Kein Blätterchen fuhr auf, die Musche mußt es decken, Und wo auch gar keins war, lag doch ein schwar- zer Flecken. Nur Raufbold ruhte noch, und lag von Sorgen frey, Bis in den hellen Tag auf einer harten Streu. Von Schätzen nie beschwert auf seinen weiten Reisen, Schlief er so arm, und sanft, als wie die alten Weisen. Sein ganzer Reichthum war sein großes Raufer- schwerd, Und seine ganze Lust Calmuck, das edle Pferd. So manchen süßen Traum ließ ihn Pandur ergetzen; Vom wüthenden Tumult, von Schreyen, und von Wetzen War seine Seele voll. Erstiegne Schnurrbarthein, Und Ständchen, fielen ihm im süßen Schlummer ein. Ein paarmal lächelt er mit einer wilden Freude, Und spricht verwirrt etwas von einem modschen Kleide. Pandur hörts, und erschrickt. Er traut der Mode nicht,
Und
Der Renommiſt.
Kein Blaͤtterchen fuhr auf, die Muſche mußt es decken, Und wo auch gar keins war, lag doch ein ſchwar- zer Flecken. Nur Raufbold ruhte noch, und lag von Sorgen frey, Bis in den hellen Tag auf einer harten Streu. Von Schaͤtzen nie beſchwert auf ſeinen weiten Reiſen, Schlief er ſo arm, und ſanft, als wie die alten Weiſen. Sein ganzer Reichthum war ſein großes Raufer- ſchwerd, Und ſeine ganze Luſt Calmuck, das edle Pferd. So manchen ſuͤßen Traum ließ ihn Pandur ergetzen; Vom wuͤthenden Tumult, von Schreyen, und von Wetzen War ſeine Seele voll. Erſtiegne Schnurrbarthein, Und Staͤndchen, fielen ihm im ſuͤßen Schlummer ein. Ein paarmal laͤchelt er mit einer wilden Freude, Und ſpricht verwirrt etwas von einem modſchen Kleide. Pandur hoͤrts, und erſchrickt. Er traut der Mode nicht,
Und
<TEI><text><body><divn="1"><lg><l><pbfacs="#f0122"n="58"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Renommiſt.</hi></fw></l><lb/><l>Kein Blaͤtterchen fuhr auf, die Muſche mußt es decken,</l><lb/><l>Und wo auch gar keins war, lag doch ein ſchwar-<lb/><hirendition="#et">zer Flecken.</hi></l><lb/><l>Nur Raufbold ruhte noch, und lag von Sorgen frey,</l><lb/><l>Bis in den hellen Tag auf einer harten Streu.</l><lb/><l>Von Schaͤtzen nie beſchwert auf ſeinen weiten Reiſen,</l><lb/><l>Schlief er ſo arm, und ſanft, als wie die alten Weiſen.</l><lb/><l>Sein ganzer Reichthum war ſein großes Raufer-<lb/><hirendition="#et">ſchwerd,</hi></l><lb/><l>Und ſeine ganze Luſt Calmuck, das edle Pferd.</l><lb/><l>So manchen ſuͤßen Traum ließ ihn Pandur ergetzen;</l><lb/><l>Vom wuͤthenden Tumult, von Schreyen, und von<lb/><hirendition="#et">Wetzen</hi></l><lb/><l>War ſeine Seele voll. Erſtiegne Schnurrbarthein,</l><lb/><l>Und Staͤndchen, fielen ihm im ſuͤßen Schlummer ein.</l><lb/><l>Ein paarmal laͤchelt er mit einer wilden Freude,</l><lb/><l>Und ſpricht verwirrt etwas von einem modſchen Kleide.</l><lb/><l>Pandur hoͤrts, und erſchrickt. Er traut der Mode<lb/><hirendition="#et">nicht,</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Und</fw><lb/></l></lg></div></body></text></TEI>
[58/0122]
Der Renommiſt.
Kein Blaͤtterchen fuhr auf, die Muſche mußt es decken,
Und wo auch gar keins war, lag doch ein ſchwar-
zer Flecken.
Nur Raufbold ruhte noch, und lag von Sorgen frey,
Bis in den hellen Tag auf einer harten Streu.
Von Schaͤtzen nie beſchwert auf ſeinen weiten Reiſen,
Schlief er ſo arm, und ſanft, als wie die alten Weiſen.
Sein ganzer Reichthum war ſein großes Raufer-
ſchwerd,
Und ſeine ganze Luſt Calmuck, das edle Pferd.
So manchen ſuͤßen Traum ließ ihn Pandur ergetzen;
Vom wuͤthenden Tumult, von Schreyen, und von
Wetzen
War ſeine Seele voll. Erſtiegne Schnurrbarthein,
Und Staͤndchen, fielen ihm im ſuͤßen Schlummer ein.
Ein paarmal laͤchelt er mit einer wilden Freude,
Und ſpricht verwirrt etwas von einem modſchen Kleide.
Pandur hoͤrts, und erſchrickt. Er traut der Mode
nicht,
Und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/122>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.