Sein halb mit Gold gestickt, halb silbernes Gewand, Das er mit viel Geschmack nachläßig um sich wand; Wallt in der obern Luft im allerreinsten Schimmer, Und bald erreicht sein Flug Sylvans geschmücktes Zimmer. Sogleich verweilt den Blick die aufgeputzte Wand, An der er manch Gemäld auf bunten Tüchern fand. Zween Spiegel, deren Last zwo große Schleifen hielten, Und neidisch auf sich selbst in güldnen Rähmen spielten, Entdeckten ihm sein Bild; und mit Zufriedenheit Tritt er ins Schlafgemach. -- Jn stiller Einsamkeit Schlief ruhig noch Sylvan, und ließ den Morgen sterben, Den Nachttisch traurig seyn, und den Caffee verderben. Jhm nahte sich der Putz, und sprach: Auf, junger Held! Der Ruhm erwartet dich in der beglänzten Welt; Und eine Gottheit selbst befiehlt dir, zu erwachen;
Die
Der Renommiſt.
Sein halb mit Gold geſtickt, halb ſilbernes Gewand, Das er mit viel Geſchmack nachlaͤßig um ſich wand; Wallt in der obern Luft im allerreinſten Schimmer, Und bald erreicht ſein Flug Sylvans geſchmuͤcktes Zimmer. Sogleich verweilt den Blick die aufgeputzte Wand, An der er manch Gemaͤld auf bunten Tuͤchern fand. Zween Spiegel, deren Laſt zwo große Schleifen hielten, Und neidiſch auf ſich ſelbſt in guͤldnen Raͤhmen ſpielten, Entdeckten ihm ſein Bild; und mit Zufriedenheit Tritt er ins Schlafgemach. — Jn ſtiller Einſamkeit Schlief ruhig noch Sylvan, und ließ den Morgen ſterben, Den Nachttiſch traurig ſeyn, und den Caffee verderben. Jhm nahte ſich der Putz, und ſprach: Auf, junger Held! Der Ruhm erwartet dich in der beglaͤnzten Welt; Und eine Gottheit ſelbſt befiehlt dir, zu erwachen;
Die
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Der Renommiſt.
Sein halb mit Gold geſtickt, halb ſilbernes Gewand,
Das er mit viel Geſchmack nachlaͤßig um ſich wand;
Wallt in der obern Luft im allerreinſten Schimmer,
Und bald erreicht ſein Flug Sylvans geſchmuͤcktes
Zimmer.
Sogleich verweilt den Blick die aufgeputzte Wand,
An der er manch Gemaͤld auf bunten Tuͤchern fand.
Zween Spiegel, deren Laſt zwo große Schleifen hielten,
Und neidiſch auf ſich ſelbſt in guͤldnen Raͤhmen ſpielten,
Entdeckten ihm ſein Bild; und mit Zufriedenheit
Tritt er ins Schlafgemach. — Jn ſtiller Einſamkeit
Schlief ruhig noch Sylvan, und ließ den Morgen
ſterben,
Den Nachttiſch traurig ſeyn, und den Caffee verderben.
Jhm nahte ſich der Putz, und ſprach: Auf, junger Held!
Der Ruhm erwartet dich in der beglaͤnzten Welt;
Und eine Gottheit ſelbſt befiehlt dir, zu erwachen;
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/132>, abgerufen am 24.11.2024.
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