Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Der Phaeton.

Perlenfarbenes Band wird von der Gräfin gewürdigt,
Zu dem morgenden Tag pechschwarze Locken zu binden.

Also lagen vor ihr unüberwindliche Waffen,
Herzen der Männer gefährlich, und manchem Jüng-
linge tödtlich.

Eben so lagen vor dir die Waffen, stolzer Achilles,
Die dir im heißem Vesuv, der hinkende Schmiedegott
stählte,

Dem Trojaner ein Donner, und tödlich dem Sohne
des Priams.

Noch in Gedanken vertieft von ihrer morgenden Aus-
fahrt,

Naht sich Kahlmann zu ihr, der Jnformator, und sagte:
Muthige Schöne, verzeih dem Größten deiner Verehrer,
Oder, darf ich es wagen, mich mit dem Namen zu nen-
nen,

Deinen Lehrer, der ganz in Unterthänigkeit stirbet,
Noch ein Wort der Warnung an dich ergehen zu lassen.
Die Geschichte sagt uns von einem verwegenen Jüngling,
Einem Sohne der Sonne, dem Phaeton, welcher dem
Wagen,
Den

Der Phaeton.

Perlenfarbenes Band wird von der Graͤfin gewuͤrdigt,
Zu dem morgenden Tag pechſchwarze Locken zu binden.

Alſo lagen vor ihr unuͤberwindliche Waffen,
Herzen der Maͤnner gefaͤhrlich, und manchem Juͤng-
linge toͤdtlich.

Eben ſo lagen vor dir die Waffen, ſtolzer Achilles,
Die dir im heißem Veſuv, der hinkende Schmiedegott
ſtaͤhlte,

Dem Trojaner ein Donner, und toͤdlich dem Sohne
des Priams.

Noch in Gedanken vertieft von ihrer morgenden Aus-
fahrt,

Naht ſich Kahlmann zu ihr, der Jnformator, und ſagte:
Muthige Schoͤne, verzeih dem Groͤßten deiner Verehrer,
Oder, darf ich es wagen, mich mit dem Namen zu nen-
nen,

Deinen Lehrer, der ganz in Unterthaͤnigkeit ſtirbet,
Noch ein Wort der Warnung an dich ergehen zu laſſen.
Die Geſchichte ſagt uns von einem verwegenen Juͤngling,
Einem Sohne der Sonne, dem Phaeton, welcher dem
Wagen,
Den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0362" n="298"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Der Phaeton.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Perlenfarbenes Band wird von der Gra&#x0364;fin gewu&#x0364;rdigt,</l><lb/>
          <l>Zu dem morgenden Tag pech&#x017F;chwarze Locken zu binden.</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Al&#x017F;o lagen vor ihr unu&#x0364;berwindliche Waffen,</l><lb/>
          <l>Herzen der Ma&#x0364;nner gefa&#x0364;hrlich, und manchem Ju&#x0364;ng-<lb/><hi rendition="#et">linge to&#x0364;dtlich.</hi></l><lb/>
          <l>Eben &#x017F;o lagen vor dir die Waffen, &#x017F;tolzer Achilles,</l><lb/>
          <l>Die dir im heißem Ve&#x017F;uv, der hinkende Schmiedegott<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;ta&#x0364;hlte,</hi></l><lb/>
          <l>Dem Trojaner ein Donner, und to&#x0364;dlich dem Sohne<lb/><hi rendition="#et">des Priams.</hi></l><lb/>
          <l>Noch in Gedanken vertieft von ihrer morgenden Aus-<lb/><hi rendition="#et">fahrt,</hi></l><lb/>
          <l>Naht &#x017F;ich Kahlmann zu ihr, der Jnformator, und &#x017F;agte:</l><lb/>
          <l>Muthige Scho&#x0364;ne, verzeih dem Gro&#x0364;ßten deiner Verehrer,</l><lb/>
          <l>Oder, darf ich es wagen, mich mit dem Namen zu nen-<lb/><hi rendition="#et">nen,</hi></l><lb/>
          <l>Deinen Lehrer, der ganz in Untertha&#x0364;nigkeit &#x017F;tirbet,</l><lb/>
          <l>Noch ein Wort der Warnung an dich ergehen zu la&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
          <l>Die Ge&#x017F;chichte &#x017F;agt uns von einem verwegenen Ju&#x0364;ngling,</l><lb/>
          <l>Einem Sohne der Sonne, dem Phaeton, welcher dem<lb/><hi rendition="#et">Wagen,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Den</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[298/0362] Der Phaeton. Perlenfarbenes Band wird von der Graͤfin gewuͤrdigt, Zu dem morgenden Tag pechſchwarze Locken zu binden. Alſo lagen vor ihr unuͤberwindliche Waffen, Herzen der Maͤnner gefaͤhrlich, und manchem Juͤng- linge toͤdtlich. Eben ſo lagen vor dir die Waffen, ſtolzer Achilles, Die dir im heißem Veſuv, der hinkende Schmiedegott ſtaͤhlte, Dem Trojaner ein Donner, und toͤdlich dem Sohne des Priams. Noch in Gedanken vertieft von ihrer morgenden Aus- fahrt, Naht ſich Kahlmann zu ihr, der Jnformator, und ſagte: Muthige Schoͤne, verzeih dem Groͤßten deiner Verehrer, Oder, darf ich es wagen, mich mit dem Namen zu nen- nen, Deinen Lehrer, der ganz in Unterthaͤnigkeit ſtirbet, Noch ein Wort der Warnung an dich ergehen zu laſſen. Die Geſchichte ſagt uns von einem verwegenen Juͤngling, Einem Sohne der Sonne, dem Phaeton, welcher dem Wagen, Den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/362
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/362>, abgerufen am 24.11.2024.