Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.Von der Elektricität. ergiebt sich, dass die Mengen der angesammelten Elektricitäten beider Berührung der gleichen Metalle immer die nämlichen sind: denn sollten die Elektricitätsmengen steigen, so müsste das Vereinigungs- bestreben grösser als die trennende Kraft werden, sollten sie sin- ken, so würde die trennende Kraft so lange wirken, bis wieder das Gleichgewicht hergestellt wäre. Man nennt die an der Con- tactstelle verschiedener Metalle vorhandene Kraft die elektromoto- rische Kraft. Aus der Entstehung dieser Kraft erhellt unmittelbar, dass dieselbe nur abhängt von der Beschaffenheit der Metalle, die sich berühren, dass sie aber nicht nur von der Zeit der Berührung, sondern auch von der Grösse der Berührungsflächen unabhängig ist. Denn im Moment, in welchem zwei Metalle in Contact gerathen, muss Gleichgewicht zwischen der Anziehungskraft der Metalle gegen eine bestimmte elektrische Flüssigkeit und der Anziehungskraft der elek- trischen Flüssigkeiten unter einander eintreten, und dieses Gleichge- wicht muss für jedes Element der sich berührenden Oberflächen das nämliche sein. 296 Spannungsreihe der Metalle. Die verschiedenen Metalle und einige andere sich denselben 297 Elektricität bei der Berührung eines Metalls mit einer Flüs- sigkeit. Wie bei der Berührung zweier Metalle, so findet auch bei der Von der Elektricität. ergiebt sich, dass die Mengen der angesammelten Elektricitäten beider Berührung der gleichen Metalle immer die nämlichen sind: denn sollten die Elektricitätsmengen steigen, so müsste das Vereinigungs- bestreben grösser als die trennende Kraft werden, sollten sie sin- ken, so würde die trennende Kraft so lange wirken, bis wieder das Gleichgewicht hergestellt wäre. Man nennt die an der Con- tactstelle verschiedener Metalle vorhandene Kraft die elektromoto- rische Kraft. Aus der Entstehung dieser Kraft erhellt unmittelbar, dass dieselbe nur abhängt von der Beschaffenheit der Metalle, die sich berühren, dass sie aber nicht nur von der Zeit der Berührung, sondern auch von der Grösse der Berührungsflächen unabhängig ist. Denn im Moment, in welchem zwei Metalle in Contact gerathen, muss Gleichgewicht zwischen der Anziehungskraft der Metalle gegen eine bestimmte elektrische Flüssigkeit und der Anziehungskraft der elek- trischen Flüssigkeiten unter einander eintreten, und dieses Gleichge- wicht muss für jedes Element der sich berührenden Oberflächen das nämliche sein. 296 Spannungsreihe der Metalle. Die verschiedenen Metalle und einige andere sich denselben 297 Elektricität bei der Berührung eines Metalls mit einer Flüs- sigkeit. 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Schon <hi rendition="#g">Volta</hi> stellte folgende mit dem<lb/> positivsten Körper beginnende und mit dem negativsten schliessende<lb/> Reihe auf: <hi rendition="#g">Zink, Blei, Zinn, Eisen, Kupfer, Silber, Gold,<lb/> Kohle, Braunstein</hi>. Diese Reihe ist mit unwesentlichen Abwei-<lb/> chungen von späteren Beobachtern bestätigt worden.</p><lb/> <note place="left">297<lb/> Elektricität bei<lb/> der Berührung<lb/> eines Metalls<lb/> mit einer Flüs-<lb/> sigkeit.</note> <p>Wie bei der Berührung zweier Metalle, so findet auch bei der<lb/> Berührung von Metallen und Flüssigkeiten Erregung von Elektricität<lb/> statt. In reinem Wasser, in den meisten verdünnten Säuren, sowie<lb/> in alkalischen Lösungen werden die Metalle negativ elektrisch, wäh-<lb/> rend die Flüssigkeit selbst positive Elektricität annimmt. Auch hier<lb/> sammelt sich wieder die freie Elektricität auf den Grenzschichten von<lb/> Metall und Flüssigkeit an, und erst nachdem man den Contact zwi-<lb/> schen Metall und Flüssigkeit aufgehoben hat, verbreitet sich die ne-<lb/> gative Elektricität über die ganze Oberfläche des Metalls, die positive<lb/> über die ganze Oberfläche der Flüssigkeit, so dass sie nun mit dem<lb/> Elektroskop nachgewiesen werden kann. Die elektromotorischen Kräfte,<lb/> welche die verschiedenen Metalle in einer und derselben Flüssigkeit<lb/> annehmen, sind beträchtlich verschiedene. Nach <hi rendition="#g">Poggendorff</hi> bil-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [444/0466]
Von der Elektricität.
