Du, zierlicher Brador, setz dich auf deine Schleife, Daß um den weißen Hals dein schwarz Gefieder streife; Und wenn der Geist Charmant die Knie ihm zier- lich beugt, So mache, daß sein Haupt sich gleichfalls artig neigt. Du aber, Seladon, liebäugle mit den Blicken, Die Schönen, die ihn sehn, betrügrisch zu bestricken. Beredter Florimand, den Mund eröfne du, Wenn sein Verstand nicht denkt; und denkt er, schließ ihn zu. Jhr andern Geister könt auf seinem Hute sitzen. Die Tresse soll ein Theil, ein Theil die Feder schützen. Da, wo sein schrof Toppee die höchste Spitze macht, Nehm ich selbst meinen Sitz. Nehmt ihr mein Wort in Acht: Und wird Sylvan beschützt; so will ich euch beglücken; Wo nicht, so sollen euch die schwersten Strafen drücken. Der eine soll zwölf Jahr mit steifem Rücken stehn;
Der
Der Renommiſt.
Du, zierlicher Brador, ſetz dich auf deine Schleife, Daß um den weißen Hals dein ſchwarz Gefieder ſtreife; Und wenn der Geiſt Charmant die Knie ihm zier- lich beugt, So mache, daß ſein Haupt ſich gleichfalls artig neigt. Du aber, Seladon, liebaͤugle mit den Blicken, Die Schoͤnen, die ihn ſehn, betruͤgriſch zu beſtricken. Beredter Florimand, den Mund eroͤfne du, Wenn ſein Verſtand nicht denkt; und denkt er, ſchließ ihn zu. Jhr andern Geiſter koͤnt auf ſeinem Hute ſitzen. Die Treſſe ſoll ein Theil, ein Theil die Feder ſchuͤtzen. Da, wo ſein ſchrof Toppee die hoͤchſte Spitze macht, Nehm ich ſelbſt meinen Sitz. Nehmt ihr mein Wort in Acht: Und wird Sylvan beſchuͤtzt; ſo will ich euch begluͤcken; Wo nicht, ſo ſollen euch die ſchwerſten Strafen druͤcken. Der eine ſoll zwoͤlf Jahr mit ſteifem Ruͤcken ſtehn;
Der
<TEI><text><body><divn="1"><lg><l><pbfacs="#f0138"n="74"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Renommiſt.</hi></fw></l><lb/><l>Du, zierlicher Brador, ſetz dich auf deine Schleife,</l><lb/><l>Daß um den weißen Hals dein ſchwarz Gefieder ſtreife;</l><lb/><l>Und wenn der Geiſt Charmant die Knie ihm zier-<lb/><hirendition="#et">lich beugt,</hi></l><lb/><l>So mache, daß ſein Haupt ſich gleichfalls artig neigt.</l><lb/><l>Du aber, Seladon, liebaͤugle mit den Blicken,</l><lb/><l>Die Schoͤnen, die ihn ſehn, betruͤgriſch zu beſtricken.</l><lb/><l>Beredter Florimand, den Mund eroͤfne du,</l><lb/><l>Wenn ſein Verſtand nicht denkt; und denkt er, ſchließ<lb/><hirendition="#et">ihn zu.</hi></l><lb/><l>Jhr andern Geiſter koͤnt auf ſeinem Hute ſitzen.</l><lb/><l>Die Treſſe ſoll ein Theil, ein Theil die Feder ſchuͤtzen.</l><lb/><l>Da, wo ſein ſchrof Toppee die hoͤchſte Spitze macht,</l><lb/><l>Nehm ich ſelbſt meinen Sitz. Nehmt ihr mein Wort<lb/><hirendition="#et">in Acht:</hi></l><lb/><l>Und wird Sylvan beſchuͤtzt; ſo will ich euch begluͤcken;</l><lb/><l>Wo nicht, ſo ſollen euch die ſchwerſten Strafen druͤcken.</l><lb/><l>Der eine ſoll zwoͤlf Jahr mit ſteifem Ruͤcken ſtehn;<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Der</fw><lb/></l></lg></div></body></text></TEI>
[74/0138]
Der Renommiſt.
Du, zierlicher Brador, ſetz dich auf deine Schleife,
Daß um den weißen Hals dein ſchwarz Gefieder ſtreife;
Und wenn der Geiſt Charmant die Knie ihm zier-
lich beugt,
So mache, daß ſein Haupt ſich gleichfalls artig neigt.
Du aber, Seladon, liebaͤugle mit den Blicken,
Die Schoͤnen, die ihn ſehn, betruͤgriſch zu beſtricken.
Beredter Florimand, den Mund eroͤfne du,
Wenn ſein Verſtand nicht denkt; und denkt er, ſchließ
ihn zu.
Jhr andern Geiſter koͤnt auf ſeinem Hute ſitzen.
Die Treſſe ſoll ein Theil, ein Theil die Feder ſchuͤtzen.
Da, wo ſein ſchrof Toppee die hoͤchſte Spitze macht,
Nehm ich ſelbſt meinen Sitz. Nehmt ihr mein Wort
in Acht:
Und wird Sylvan beſchuͤtzt; ſo will ich euch begluͤcken;
Wo nicht, ſo ſollen euch die ſchwerſten Strafen druͤcken.
Der eine ſoll zwoͤlf Jahr mit ſteifem Ruͤcken ſtehn;
Der
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/138>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.