Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite


Der Renommist.
Vierter Gesang.
Wie, wenn ein rauher Bär aus Lapplands kalten
Wäldern,

Vom steten Nord entlaubt, zu den beschneyten Feldern
Mit trägen Klauen kömmt, sie halb erstarrt bewegt,
Sich mit bereifter Haut durch öde Furchen trägt,
Die Menschen zwar nicht flieht, doch sie auch nicht ver-
letzet;

Bis, wenn die Lappen ihn durch ein Geschrey gehetzet,
Er sein befrornes Haupt unwillig aufwärts hebt,
Den lichten Schnee zerscharrt, mit breiten Tatzen gräbt;
Doch, wenn sein feiger Feind auf ihn zu gehn verwei-
let,

Er wiederum zurück in finstre Wälder eilet,
Mit brummendem Getös zu seinen Höhlen irrt:
So murrt der Renommist, da er verwundet wird.
Syl-
F 4


Der Renommiſt.
Vierter Geſang.
Wie, wenn ein rauher Baͤr aus Lapplands kalten
Waͤldern,

Vom ſteten Nord entlaubt, zu den beſchneyten Feldern
Mit traͤgen Klauen koͤmmt, ſie halb erſtarrt bewegt,
Sich mit bereifter Haut durch oͤde Furchen traͤgt,
Die Menſchen zwar nicht flieht, doch ſie auch nicht ver-
letzet;

Bis, wenn die Lappen ihn durch ein Geſchrey gehetzet,
Er ſein befrornes Haupt unwillig aufwaͤrts hebt,
Den lichten Schnee zerſcharrt, mit breiten Tatzen graͤbt;
Doch, wenn ſein feiger Feind auf ihn zu gehn verwei-
let,

Er wiederum zuruͤck in finſtre Waͤlder eilet,
Mit brummendem Getoͤs zu ſeinen Hoͤhlen irrt:
So murrt der Renommiſt, da er verwundet wird.
Syl-
F 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0151" n="87"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Der Renommi&#x017F;t.</hi><lb/>
Vierter Ge&#x017F;ang.</hi> </head><lb/>
        <lg>
          <l><hi rendition="#in">W</hi>ie, wenn ein rauher Ba&#x0364;r aus Lapplands kalten<lb/><hi rendition="#et">Wa&#x0364;ldern,</hi></l><lb/>
          <l>Vom &#x017F;teten Nord entlaubt, zu den be&#x017F;chneyten Feldern</l><lb/>
          <l>Mit tra&#x0364;gen Klauen ko&#x0364;mmt, &#x017F;ie halb er&#x017F;tarrt bewegt,</l><lb/>
          <l>Sich mit bereifter Haut durch o&#x0364;de Furchen tra&#x0364;gt,</l><lb/>
          <l>Die Men&#x017F;chen zwar nicht flieht, doch &#x017F;ie auch nicht ver-<lb/><hi rendition="#et">letzet;</hi></l><lb/>
          <l>Bis, wenn die Lappen ihn durch ein Ge&#x017F;chrey gehetzet,</l><lb/>
          <l>Er &#x017F;ein befrornes Haupt unwillig aufwa&#x0364;rts hebt,</l><lb/>
          <l>Den lichten Schnee zer&#x017F;charrt, mit breiten Tatzen gra&#x0364;bt;</l><lb/>
          <l>Doch, wenn &#x017F;ein feiger Feind auf ihn zu gehn verwei-<lb/><hi rendition="#et">let,</hi></l><lb/>
          <l>Er wiederum zuru&#x0364;ck in fin&#x017F;tre Wa&#x0364;lder eilet,</l><lb/>
          <l>Mit brummendem Geto&#x0364;s zu &#x017F;einen Ho&#x0364;hlen irrt:</l><lb/>
          <l>So murrt der Renommi&#x017F;t, da er verwundet wird.<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 4</fw><fw place="bottom" type="catch">Syl-</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0151] Der Renommiſt. Vierter Geſang. Wie, wenn ein rauher Baͤr aus Lapplands kalten Waͤldern, Vom ſteten Nord entlaubt, zu den beſchneyten Feldern Mit traͤgen Klauen koͤmmt, ſie halb erſtarrt bewegt, Sich mit bereifter Haut durch oͤde Furchen traͤgt, Die Menſchen zwar nicht flieht, doch ſie auch nicht ver- letzet; Bis, wenn die Lappen ihn durch ein Geſchrey gehetzet, Er ſein befrornes Haupt unwillig aufwaͤrts hebt, Den lichten Schnee zerſcharrt, mit breiten Tatzen graͤbt; Doch, wenn ſein feiger Feind auf ihn zu gehn verwei- let, Er wiederum zuruͤck in finſtre Waͤlder eilet, Mit brummendem Getoͤs zu ſeinen Hoͤhlen irrt: So murrt der Renommiſt, da er verwundet wird. Syl- F 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/151
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/151>, abgerufen am 21.11.2024.