ergiebt sich, dass die Mengen der angesammelten Elektricitäten bei
der Berührung der gleichen Metalle immer die nämlichen sind: denn
sollten die Elektricitätsmengen steigen, so müsste das Vereinigungs-
bestreben grösser als die trennende Kraft werden, sollten sie sin-
ken, so würde die trennende Kraft so lange wirken, bis wieder
das Gleichgewicht hergestellt wäre. Man nennt die an der Con-
tactstelle verschiedener Metalle vorhandene Kraft die elektromoto-
rische Kraft. Aus der Entstehung dieser Kraft erhellt unmittelbar,
dass dieselbe nur abhängt von der Beschaffenheit der Metalle, die
sich berühren, dass sie aber nicht nur von der Zeit der Berührung,
sondern auch von der Grösse der Berührungsflächen unabhängig ist.
Denn im Moment, in welchem zwei Metalle in Contact gerathen, muss
Gleichgewicht zwischen der Anziehungskraft der Metalle gegen eine
bestimmte elektrische Flüssigkeit und der Anziehungskraft der elek-
trischen Flüssigkeiten unter einander eintreten, und dieses Gleichge-
wicht muss für jedes Element der sich berührenden Oberflächen das
nämliche sein.
Die verschiedenen Metalle und einige andere sich denselben
ähnlich verhaltende Körper, wie Kohle und Braunstein, lassen sich
sämmtlich derart in eine Reihe ordnen, dass sich jedes vorhergehende
Metall bei Berührung mit einem nachfolgenden positiv, jedes nach-
folgende negativ verhält, und dass die Menge der auftretenden posi-
tiven und negativen Elektricitäten, also die Stärke der elektromotori-
schen Kraft, um so grösser ist, je weiter entfernt von einander beide
Metalle in der Reihe stehen. Schon Volta stellte folgende mit dem
positivsten Körper beginnende und mit dem negativsten schliessende
Reihe auf: Zink, Blei, Zinn, Eisen, Kupfer, Silber, Gold,
Kohle, Braunstein. Diese Reihe ist mit unwesentlichen Abwei-
chungen von späteren Beobachtern bestätigt worden.
Wie bei der Berührung zweier Metalle, so findet auch bei der
Berührung von Metallen und Flüssigkeiten Erregung von Elektricität
statt. In reinem Wasser, in den meisten verdünnten Säuren, sowie
in alkalischen Lösungen werden die Metalle negativ elektrisch, wäh-
rend die Flüssigkeit selbst positive Elektricität annimmt. Auch hier
sammelt sich wieder die freie Elektricität auf den Grenzschichten von
Metall und Flüssigkeit an, und erst nachdem man den Contact zwi-
schen Metall und Flüssigkeit aufgehoben hat, verbreitet sich die ne-
gative Elektricität über die ganze Oberfläche des Metalls, die positive
über die ganze Oberfläche der Flüssigkeit, so dass sie nun mit dem
Elektroskop nachgewiesen werden kann. Die elektromotorischen Kräfte,
welche die verschiedenen Metalle in einer und derselben Flüssigkeit
annehmen, sind beträchtlich verschiedene. Nach Poggendorff bil-
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