O Liebe, sieget stets dein stolzer Eigensinn? Muß man bey so viel Muth von diesem jenschen Hel- den, Mit seiner Liebespein, auch seine Schwachheit melden? Hast du die Schönheit nicht zum Unglück oft ge- braucht? Hat nicht um Helenen ein Jlium geraucht? Sah nicht die ganze Welt, Philippens Sohn zur Schande, Auf einer Nymphe Wort, Persepolis im Brande? Wie oftmals suchen wir von eines Reiches Fall, Und mächtger Thronen Sturz, die Ursach überall? Und oftmals, dürften wir in Menschenherzen lesen, Jst nur ein schöner Blick der Grund davon gewesen; Und eine Sultanin, erhitzt von Lieb und Wut, Setzt oft allein um sich ihr weites Reich in Blut. Muß auch ein bloßer Blick den Schläger überwinden? Doch, Held, du fällst mit Ruhm. -- Ein Blick wars von Selinden.
Du
F 5
Vierter Geſang.
O Liebe, ſieget ſtets dein ſtolzer Eigenſinn? Muß man bey ſo viel Muth von dieſem jenſchen Hel- den, Mit ſeiner Liebespein, auch ſeine Schwachheit melden? Haſt du die Schoͤnheit nicht zum Ungluͤck oft ge- braucht? Hat nicht um Helenen ein Jlium geraucht? Sah nicht die ganze Welt, Philippens Sohn zur Schande, Auf einer Nymphe Wort, Perſepolis im Brande? Wie oftmals ſuchen wir von eines Reiches Fall, Und maͤchtger Thronen Sturz, die Urſach uͤberall? Und oftmals, duͤrften wir in Menſchenherzen leſen, Jſt nur ein ſchoͤner Blick der Grund davon geweſen; Und eine Sultanin, erhitzt von Lieb und Wut, Setzt oft allein um ſich ihr weites Reich in Blut. Muß auch ein bloßer Blick den Schlaͤger uͤberwinden? Doch, Held, du faͤllſt mit Ruhm. — Ein Blick wars von Selinden.
Du
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Vierter Geſang.
O Liebe, ſieget ſtets dein ſtolzer Eigenſinn?
Muß man bey ſo viel Muth von dieſem jenſchen Hel-
den,
Mit ſeiner Liebespein, auch ſeine Schwachheit melden?
Haſt du die Schoͤnheit nicht zum Ungluͤck oft ge-
braucht?
Hat nicht um Helenen ein Jlium geraucht?
Sah nicht die ganze Welt, Philippens Sohn zur
Schande,
Auf einer Nymphe Wort, Perſepolis im Brande?
Wie oftmals ſuchen wir von eines Reiches Fall,
Und maͤchtger Thronen Sturz, die Urſach uͤberall?
Und oftmals, duͤrften wir in Menſchenherzen leſen,
Jſt nur ein ſchoͤner Blick der Grund davon geweſen;
Und eine Sultanin, erhitzt von Lieb und Wut,
Setzt oft allein um ſich ihr weites Reich in Blut.
Muß auch ein bloßer Blick den Schlaͤger uͤberwinden?
Doch, Held, du faͤllſt mit Ruhm. — Ein Blick wars
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/153>, abgerufen am 16.02.2025.
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