Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.Von der Elektricität. in der einen oder andern Richtung zu bewegen strebt, es ist durchaus nicht erforder-lich, dass dies mit einer Anhäufung freier Elektricität an dem Ort der Spannung sel- ber verknüpft sei, sondern, da die elektrischen Anziehungen und Abstossungen in die Ferne wirken, so wird eine gewisse Menge freier Elektricität, die sich an der Ober- fläche angehäuft befindet, im Innern des Leiters Spannungen erzeugen, ohne dass dess- halb freie Elektricität sich im Innern anhäuft, weil die hervorgerufene Spannung ebensoviel + El. nach der einen Seite wie -- El. nach der andern zieht. Die Func- tion, nach welcher ein Agens wie die Elektricität, das im umgekehrten Verhältniss des Quadrats der Entfernungen wirkt, eine Einheit desselben Agens anzieht oder ab- stösst, bezeichnet man auch als Potentialfunction. Die Figg. 211 u. 212 stellen somit das Verhalten der Spannung oder der Potentialfunction für die verschiedenen Punkte eines linearen Leiters dar. 315 Stromverzwei- gung in linea- ren Leitern. Wenn die Leitung a b c d eines elektrischen Stroms (Fig. 213) [Abbildung]
Fig. 213. sich bei b und c in mehrere Zweige trennt,so muss durch den Gesammtquerschnitt der Leiter w1, w2, w3 in der Zeiteinheit eine eben- so grosse Elektricitätsmenge fliessen wie durch den Querschnitt des Leiters w. Bezeichnen wir daher die Intensitäten des Stroms in w1, w2, w3 nach einander mit J1, J2, J3 und in w mit J, so ist J1 + J2 + J3 = J oder J1 + J2 + J3 -- J = o. Nehmen wir die Intensität eines gegen eine Verzweigungsstelle Wenn wir mit w, w1, w2, w3 zugleich die Widerstände in den Sind statt der einen elektromotorischen Kraft mehrere E1, E2 u. Von der Elektricität. in der einen oder andern Richtung zu bewegen strebt, es ist durchaus nicht erforder-lich, dass dies mit einer Anhäufung freier Elektricität an dem Ort der Spannung sel- ber verknüpft sei, sondern, da die elektrischen Anziehungen und Abstossungen in die Ferne wirken, so wird eine gewisse Menge freier Elektricität, die sich an der Ober- fläche angehäuft befindet, im Innern des Leiters Spannungen erzeugen, ohne dass dess- halb freie Elektricität sich im Innern anhäuft, weil die hervorgerufene Spannung ebensoviel + El. nach der einen Seite wie — El. nach der andern zieht. Die Func- tion, nach welcher ein Agens wie die Elektricität, das im umgekehrten Verhältniss des Quadrats der Entfernungen wirkt, eine Einheit desselben Agens anzieht oder ab- stösst, bezeichnet man auch als Potentialfunction. Die Figg. 211 u. 212 stellen somit das Verhalten der Spannung oder der Potentialfunction für die verschiedenen Punkte eines linearen Leiters dar. 315 Stromverzwei- gung in linea- ren Leitern. Wenn die Leitung a b c d eines elektrischen Stroms (Fig. 213) [Abbildung]
Fig. 213. sich bei b und c in mehrere Zweige trennt,so muss durch den Gesammtquerschnitt der Leiter w1, w2, w3 in der Zeiteinheit eine eben- so grosse Elektricitätsmenge fliessen wie durch den Querschnitt des Leiters w. Bezeichnen wir daher die Intensitäten des Stroms in w1, w2, w3 nach einander mit J1, J2, J3 und in w mit J, so ist J1 + J2 + J3 = J oder J1 + J2 + J3 — J = o. Nehmen wir die Intensität eines gegen eine Verzweigungsstelle Wenn wir mit w, w1, w2, w3 zugleich die Widerstände in den Sind statt der einen elektromotorischen Kraft mehrere E1, E2 u. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0492" n="470"/><fw place="top" type="header">Von der Elektricität.