Etwan im Schmerze noch ißt, und hol mir aus mei- ner Commode, Wo Cornetten und Hemder und Schürzen bey Dutzen- den liegen, Eine häusliche Schürze, und folge mir nach in die Küche, Denn dem Vater will ich dies Essen selber bereiten. Da schlug Hannchen voll Schmerz die niedlichen Mar- morhände Ueber dem Kopfe zusammen, und sprach mit weinen- der Stimme: Meine schöne Gebietherin, nur eine feindliche Gottheit Schaft in deiner verwegenen Brust so stolze Gedanken! Welche Gräfin waget sich wohl zum untersten Stock- werk Jn die Küche? so tief hinab zum flammenden Feuer, Welches die Schönheit verderbt, und alle Farbe ver- wüstet? Wird, der eckle Geruch vom Eingeweide der Enten, Deine hochadliche Nase trotz alles Rappee nicht erfüllen? Laß uns, o Schöne, doch nicht zu schmutzigen Köchin- nen finken,
Und
Der Phaeton
Etwan im Schmerze noch ißt, und hol mir aus mei- ner Commode, Wo Cornetten und Hemder und Schuͤrzen bey Dutzen- den liegen, Eine haͤusliche Schuͤrze, und folge mir nach in die Kuͤche, Denn dem Vater will ich dies Eſſen ſelber bereiten. Da ſchlug Hannchen voll Schmerz die niedlichen Mar- morhaͤnde Ueber dem Kopfe zuſammen, und ſprach mit weinen- der Stimme: Meine ſchoͤne Gebietherin, nur eine feindliche Gottheit Schaft in deiner verwegenen Bruſt ſo ſtolze Gedanken! Welche Graͤfin waget ſich wohl zum unterſten Stock- werk Jn die Kuͤche? ſo tief hinab zum flammenden Feuer, Welches die Schoͤnheit verderbt, und alle Farbe ver- wuͤſtet? Wird, der eckle Geruch vom Eingeweide der Enten, Deine hochadliche Naſe trotz alles Rappee nicht erfuͤllen? Laß uns, o Schoͤne, doch nicht zu ſchmutzigen Koͤchin- nen finken,
Und
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Der Phaeton
Etwan im Schmerze noch ißt, und hol mir aus mei-
ner Commode,
Wo Cornetten und Hemder und Schuͤrzen bey Dutzen-
den liegen,
Eine haͤusliche Schuͤrze, und folge mir nach in die Kuͤche,
Denn dem Vater will ich dies Eſſen ſelber bereiten.
Da ſchlug Hannchen voll Schmerz die niedlichen Mar-
morhaͤnde
Ueber dem Kopfe zuſammen, und ſprach mit weinen-
der Stimme:
Meine ſchoͤne Gebietherin, nur eine feindliche Gottheit
Schaft in deiner verwegenen Bruſt ſo ſtolze Gedanken!
Welche Graͤfin waget ſich wohl zum unterſten Stock-
werk
Jn die Kuͤche? ſo tief hinab zum flammenden Feuer,
Welches die Schoͤnheit verderbt, und alle Farbe ver-
wuͤſtet?
Wird, der eckle Geruch vom Eingeweide der Enten,
Deine hochadliche Naſe trotz alles Rappee nicht erfuͤllen?
Laß uns, o Schoͤne, doch nicht zu ſchmutzigen Koͤchin-
nen finken,
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Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/342>, abgerufen am 22.11.2024.
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