Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite




Verwandlungen.
Drittes Buch.
Die Thäler schwärzten sich; die frohe Stunde kam,
Da im Redoutensaal der Ball den Anfang nahm.
Selinde sah nicht mehr die Lippen sich entfärben,
Und auf den Wangen nicht die frischen Rosen sterben.
Wie leicht blüht nicht aufs neu ein jugendlicher Mund;
Schnell wird die Schöne krank, und schnell wird sie
gesund.

Kaum daß der Zofe Hand den langen Anputz endet,
Und sie im Domino sich von dem Nachttisch wendet;
So lächelt alles schon in ihrem Angesicht,
Das Sieg verkündiget, und lauter Freude spricht.
O Schade, daß es bald die Maske soll verhehlen;
Doch ihre Schönheit wird die Maske selbst beseelen;
Und




Verwandlungen.
Drittes Buch.
Die Thaͤler ſchwaͤrzten ſich; die frohe Stunde kam,
Da im Redoutenſaal der Ball den Anfang nahm.
Selinde ſah nicht mehr die Lippen ſich entfaͤrben,
Und auf den Wangen nicht die friſchen Roſen ſterben.
Wie leicht bluͤht nicht aufs neu ein jugendlicher Mund;
Schnell wird die Schoͤne krank, und ſchnell wird ſie
geſund.

Kaum daß der Zofe Hand den langen Anputz endet,
Und ſie im Domino ſich von dem Nachttiſch wendet;
So laͤchelt alles ſchon in ihrem Angeſicht,
Das Sieg verkuͤndiget, und lauter Freude ſpricht.
O Schade, daß es bald die Maske ſoll verhehlen;
Doch ihre Schoͤnheit wird die Maske ſelbſt beſeelen;
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0287" n="223"/>
        <fw place="top" type="header">
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </fw>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Verwandlungen.</hi></hi><lb/>
Drittes Buch.</head><lb/>
        <lg>
          <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Tha&#x0364;ler &#x017F;chwa&#x0364;rzten &#x017F;ich; die frohe Stunde kam,</l><lb/>
          <l>Da im Redouten&#x017F;aal der Ball den Anfang nahm.</l><lb/>
          <l>Selinde &#x017F;ah nicht mehr die Lippen &#x017F;ich entfa&#x0364;rben,</l><lb/>
          <l>Und auf den Wangen nicht die fri&#x017F;chen Ro&#x017F;en &#x017F;terben.</l><lb/>
          <l>Wie leicht blu&#x0364;ht nicht aufs neu ein jugendlicher Mund;</l><lb/>
          <l>Schnell wird die Scho&#x0364;ne krank, und &#x017F;chnell wird &#x017F;ie<lb/><hi rendition="#et">ge&#x017F;und.</hi></l><lb/>
          <l>Kaum daß der Zofe Hand den langen Anputz endet,</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ie im Domino &#x017F;ich von dem Nachtti&#x017F;ch wendet;</l><lb/>
          <l>So la&#x0364;chelt alles &#x017F;chon in ihrem Ange&#x017F;icht,</l><lb/>
          <l>Das Sieg verku&#x0364;ndiget, und lauter Freude &#x017F;pricht.</l><lb/>
          <l>O Schade, daß es bald die Maske &#x017F;oll verhehlen;</l><lb/>
          <l>Doch ihre Scho&#x0364;nheit wird die Maske &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;eelen;<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[223/0287] Verwandlungen. Drittes Buch. Die Thaͤler ſchwaͤrzten ſich; die frohe Stunde kam, Da im Redoutenſaal der Ball den Anfang nahm. Selinde ſah nicht mehr die Lippen ſich entfaͤrben, Und auf den Wangen nicht die friſchen Roſen ſterben. Wie leicht bluͤht nicht aufs neu ein jugendlicher Mund; Schnell wird die Schoͤne krank, und ſchnell wird ſie geſund. Kaum daß der Zofe Hand den langen Anputz endet, Und ſie im Domino ſich von dem Nachttiſch wendet; So laͤchelt alles ſchon in ihrem Angeſicht, Das Sieg verkuͤndiget, und lauter Freude ſpricht. O Schade, daß es bald die Maske ſoll verhehlen; Doch ihre Schoͤnheit wird die Maske ſelbſt beſeelen; Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/287
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/287>, abgerufen am 24.11.2024.