Und seine ganze Tracht war widerlich und fremd. Es wieherten indeß von fern geschmückte Rosse, Der Stutzer ward bestürzt, beym Anblick der Carosse. Selinde saß darin. Der Schönheit Wunderschein Verklärt Sylvans Gesicht, und Raufbold ward zum Stein. Nun, Bruder, (sprach Sylvan,) mich dünkt, du bist getroffen. -- Kan man dies Mädchen denn nicht nah zu sehen hoffen? (Sprach Raufbold ganz verwirrt.) Es lächelte Sylvan, Und fieng also zu ihm mit süßen Mienen an: Du sollst den höchsten Grad von meiner Freundschaft sehen, Und sollst den Nachmittag mit zu Selinden gehen; Doch, Raufbold, anders nicht, als wenn du dich be- kehrst, Und dieses schöne Kind durch deine Tracht verehrst. Gern wollt ich dir ein Kleid von meinen Kleidern leihen; Allein du möchtest mir den Antrag nicht verzeihen.
Wohlan,
F 2
Dritter Geſang.
Und ſeine ganze Tracht war widerlich und fremd. Es wieherten indeß von fern geſchmuͤckte Roſſe, Der Stutzer ward beſtuͤrzt, beym Anblick der Caroſſe. Selinde ſaß darin. Der Schoͤnheit Wunderſchein Verklaͤrt Sylvans Geſicht, und Raufbold ward zum Stein. Nun, Bruder, (ſprach Sylvan,) mich duͤnkt, du biſt getroffen. — Kan man dies Maͤdchen denn nicht nah zu ſehen hoffen? (Sprach Raufbold ganz verwirrt.) Es laͤchelte Sylvan, Und fieng alſo zu ihm mit ſuͤßen Mienen an: Du ſollſt den hoͤchſten Grad von meiner Freundſchaft ſehen, Und ſollſt den Nachmittag mit zu Selinden gehen; Doch, Raufbold, anders nicht, als wenn du dich be- kehrſt, Und dieſes ſchoͤne Kind durch deine Tracht verehrſt. Gern wollt ich dir ein Kleid von meinen Kleidern leihen; Allein du moͤchteſt mir den Antrag nicht verzeihen.
Wohlan,
F 2
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Dritter Geſang.
Und ſeine ganze Tracht war widerlich und fremd.
Es wieherten indeß von fern geſchmuͤckte Roſſe,
Der Stutzer ward beſtuͤrzt, beym Anblick der Caroſſe.
Selinde ſaß darin. Der Schoͤnheit Wunderſchein
Verklaͤrt Sylvans Geſicht, und Raufbold ward zum
Stein.
Nun, Bruder, (ſprach Sylvan,) mich duͤnkt, du biſt
getroffen. —
Kan man dies Maͤdchen denn nicht nah zu ſehen
hoffen?
(Sprach Raufbold ganz verwirrt.) Es laͤchelte Sylvan,
Und fieng alſo zu ihm mit ſuͤßen Mienen an:
Du ſollſt den hoͤchſten Grad von meiner Freundſchaft
ſehen,
Und ſollſt den Nachmittag mit zu Selinden gehen;
Doch, Raufbold, anders nicht, als wenn du dich be-
kehrſt,
Und dieſes ſchoͤne Kind durch deine Tracht verehrſt.
Gern wollt ich dir ein Kleid von meinen Kleidern
leihen;
Allein du moͤchteſt mir den Antrag nicht verzeihen.
Wohlan,
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/147>, abgerufen am 22.11.2024.
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