. s. w.; man kann<lb/>
daher nun so lange mit der Ladung fortfahren, bis auf der oberen Seite der Platte a<lb/>
der übertragenen gleichnamige Elektricität in ebenso grosser Dichte vorhanden ist wie<lb/>
an der Elektricitätsquelle selber. Die Platte a wird als <hi rendition="#g">Collector</hi>, die Platte b<lb/>
als <hi rendition="#g">Condensator</hi> bezeichnet. Man bringt häufig den Apparat in feste Verbindung<lb/>
mit dem Elektroskop (Fig. 197), indem man den Messingstab desselben oben statt in<lb/>
einen Knopf unmittelbar in die Condensatorplatte b übergehen lässt: die vom Elek-<lb/>
troskop angezeigte Elektricität hat dann natürlich das entgegengesetzte Vorzeichen<lb/>
von der durch den Collector aus der Elektricitätsquelle aufgesammelten.</p><lb/>
          <p>3) Die <hi rendition="#g">Kleist&#x2019;sche</hi> oder <hi rendition="#g">Leydener Flasche</hi>. Sie hat den Zweck Elektri-<lb/>
cität, welche von solcher Dichtigkeit ist, dass sie von einem alleinstehenden Leiter<lb/>
auströmen würde, durch Influenz festzuhalten. Die Leydener Flasche besteht daher<lb/>
aus einem Glasgefäss, welches aussen und innen bis auf etwa ¼ der Höhe mit Sta-<lb/>
niol belegt und von da an bis nahe an den Rand mit Siegellackfirniss überzogen ist.<lb/>
Auf der Oeffnung befindet sich ein Deckel aus überfirnisstem Holze, in welchem ein<lb/>
starker, oben in eine Kugel ausgehender und unten durch eine Metallkette mit der<lb/>
innern Staniolbelegung in Verbindung stehender Messingdraht steckt. Man lässt nun<lb/>
auf den Knopf die Funken einer Elektrisirmaschine oder einer andern starken Elek-<lb/>
tricitätsquelle überschlagen, während die äussere Belegung mit der Erde in leitende<lb/>
Verbindung gebracht ist. Die innere Belegung dient somit als Collector, die äussere<lb/>
als Condensator. In dem Maasse als die erstere positive Elektricität aufnimmt, wird<lb/>
in der letzteren durch Influenz negative angezogen. Die Menge der Elektricität,<lb/>
welche eine Flasche aufnehmen kann, steigt mit der Grösse der Belegung. Um starke<lb/>
elektrische Wirkungen zu erhalten, verbindet man daher eine Anzahl von Flaschen,<lb/>
indem man ihre Kugeln durch Drähte mit einander und sämmtliche äussere Belegun-<lb/>
gen mit der Erde in Verbindung bringt, zu einer sogenannten Batterie.</p><lb/>
          <note place="left">295<lb/>
Elektricität<lb/>
durch Contact</note>
          <p>Bringt man zwei glatt geschliffene Platten aus verschiedenem<lb/>
Metalle, die beide (ähnlich wie die Collectorplatte a in Fig. 200) mit<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[442/0464] Von der Elektricität. tricitätsquelle vorhanden ist. Dagegen lässt sich die Influenzwirkung zur Gewinnung grösserer Elektricitätsmengen benützen. Der eine der hierher gehörenden Apparate ist der Condensator, der andere die Leydener Flasche. Der erstere hat den Zweck Elektricitäten von äusserst geringer Dichtigkeit zu condensiren, um dieselben dadurch nachweisen zu können. Er besteht im allgemeinen aus zwei durch ein isolirendes Medium getrennten Metallplatten, von denen die eine isolirt ist, während die andere nach der Erde abgeleitet wird. Die Platten a und b (Fig. 200) sind an den einander [Abbildung Fig. 200.] zugekehrten Seiten mit einer Schichte Firniss überzogen, a ist mit einer Handhabe aus Glas versehen, b steht auf einem metallenen Fusse. Berührt man mit der Platte a eine Elektricitätsquelle und stellt dann a auf b, so wird in letz- terer Platte entgegengesetzte Elektricität auf der a zuge- kehrten Seite durch Influenz gesammelt; diese Elektricität wird noch vermehrt, wenn man b ableitend berührt. Durch die in b entstandene Vertheilung wird nun aber wieder a influenzirt, indem sich die hier angehäufte Elektricität vor- zugsweise auf der untern Seite anhäuft. Bringt man daher die Platte a nochmals mit der Elektricitätsquelle in Berüh- rung, so kann sie von dieser eine neue Menge Elektricität aufnehmen. Letztere bewirkt von neuem eine Vertheilung auf b, die wieder auf a herüberwirkt, u. s. w.; man kann daher nun so lange mit der Ladung fortfahren, bis auf der oberen Seite der Platte a der übertragenen gleichnamige Elektricität in ebenso grosser Dichte vorhanden ist wie an der Elektricitätsquelle selber. Die Platte a wird als Collector, die Platte b als Condensator bezeichnet. Man bringt häufig den Apparat in feste Verbindung mit dem Elektroskop (Fig. 197), indem man den Messingstab desselben oben statt in einen Knopf unmittelbar in die Condensatorplatte b übergehen lässt: die vom Elek- troskop angezeigte Elektricität hat dann natürlich das entgegengesetzte Vorzeichen von der durch den Collector aus der Elektricitätsquelle aufgesammelten. 3) Die Kleist’sche oder Leydener Flasche. Sie hat den Zweck Elektri- cität, welche von solcher Dichtigkeit ist, dass sie von einem alleinstehenden Leiter auströmen würde, durch Influenz festzuhalten. Die Leydener Flasche besteht daher aus einem Glasgefäss, welches aussen und innen bis auf etwa ¼ der Höhe mit Sta- niol belegt und von da an bis nahe an den Rand mit Siegellackfirniss überzogen ist. Auf der Oeffnung befindet sich ein Deckel aus überfirnisstem Holze, in welchem ein starker, oben in eine Kugel ausgehender und unten durch eine Metallkette mit der innern Staniolbelegung in Verbindung stehender Messingdraht steckt. Man lässt nun auf den Knopf die Funken einer Elektrisirmaschine oder einer andern starken Elek- tricitätsquelle überschlagen, während die äussere Belegung mit der Erde in leitende Verbindung gebracht ist. Die innere Belegung dient somit als Collector, die äussere als Condensator. In dem Maasse als die erstere positive Elektricität aufnimmt, wird in der letzteren durch Influenz negative angezogen. Die Menge der Elektricität, welche eine Flasche aufnehmen kann, steigt mit der Grösse der Belegung. Um starke elektrische Wirkungen zu erhalten, verbindet man daher eine Anzahl von Flaschen, indem man ihre Kugeln durch Drähte mit einander und sämmtliche äussere Belegun- gen mit der Erde in Verbindung bringt, zu einer sogenannten Batterie. Bringt man zwei glatt geschliffene Platten aus verschiedenem Metalle, die beide (ähnlich wie die Collectorplatte a in Fig. 200) mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/464
Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/464>, abgerufen am 05.12.2024.