Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Vierter Gesang.

Halbhohler Weiden stößt, die in den sichern Gründen
Noch stehn, weil sie ein Bach, der sie benetzt, belebt;
Und wie vom kleinen Stoß die ganze Weide bebt:
So fühlt auch der Soldat die dürre Brust erschüttert,
Er wankt vom starken Stoß, und tritt zurück, und
zittert;

Der wilde Renommist höhnt ihn mit bitterm Scherz --
Und hier gab ihm Pandur die große That ins Herz,
Den nie erlangten Ruhm allein davon zu tragen,
Und in die finstre Gruft der Häscher sich zu wagen.
Voll Freude jauchzet schon der schreckliche Pandur:
Doch Leipzigs Schutzgeist folgt unsichtbar Raufbolds
Spur,

Und, von dem scharfen Blick Pandurens unentdecket,
Späht er den Vorsatz aus, der ihn mit Recht erschre-
cket.

Er eilet alsobald, vom kriegerischen Ort,
Zu der Galanterie, auf schnellen Schwingen fort.

Da,

Vierter Geſang.

Halbhohler Weiden ſtoͤßt, die in den ſichern Gruͤnden
Noch ſtehn, weil ſie ein Bach, der ſie benetzt, belebt;
Und wie vom kleinen Stoß die ganze Weide bebt:
So fuͤhlt auch der Soldat die duͤrre Bruſt erſchuͤttert,
Er wankt vom ſtarken Stoß, und tritt zuruͤck, und
zittert;

Der wilde Renommiſt hoͤhnt ihn mit bitterm Scherz —
Und hier gab ihm Pandur die große That ins Herz,
Den nie erlangten Ruhm allein davon zu tragen,
Und in die finſtre Gruft der Haͤſcher ſich zu wagen.
Voll Freude jauchzet ſchon der ſchreckliche Pandur:
Doch Leipzigs Schutzgeiſt folgt unſichtbar Raufbolds
Spur,

Und, von dem ſcharfen Blick Pandurens unentdecket,
Spaͤht er den Vorſatz aus, der ihn mit Recht erſchre-
cket.

Er eilet alſobald, vom kriegeriſchen Ort,
Zu der Galanterie, auf ſchnellen Schwingen fort.

Da,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0155" n="91"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vierter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Halbhohler Weiden &#x017F;to&#x0364;ßt, die in den &#x017F;ichern Gru&#x0364;nden</l><lb/>
          <l>Noch &#x017F;tehn, weil &#x017F;ie ein Bach, der &#x017F;ie benetzt, belebt;</l><lb/>
          <l>Und wie vom kleinen Stoß die ganze Weide bebt:</l><lb/>
          <l>So fu&#x0364;hlt auch der Soldat die du&#x0364;rre Bru&#x017F;t er&#x017F;chu&#x0364;ttert,</l><lb/>
          <l>Er wankt vom &#x017F;tarken Stoß, und tritt zuru&#x0364;ck, und<lb/><hi rendition="#et">zittert;</hi></l><lb/>
          <l>Der wilde Renommi&#x017F;t ho&#x0364;hnt ihn mit bitterm Scherz &#x2014;</l><lb/>
          <l>Und hier gab ihm Pandur die große That ins Herz,</l><lb/>
          <l>Den nie erlangten Ruhm allein davon zu tragen,</l><lb/>
          <l>Und in die fin&#x017F;tre Gruft der Ha&#x0364;&#x017F;cher &#x017F;ich zu wagen.</l><lb/>
          <l>Voll Freude jauchzet &#x017F;chon der &#x017F;chreckliche Pandur:</l><lb/>
          <l>Doch Leipzigs Schutzgei&#x017F;t folgt un&#x017F;ichtbar Raufbolds<lb/><hi rendition="#et">Spur,</hi></l><lb/>
          <l>Und, von dem &#x017F;charfen Blick Pandurens unentdecket,</l><lb/>
          <l>Spa&#x0364;ht er den Vor&#x017F;atz aus, der ihn mit Recht er&#x017F;chre-<lb/><hi rendition="#et">cket.</hi></l><lb/>
          <l>Er eilet al&#x017F;obald, vom kriegeri&#x017F;chen Ort,</l><lb/>
          <l>Zu der Galanterie, auf &#x017F;chnellen Schwingen fort.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Da,</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91/0155] Vierter Geſang. Halbhohler Weiden ſtoͤßt, die in den ſichern Gruͤnden Noch ſtehn, weil ſie ein Bach, der ſie benetzt, belebt; Und wie vom kleinen Stoß die ganze Weide bebt: So fuͤhlt auch der Soldat die duͤrre Bruſt erſchuͤttert, Er wankt vom ſtarken Stoß, und tritt zuruͤck, und zittert; Der wilde Renommiſt hoͤhnt ihn mit bitterm Scherz — Und hier gab ihm Pandur die große That ins Herz, Den nie erlangten Ruhm allein davon zu tragen, Und in die finſtre Gruft der Haͤſcher ſich zu wagen. Voll Freude jauchzet ſchon der ſchreckliche Pandur: Doch Leipzigs Schutzgeiſt folgt unſichtbar Raufbolds Spur, Und, von dem ſcharfen Blick Pandurens unentdecket, Spaͤht er den Vorſatz aus, der ihn mit Recht erſchre- cket. Er eilet alſobald, vom kriegeriſchen Ort, Zu der Galanterie, auf ſchnellen Schwingen fort. Da,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/155
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/155>, abgerufen am 21.11.2024.