</fw><lb/> in der einen oder andern Richtung zu bewegen strebt, es ist durchaus nicht erforder-<lb/> lich, dass dies mit einer Anhäufung freier Elektricität an dem Ort der Spannung sel-<lb/> ber verknüpft sei, sondern, da die elektrischen Anziehungen und Abstossungen in die<lb/> Ferne wirken, so wird eine gewisse Menge freier Elektricität, die sich an der Ober-<lb/> fläche angehäuft befindet, im Innern des Leiters Spannungen erzeugen, ohne dass dess-<lb/> halb freie Elektricität sich im Innern anhäuft, weil die hervorgerufene Spannung<lb/> ebensoviel + El. nach der einen Seite wie — El. nach der andern zieht. Die Func-<lb/> tion, nach welcher ein Agens wie die Elektricität, das im umgekehrten Verhältniss<lb/> des Quadrats der Entfernungen wirkt, eine Einheit desselben Agens anzieht oder ab-<lb/> stösst, bezeichnet man auch als <hi rendition="#g">Potentialfunction</hi>. Die Figg. 211 u. 212 stellen<lb/> somit das Verhalten der Spannung oder der Potentialfunction für die verschiedenen<lb/> Punkte eines linearen Leiters dar.</p><lb/> <note place="left">315<lb/> Stromverzwei-<lb/> gung in linea-<lb/> ren Leitern.</note> <p>Wenn die Leitung a b c d eines elektrischen Stroms (Fig. 213)<lb/><figure><head>Fig. 213.</head></figure><lb/> sich bei b und c in mehrere Zweige trennt,<lb/> so muss durch den Gesammtquerschnitt der<lb/> Leiter w<hi rendition="#sub">1</hi>, w<hi rendition="#sub">2</hi>, w<hi rendition="#sub">3</hi> in der Zeiteinheit eine eben-<lb/> so grosse Elektricitätsmenge fliessen wie durch<lb/> den Querschnitt des Leiters w. Bezeichnen<lb/> wir daher die Intensitäten des Stroms in w<hi rendition="#sub">1</hi>,<lb/> w<hi rendition="#sub">2</hi>, w<hi rendition="#sub">3</hi> nach einander mit J<hi rendition="#sub">1</hi>, J<hi rendition="#sub">2</hi>, J<hi rendition="#sub">3</hi> und in<lb/> w mit J, so ist J<hi rendition="#sub">1</hi> + J<hi rendition="#sub">2</hi> + J<hi rendition="#sub">3</hi> = J oder<lb/><hi rendition="#c">J<hi rendition="#sub">1</hi> + J<hi rendition="#sub">2</hi> + J<hi rendition="#sub">3</hi> — J = o.</hi></p><lb/> <p>Nehmen wir die Intensität eines gegen eine Verzweigungsstelle<lb/> b oder c gerichteten Stromes positiv und die Intensität eines von ihr<lb/> weg gerichteten Stromes negativ oder umgekehrt, so sagt obige Glei-<lb/> chung, die algebraische Summe der Intensitäten aller in einer Verzwei-<lb/> gungsstelle zusammentreffenden Ströme sei gleich null, und wir kön-<lb/> nen nun dieses Gesetz durch die symbolische Formel ausdrücken:<lb/><hi rendition="#c">1) <hi rendition="#i">Σ</hi> J = o.</hi></p><lb/> <p>Wenn wir mit w, w<hi rendition="#sub">1</hi>, w<hi rendition="#sub">2</hi>, w<hi rendition="#sub">3</hi> zugleich die Widerstände in den<lb/> einzelnen Theilen der Leitung bezeichnen, so ist, falls, wie in Fig. 213,<lb/> nur <hi rendition="#g">eine</hi> elektromotorische Kraft in dem Stromeskreis existirt, hierauf<lb/> unmittelbar das <hi rendition="#g">Ohm</hi>’sche Gesetz <formula/> anzuwenden, indem man<lb/> für J die einzelnen Intensitäten J, J<hi rendition="#sub">1</hi>, J<hi rendition="#sub">2</hi>, J<hi rendition="#sub">3</hi> und für W die einzelnen<lb/> Widerstände w, w<hi rendition="#sub">1</hi>, w<hi rendition="#sub">2</hi>, w<hi rendition="#sub">3</hi> setzt. Man erhält so Jw + J<hi rendition="#sub">1</hi>w<hi rendition="#sub">1</hi> + J<hi rendition="#sub">2</hi>w<hi rendition="#sub">2</hi><lb/> + J<hi rendition="#sub">3</hi>w<hi rendition="#sub">3</hi> = E.</p><lb/> <p>Sind statt der einen elektromotorischen Kraft mehrere E<hi rendition="#sub">1</hi>, E<hi rendition="#sub">2</hi> u.<lb/> s. w. vorhanden, so hat man auf der rechten Seite dieser Gleichung<lb/> statt E die Summe E<hi rendition="#sub">1</hi> + E<hi rendition="#sub">2</hi> + E<hi rendition="#sub">3</hi> … zu setzen. Das <hi rendition="#g">Ohm</hi>’sche<lb/> Gesetz in seiner Anwendung auf einen verzweigten Strom mit mehre-<lb/> ren elektromotorischen Kräften nimmt also die Form an:<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [470/0492]
Von der Elektricität.
