samer bis zu seiner vollen Höhe ansteigt als z. B. in einem geradlini- gen Leiter, der keine inducirende Wirkung auf sich selbst ausübt. Anders muss es sich beim Verschwinden des Stromes verhalten. Ein Inductionsstrom kann nur in einem geschlossenen Leiter sich ausbil- den. Im Moment, in welchem der Strom unterbrochen wird, kann da- her keine inducirende Wirkung entstehen, es wird daher auch die Stromintensität in der Spirale bei der Oeffnung des Stroms plötzlich auf null herabsinken.
Man kann nun aber die Ausbildung des bei der Oeffnung des Stromes entstehenden Inductionsstroms möglich machen, wenn man das Princip der Stromverzweigung anwendet. Bringt man an der Draht- spirale A (Fig. 241) eine Nebenschliessung N an, so werden in dem Moment, in welchem man die Kette öffnet, A und N zusammen noch eine geschlossene Leitung bilden. Es entsteht also nun in dieser Lei- tung bei der Oeffnung des Stroms ein rasch verlaufender Inductions- strom von derselben Richtung, welche der ursprüngliche Strom hatte. Von Faraday, welcher diesen Strom entdeckte, wurde derselbe als Extrastrom bezeichnet.
Man kann den Extrastrom leicht an der primären Rolle eines elektrischen Inductionsapparates beobachten, wenn man zu derselben eine Nebenschliessung herstellt. Der Apparat in Fig. 242 hat zu die- sem Zweck die Schraubenklemmen l und m. Berührt man dieselben mit den Händen, so fühlt man bei der Schliessung des Stroms keinen elektrischen Schlag, weil der Widerstand des Körpers gegen den Widerstand der Rolle verschwindet. Bei der Oeffnung dagegen er- giesst sich der Extrastrom durch den Schliessungskreis zwischen l und m, und man erhält daher einen ziemlich heftigen Schlag. Der Extrastrom lässt sich somit anwenden, um gleich gerichtete Induc- tionsströme von sehr kurzer Dauer durch thierische Theile zu sen- den. Man muss zu diesem Zweck nur die Schraubenklemmen l und m des Inductionsapparats in Fig. 242 durch Leitungsdrähte, die in die geeigneten Elektroden endigen, mit den thierischen Theilen verbinden.
An den magnetoelektrischen Apparaten lässt sich der Extrastrom auf folgende Weise erhalten. Man gebe dem Commutator (Fig. 243 B) eine solche Stellung, dass der vorspringende Rand der Scheiben s und t nicht genau da aufhört wo der Rand der Scheiben q und d anfängt, so dass während einer sehr kurzen Zeit die Federn r und x gleich- zeitig auf s und q und auf t und d schleifen. Ist dies der Fall, so tritt der Strom alsbald von s nach q und von q nach d über, der menschliche Körper oder thierische Theile, die sich im Stromeskreis befinden, empfangen also jetzt gar keinen Strom, weil sie eine Neben- schliessung von sehr grossem Widerstand zu der guten Schliessung s q t d bilden. Fahren nun die beiden Federn von den Scheiben s
Induction.
samer bis zu seiner vollen Höhe ansteigt als z. B. in einem geradlini- gen Leiter, der keine inducirende Wirkung auf sich selbst ausübt. Anders muss es sich beim Verschwinden des Stromes verhalten. Ein Inductionsstrom kann nur in einem geschlossenen Leiter sich ausbil- den. Im Moment, in welchem der Strom unterbrochen wird, kann da- her keine inducirende Wirkung entstehen, es wird daher auch die Stromintensität in der Spirale bei der Oeffnung des Stroms plötzlich auf null herabsinken.
Man kann nun aber die Ausbildung des bei der Oeffnung des Stromes entstehenden Inductionsstroms möglich machen, wenn man das Princip der Stromverzweigung anwendet. Bringt man an der Draht- spirale A (Fig. 241) eine Nebenschliessung N an, so werden in dem Moment, in welchem man die Kette öffnet, A und N zusammen noch eine geschlossene Leitung bilden. Es entsteht also nun in dieser Lei- tung bei der Oeffnung des Stroms ein rasch verlaufender Inductions- strom von derselben Richtung, welche der ursprüngliche Strom hatte. Von Faraday, welcher diesen Strom entdeckte, wurde derselbe als Extrastrom bezeichnet.
