Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite
Der Renommist.
So sprach er, und stützt sich auf Raufbolds
Degenknopf.

Viel Anschläg irren ihm durch seinen schlauen Kopf;
Zuletzt entschließt er sich, vom Helden sich zu wagen,
Und um sein künftges Glück Orakel zu befragen.
Jn Leipzig war damals, die nun verlohrne Kunst,
Aus dickem Caffeesatz, durch schwarzer Geister Gunst,
Die Zukunft auszuspähn; und die geheimsten Thaten,
Geschehn, und künftig noch, prophetisch zu errathen.
Pandur, der dieses weis, verstellt sich alsobald;
Giebt sich aus dicker Luft die jenische Gestalt;
Zieht große Handschuh an, und eilet nach der Grotte,
Zum Delphos neurer Welt, zum pythschen Caffee-
gotte.
Vergieb es mir, o Nacht, und du, prophetscher
Geist,

Wenn man dein Heiligthum profanen Augen weißt.
Da, wo Schellhafers Haus die sesten Mauren
endet,
Ragt,
Der Renommiſt.
So ſprach er, und ſtuͤtzt ſich auf Raufbolds
Degenknopf.

Viel Anſchlaͤg irren ihm durch ſeinen ſchlauen Kopf;
Zuletzt entſchließt er ſich, vom Helden ſich zu wagen,
Und um ſein kuͤnftges Gluͤck Orakel zu befragen.
Jn Leipzig war damals, die nun verlohrne Kunſt,
Aus dickem Caffeeſatz, durch ſchwarzer Geiſter Gunſt,
Die Zukunft auszuſpaͤhn; und die geheimſten Thaten,
Geſchehn, und kuͤnftig noch, prophetiſch zu errathen.
Pandur, der dieſes weis, verſtellt ſich alſobald;
Giebt ſich aus dicker Luft die jeniſche Geſtalt;
Zieht große Handſchuh an, und eilet nach der Grotte,
Zum Delphos neurer Welt, zum pythſchen Caffee-
gotte.
Vergieb es mir, o Nacht, und du, prophetſcher
Geiſt,

Wenn man dein Heiligthum profanen Augen weißt.
Da, wo Schellhafers Haus die ſeſten Mauren
endet,
Ragt,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0124" n="60"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Renommi&#x017F;t.</hi> </fw><lb/>
        <lg>
          <l>So &#x017F;prach er, und &#x017F;tu&#x0364;tzt &#x017F;ich auf Raufbolds<lb/><hi rendition="#et">Degenknopf.</hi></l><lb/>
          <l>Viel An&#x017F;chla&#x0364;g irren ihm durch &#x017F;einen &#x017F;chlauen Kopf;</l><lb/>
          <l>Zuletzt ent&#x017F;chließt er &#x017F;ich, vom Helden &#x017F;ich zu wagen,</l><lb/>
          <l>Und um &#x017F;ein ku&#x0364;nftges Glu&#x0364;ck Orakel zu befragen.</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Jn Leipzig war damals, die nun verlohrne Kun&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Aus dickem Caffee&#x017F;atz, durch &#x017F;chwarzer Gei&#x017F;ter Gun&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Die Zukunft auszu&#x017F;pa&#x0364;hn; und die geheim&#x017F;ten Thaten,</l><lb/>
          <l>Ge&#x017F;chehn, und ku&#x0364;nftig noch, propheti&#x017F;ch zu errathen.</l><lb/>
          <l>Pandur, der die&#x017F;es weis, ver&#x017F;tellt &#x017F;ich al&#x017F;obald;</l><lb/>
          <l>Giebt &#x017F;ich aus dicker Luft die jeni&#x017F;che Ge&#x017F;talt;</l><lb/>
          <l>Zieht große Hand&#x017F;chuh an, und eilet nach der Grotte,</l><lb/>
          <l>Zum Delphos neurer Welt, zum pyth&#x017F;chen Caffee-<lb/><hi rendition="#et">gotte.</hi></l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Vergieb es mir, o Nacht, und du, prophet&#x017F;cher<lb/><hi rendition="#et">Gei&#x017F;t,</hi></l><lb/>
          <l>Wenn man dein Heiligthum profanen Augen weißt.</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Da, wo Schellhafers Haus die &#x017F;e&#x017F;ten Mauren<lb/><hi rendition="#et">endet,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Ragt,</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[60/0124] Der Renommiſt. So ſprach er, und ſtuͤtzt ſich auf Raufbolds Degenknopf. Viel Anſchlaͤg irren ihm durch ſeinen ſchlauen Kopf; Zuletzt entſchließt er ſich, vom Helden ſich zu wagen, Und um ſein kuͤnftges Gluͤck Orakel zu befragen. Jn Leipzig war damals, die nun verlohrne Kunſt, Aus dickem Caffeeſatz, durch ſchwarzer Geiſter Gunſt, Die Zukunft auszuſpaͤhn; und die geheimſten Thaten, Geſchehn, und kuͤnftig noch, prophetiſch zu errathen. Pandur, der dieſes weis, verſtellt ſich alſobald; Giebt ſich aus dicker Luft die jeniſche Geſtalt; Zieht große Handſchuh an, und eilet nach der Grotte, Zum Delphos neurer Welt, zum pythſchen Caffee- gotte. Vergieb es mir, o Nacht, und du, prophetſcher Geiſt, Wenn man dein Heiligthum profanen Augen weißt. Da, wo Schellhafers Haus die ſeſten Mauren endet, Ragt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/124
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/124>, abgerufen am 17.05.2024.