in der einen oder andern Richtung zu bewegen strebt, es ist durchaus nicht erforder-
lich, dass dies mit einer Anhäufung freier Elektricität an dem Ort der Spannung sel-
ber verknüpft sei, sondern, da die elektrischen Anziehungen und Abstossungen in die
Ferne wirken, so wird eine gewisse Menge freier Elektricität, die sich an der Ober-
fläche angehäuft befindet, im Innern des Leiters Spannungen erzeugen, ohne dass dess-
halb freie Elektricität sich im Innern anhäuft, weil die hervorgerufene Spannung
ebensoviel + El. nach der einen Seite wie — El. nach der andern zieht. Die Func-
tion, nach welcher ein Agens wie die Elektricität, das im umgekehrten Verhältniss
des Quadrats der Entfernungen wirkt, eine Einheit desselben Agens anzieht oder ab-
stösst, bezeichnet man auch als Potentialfunction. Die Figg. 211 u. 212 stellen
somit das Verhalten der Spannung oder der Potentialfunction für die verschiedenen
Punkte eines linearen Leiters dar.
Wenn die Leitung a b c d eines elektrischen Stroms (Fig. 213)
[Abbildung Fig. 213.]
sich bei b und c in mehrere Zweige trennt,
so muss durch den Gesammtquerschnitt der
Leiter w1, w2, w3 in der Zeiteinheit eine eben-
so grosse Elektricitätsmenge fliessen wie durch
den Querschnitt des Leiters w. Bezeichnen
wir daher die Intensitäten des Stroms in w1,
w2, w3 nach einander mit J1, J2, J3 und in
w mit J, so ist J1 + J2 + J3 = J oder
J1 + J2 + J3 — J = o.
Nehmen wir die Intensität eines gegen eine Verzweigungsstelle
b oder c gerichteten Stromes positiv und die Intensität eines von ihr
weg gerichteten Stromes negativ oder umgekehrt, so sagt obige Glei-
chung, die algebraische Summe der Intensitäten aller in einer Verzwei-
gungsstelle zusammentreffenden Ströme sei gleich null, und wir kön-
nen nun dieses Gesetz durch die symbolische Formel ausdrücken:
1) Σ J = o.
Wenn wir mit w, w1, w2, w3 zugleich die Widerstände in den
einzelnen Theilen der Leitung bezeichnen, so ist, falls, wie in Fig. 213,
nur eine elektromotorische Kraft in dem Stromeskreis existirt, hierauf
unmittelbar das Ohm’sche Gesetz [FORMEL] anzuwenden, indem man
für J die einzelnen Intensitäten J, J1, J2, J3 und für W die einzelnen
Widerstände w, w1, w2, w3 setzt. Man erhält so Jw + J1w1 + J2w2
+ J3w3 = E.
Sind statt der einen elektromotorischen Kraft mehrere E1, E2 u.
s. w. vorhanden, so hat man auf der rechten Seite dieser Gleichung
statt E die Summe E1 + E2 + E3 … zu setzen. Das Ohm’sche
Gesetz in seiner Anwendung auf einen verzweigten Strom mit mehre-
ren elektromotorischen Kräften nimmt also die Form an:
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