Man kann den Extrastrom leicht an der primären Rolle eines elektrischen Inductionsapparates beobachten, wenn man zu derselben eine Nebenschliessung herstellt. Der Apparat in Fig. 242 hat zu die- sem Zweck die Schraubenklemmen l und m. Berührt man dieselben mit den Händen, so fühlt man bei der Schliessung des Stroms keinen elektrischen Schlag, weil der Widerstand des Körpers gegen den Widerstand der Rolle verschwindet. Bei der Oeffnung dagegen er- giesst sich der Extrastrom durch den Schliessungskreis zwischen l und m, und man erhält daher einen ziemlich heftigen Schlag. Der Extrastrom lässt sich somit anwenden, um gleich gerichtete Induc- tionsströme von sehr kurzer Dauer durch thierische Theile zu sen- den. Man muss zu diesem Zweck nur die Schraubenklemmen l und m des Inductionsapparats in Fig. 242 durch Leitungsdrähte, die in die geeigneten Elektroden endigen, mit den thierischen Theilen verbinden.
An den magnetoelektrischen Apparaten lässt sich der Extrastrom auf folgende Weise erhalten. Man gebe dem Commutator (Fig. 243 B) eine solche Stellung, dass der vorspringende Rand der Scheiben s und t nicht genau da aufhört wo der Rand der Scheiben q und d anfängt, so dass während einer sehr kurzen Zeit die Federn r und x gleich- zeitig auf s und q und auf t und d schleifen. Ist dies der Fall, so tritt der Strom alsbald von s nach q und von q nach d über, der menschliche Körper oder thierische Theile, die sich im Stromeskreis befinden, empfangen also jetzt gar keinen Strom, weil sie eine Neben- schliessung von sehr grossem Widerstand zu der guten Schliessung s q t d bilden. Fahren nun die beiden Federn von den Scheiben s
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Induction.
samer bis zu seiner vollen Höhe ansteigt als z. B. in einem geradlini-
gen Leiter, der keine inducirende Wirkung auf sich selbst ausübt.
Anders muss es sich beim Verschwinden des Stromes verhalten. Ein
Inductionsstrom kann nur in einem geschlossenen Leiter sich ausbil-
den. Im Moment, in welchem der Strom unterbrochen wird, kann da-
her keine inducirende Wirkung entstehen, es wird daher auch die
Stromintensität in der Spirale bei der Oeffnung des Stroms plötzlich
auf null herabsinken.
Man kann nun aber die Ausbildung des bei der Oeffnung des
Stromes entstehenden Inductionsstroms möglich machen, wenn man das
Princip der Stromverzweigung anwendet. Bringt man an der Draht-
spirale A (Fig. 241) eine Nebenschliessung N an, so werden in dem
Moment, in welchem man die Kette öffnet, A und N zusammen noch
eine geschlossene Leitung bilden. Es entsteht also nun in dieser Lei-
tung bei der Oeffnung des Stroms ein rasch verlaufender Inductions-
strom von derselben Richtung, welche der ursprüngliche Strom hatte.
Von Faraday, welcher diesen Strom entdeckte, wurde derselbe als
Extrastrom bezeichnet.
Man kann den Extrastrom leicht an der primären Rolle eines
elektrischen Inductionsapparates beobachten, wenn man zu derselben
eine Nebenschliessung herstellt. Der Apparat in Fig. 242 hat zu die-
sem Zweck die Schraubenklemmen l und m. Berührt man dieselben
mit den Händen, so fühlt man bei der Schliessung des Stroms keinen
elektrischen Schlag, weil der Widerstand des Körpers gegen den
Widerstand der Rolle verschwindet. Bei der Oeffnung dagegen er-
giesst sich der Extrastrom durch den Schliessungskreis zwischen l
und m, und man erhält daher einen ziemlich heftigen Schlag. Der
Extrastrom lässt sich somit anwenden, um gleich gerichtete Induc-
tionsströme von sehr kurzer Dauer durch thierische Theile zu sen-
den. Man muss zu diesem Zweck nur die Schraubenklemmen l
und m des Inductionsapparats in Fig. 242 durch Leitungsdrähte, die
in die geeigneten Elektroden endigen, mit den thierischen Theilen
verbinden.
An den magnetoelektrischen Apparaten lässt sich der Extrastrom
auf folgende Weise erhalten. Man gebe dem Commutator (Fig. 243 B)
eine solche Stellung, dass der vorspringende Rand der Scheiben s und
t nicht genau da aufhört wo der Rand der Scheiben q und d anfängt,
so dass während einer sehr kurzen Zeit die Federn r und x gleich-
zeitig auf s und q und auf t und d schleifen. Ist dies der Fall, so
tritt der Strom alsbald von s nach q und von q nach d über, der
menschliche Körper oder thierische Theile, die sich im Stromeskreis
befinden, empfangen also jetzt gar keinen Strom, weil sie eine Neben-
schliessung von sehr grossem Widerstand zu der guten Schliessung
s q t d bilden. Fahren nun die beiden Federn von den Scheiben s
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 539. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/561>, abgerufen am 04.12.2024.
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