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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

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Der Phaeton
Die du den Dichter beseelst, der bald die Schlach-
ten der Mäuse

Ueber die Erde trompetet; und bald, die Locke Belin-
dens,

Unter die Sterne versetzt; begeistre mich, komische Muse;
Oder Du, noch mächtger wie sie, du, meine Seline!
Und der Oberste Tromm saß hoch, im elastischen Lehn-
stuhl,

Fühlte die Stalfedern nicht und sybaritischen Polster;
Hörte nicht des melodischen Cimbels harmonische Klänge,
Noch den süßen Gesang von seiner Tochter, Diana.
Eine gefürchtete Furie peitschte, mit Geiseln von Schlan-
gen,

Lange den Alten schon; Podagra heißt ihr schrecklicher
Name.

Seine Füße lagen in Betten, und dicken Verbänden,
Und ein knotichter Stock ward sinkenden Armen zur
Stütze.

Ach! nun dacht er zurück an seine gewonnenen Schlach-
ten,

Ueber den Roßschweif der Türken, und über des Gal-
liers Fahnen!
Noch
Der Phaeton
Die du den Dichter beſeelſt, der bald die Schlach-
ten der Maͤuſe

Ueber die Erde trompetet; und bald, die Locke Belin-
dens,

Unter die Sterne verſetzt; begeiſtre mich, komiſche Muſe;
Oder Du, noch maͤchtger wie ſie, du, meine Seline!
Und der Oberſte Tromm ſaß hoch, im elaſtiſchen Lehn-
ſtuhl,

Fuͤhlte die Stalfedern nicht und ſybaritiſchen Polſter;
Hoͤrte nicht des melodiſchen Cimbels harmoniſche Klaͤnge,
Noch den ſuͤßen Geſang von ſeiner Tochter, Diana.
Eine gefuͤrchtete Furie peitſchte, mit Geiſeln von Schlan-
gen,

Lange den Alten ſchon; Podagra heißt ihr ſchrecklicher
Name.

Seine Fuͤße lagen in Betten, und dicken Verbaͤnden,
Und ein knotichter Stock ward ſinkenden Armen zur
Stuͤtze.

Ach! nun dacht er zuruͤck an ſeine gewonnenen Schlach-
ten,

Ueber den Roßſchweif der Tuͤrken, und uͤber des Gal-
liers Fahnen!
Noch
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[276/0340] Der Phaeton Die du den Dichter beſeelſt, der bald die Schlach- ten der Maͤuſe Ueber die Erde trompetet; und bald, die Locke Belin- dens, Unter die Sterne verſetzt; begeiſtre mich, komiſche Muſe; Oder Du, noch maͤchtger wie ſie, du, meine Seline! Und der Oberſte Tromm ſaß hoch, im elaſtiſchen Lehn- ſtuhl, Fuͤhlte die Stalfedern nicht und ſybaritiſchen Polſter; Hoͤrte nicht des melodiſchen Cimbels harmoniſche Klaͤnge, Noch den ſuͤßen Geſang von ſeiner Tochter, Diana. Eine gefuͤrchtete Furie peitſchte, mit Geiſeln von Schlan- gen, Lange den Alten ſchon; Podagra heißt ihr ſchrecklicher Name. Seine Fuͤße lagen in Betten, und dicken Verbaͤnden, Und ein knotichter Stock ward ſinkenden Armen zur Stuͤtze. Ach! nun dacht er zuruͤck an ſeine gewonnenen Schlach- ten, Ueber den Roßſchweif der Tuͤrken, und uͤber des Gal- liers Fahnen! Noch

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Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/340>, abgerufen am 22.11.2024.