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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Dritter Gesang.

Bückt vor dem Gotte sich, und sprach mit rauhem Ton:
Du, der du mit Caffee die Leipziger belebest,
Und zur vornehmen Frau ein Gärtnerweib erhebest;
Der du mit deinem Trank Holzhacker so beglückst,
Als du im Staatsgemach den grossen Herrn entzückst;
Jch nahe mich zu dir vom fernen Ruf belehret,
Daß dir des Schicksals Macht die seltne Gunst ver-
ehret,

Die Zukunft zu durchschaun, und in Caffee zu sehn,
Was Astrologen kaum durch das Gestirn verstehn.
O sage mir, Prophet, wird Raufbold unterliegen?
Wird endlich über ihn der Pleiße Mode siegen?
Und wird der Niedrige, nach aller meiner Müh,
Zuletzt doch noch ein Sklav von der Galanterie?

Er schwieg. Der Gott versetzt: Der Ruf ist wahr
gewesen,

Daß ich die Zukunft kan aus dickem Caffee lesen.
Doch

Dritter Geſang.

Buͤckt vor dem Gotte ſich, und ſprach mit rauhem Ton:
Du, der du mit Caffee die Leipziger belebeſt,
Und zur vornehmen Frau ein Gaͤrtnerweib erhebeſt;
Der du mit deinem Trank Holzhacker ſo begluͤckſt,
Als du im Staatsgemach den groſſen Herrn entzuͤckſt;
Jch nahe mich zu dir vom fernen Ruf belehret,
Daß dir des Schickſals Macht die ſeltne Gunſt ver-
ehret,

Die Zukunft zu durchſchaun, und in Caffee zu ſehn,
Was Aſtrologen kaum durch das Geſtirn verſtehn.
O ſage mir, Prophet, wird Raufbold unterliegen?
Wird endlich uͤber ihn der Pleiße Mode ſiegen?
Und wird der Niedrige, nach aller meiner Muͤh,
Zuletzt doch noch ein Sklav von der Galanterie?

Er ſchwieg. Der Gott verſetzt: Der Ruf iſt wahr
geweſen,

Daß ich die Zukunft kan aus dickem Caffee leſen.
Doch
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[63/0127] Dritter Geſang. Buͤckt vor dem Gotte ſich, und ſprach mit rauhem Ton: Du, der du mit Caffee die Leipziger belebeſt, Und zur vornehmen Frau ein Gaͤrtnerweib erhebeſt; Der du mit deinem Trank Holzhacker ſo begluͤckſt, Als du im Staatsgemach den groſſen Herrn entzuͤckſt; Jch nahe mich zu dir vom fernen Ruf belehret, Daß dir des Schickſals Macht die ſeltne Gunſt ver- ehret, Die Zukunft zu durchſchaun, und in Caffee zu ſehn, Was Aſtrologen kaum durch das Geſtirn verſtehn. O ſage mir, Prophet, wird Raufbold unterliegen? Wird endlich uͤber ihn der Pleiße Mode ſiegen? Und wird der Niedrige, nach aller meiner Muͤh, Zuletzt doch noch ein Sklav von der Galanterie? Er ſchwieg. Der Gott verſetzt: Der Ruf iſt wahr geweſen, Daß ich die Zukunft kan aus dickem Caffee leſen. Doch

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/127>, abgerufen am 25.11.2024.