Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].
Er spricht noch, als das Heer schon in die Wäl- der eilt. Jhr wildes Jagdgeschrey, das stille Lüfte theilt, Durchschallt das nahe Feld mit fürchterlichem Blasen. Auch noch zu unsrer Zeit hört man im Wald sie rasen. Der scheue Wandersmann hört sie um Mitternacht, Und bebt, wenn durch den Forst der Flinten Donner kracht; Er sieht, wenn Mond und Stern den finstern Wald erhellen, Die Rehe furchtsam fliehn; er höret Hunde bellen, Und sieht doch keinen Hund, und keine Jäger mehr; Meynt, es sey Zauberey, und nennts ein wüthend Heer. Doch, Zephis, da du Rach an deinen Feinden übest, Liegt die vor Furcht erblaßt, die du abgöttisch liebest; Selinde fiel entseelt ohnmächtig in das Gras. Ver-
Er ſpricht noch, als das Heer ſchon in die Waͤl- der eilt. Jhr wildes Jagdgeſchrey, das ſtille Luͤfte theilt, Durchſchallt das nahe Feld mit fuͤrchterlichem Blaſen. Auch noch zu unſrer Zeit hoͤrt man im Wald ſie raſen. Der ſcheue Wandersmann hoͤrt ſie um Mitternacht, Und bebt, wenn durch den Forſt der Flinten Donner kracht; Er ſieht, wenn Mond und Stern den finſtern Wald erhellen, Die Rehe furchtſam fliehn; er hoͤret Hunde bellen, Und ſieht doch keinen Hund, und keine Jaͤger mehr; Meynt, es ſey Zauberey, und nennts ein wuͤthend Heer. Doch, Zephis, da du Rach an deinen Feinden uͤbeſt, Liegt die vor Furcht erblaßt, die du abgoͤttiſch liebeſt; Selinde fiel entſeelt ohnmaͤchtig in das Gras. Ver-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg> <l> <pb facs="#f0274" n="210"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verwandlungen.</hi> </fw> </l><lb/> <l>Ruft Charamund, daß ihn das Echo wieder nennet,</l><lb/> <l>Und geht, und ſuchet ihn, wenn ihr ihn finden koͤnnet!</l> </lg><lb/> <lg> <l>Er ſpricht noch, als das Heer ſchon in die Waͤl-<lb/><hi rendition="#et">der eilt.</hi></l><lb/> <l>Jhr wildes Jagdgeſchrey, das ſtille Luͤfte theilt,</l><lb/> <l>Durchſchallt das nahe Feld mit fuͤrchterlichem Blaſen.</l><lb/> <l>Auch noch zu unſrer Zeit hoͤrt man im Wald ſie raſen.</l><lb/> <l>Der ſcheue Wandersmann hoͤrt ſie um Mitternacht,</l><lb/> <l>Und bebt, wenn durch den Forſt der Flinten Donner<lb/><hi rendition="#et">kracht;</hi></l><lb/> <l>Er ſieht, wenn Mond und Stern den finſtern Wald<lb/><hi rendition="#et">erhellen,</hi></l><lb/> <l>Die Rehe furchtſam fliehn; er hoͤret Hunde bellen,</l><lb/> <l>Und ſieht doch keinen Hund, und keine Jaͤger mehr;</l><lb/> <l>Meynt, es ſey Zauberey, und nennts ein wuͤthend<lb/><hi rendition="#et">Heer.</hi></l> </lg><lb/> <lg> <l>Doch, Zephis, da du Rach an deinen Feinden<lb/><hi rendition="#et">uͤbeſt,</hi></l><lb/> <l>Liegt die vor Furcht erblaßt, die du abgoͤttiſch liebeſt;</l><lb/> <l>Selinde fiel entſeelt ohnmaͤchtig in das Gras.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/></l> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [210/0274]
Verwandlungen.
Ruft Charamund, daß ihn das Echo wieder nennet,
Und geht, und ſuchet ihn, wenn ihr ihn finden koͤnnet!
Er ſpricht noch, als das Heer ſchon in die Waͤl-
der eilt.
Jhr wildes Jagdgeſchrey, das ſtille Luͤfte theilt,
Durchſchallt das nahe Feld mit fuͤrchterlichem Blaſen.
Auch noch zu unſrer Zeit hoͤrt man im Wald ſie raſen.
Der ſcheue Wandersmann hoͤrt ſie um Mitternacht,
Und bebt, wenn durch den Forſt der Flinten Donner
kracht;
Er ſieht, wenn Mond und Stern den finſtern Wald
erhellen,
Die Rehe furchtſam fliehn; er hoͤret Hunde bellen,
Und ſieht doch keinen Hund, und keine Jaͤger mehr;
Meynt, es ſey Zauberey, und nennts ein wuͤthend
Heer.
Doch, Zephis, da du Rach an deinen Feinden
uͤbeſt,
Liegt die vor Furcht erblaßt, die du abgoͤttiſch liebeſt;
Selinde fiel entſeelt ohnmaͤchtig in das Gras.
Ver-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |