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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Zweyter Gesang.

Jst hier nicht eben auch der Markt dein Eigenthum?
Kein Häscher, kein Pedell, soll deine Freude stören;
Der Stutzer soll erstaunt das wilde Wetzen hören,
Und wenn dein tapfrer Arm nichts mehr zu schlagen
weis,

So geb ich dir zum Sturm die Häscherhöhle preis.
Was du in Jena wagst, das kannst du hier auch wagen.
Wie bald kann dich Calmuck aus diesen Mauren tragen,
Da in der [Na]chbarschaft das schöne Halle liegt,
Wo noch die Freyheit herrscht, wo noch der Bursche
siegt.

Doch wärst du wohl so klein, die jensche Tracht zu
ändern,

Die Haare zu bestreun, den Degen zu bebändern?
Und zögest du den Strumpf, dem tapfern Stiefel, vor?
Kannst du so niedrig seyn, so geh, und werd ein Thor.
Stink nach Pomad und Oel, wie hier die Narren
pflegen,

Und laufe Chapeaubas im Sturmwind und im Regen.

Geh,
D 3

Zweyter Geſang.

Jſt hier nicht eben auch der Markt dein Eigenthum?
Kein Haͤſcher, kein Pedell, ſoll deine Freude ſtoͤren;
Der Stutzer ſoll erſtaunt das wilde Wetzen hoͤren,
Und wenn dein tapfrer Arm nichts mehr zu ſchlagen
weis,

So geb ich dir zum Sturm die Haͤſcherhoͤhle preis.
Was du in Jena wagſt, das kannſt du hier auch wagen.
Wie bald kann dich Calmuck aus dieſen Mauren tragen,
Da in der [Na]chbarſchaft das ſchoͤne Halle liegt,
Wo noch die Freyheit herrſcht, wo noch der Burſche
ſiegt.

Doch waͤrſt du wohl ſo klein, die jenſche Tracht zu
aͤndern,

Die Haare zu beſtreun, den Degen zu bebaͤndern?
Und zoͤgeſt du den Strumpf, dem tapfern Stiefel, vor?
Kannſt du ſo niedrig ſeyn, ſo geh, und werd ein Thor.
Stink nach Pomad und Oel, wie hier die Narren
pflegen,

Und laufe Chapeaubas im Sturmwind und im Regen.

Geh,
D 3
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[53/0117] Zweyter Geſang. Jſt hier nicht eben auch der Markt dein Eigenthum? Kein Haͤſcher, kein Pedell, ſoll deine Freude ſtoͤren; Der Stutzer ſoll erſtaunt das wilde Wetzen hoͤren, Und wenn dein tapfrer Arm nichts mehr zu ſchlagen weis, So geb ich dir zum Sturm die Haͤſcherhoͤhle preis. Was du in Jena wagſt, das kannſt du hier auch wagen. Wie bald kann dich Calmuck aus dieſen Mauren tragen, Da in der Nachbarſchaft das ſchoͤne Halle liegt, Wo noch die Freyheit herrſcht, wo noch der Burſche ſiegt. Doch waͤrſt du wohl ſo klein, die jenſche Tracht zu aͤndern, Die Haare zu beſtreun, den Degen zu bebaͤndern? Und zoͤgeſt du den Strumpf, dem tapfern Stiefel, vor? Kannſt du ſo niedrig ſeyn, ſo geh, und werd ein Thor. Stink nach Pomad und Oel, wie hier die Narren pflegen, Und laufe Chapeaubas im Sturmwind und im Regen. Geh, D 3

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 53. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/117>, abgerufen am 25.11.2024.