Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Fünfter Gesang.

Welche neidisch auf Noten von jüngern Gelehrten sich
härmet.

Unzufrieden mit sich, und mit dem Menschengeschlechte,
Wird der Neid den Körper gewiß zur Verzweifelung
bringen,

Daß er hingeht und trauret, und misantropisch sich auf-
hängt.

Alles stürzte dem Schloßhof zu beym Rasseln der
Räder,

Alles tritt um den Wagen herum, und klaget die Gräfin.
Aber Diana eilte beschämt durch wimmelnde Mengen,
Fiel in den Arm des Vaters, und brachte den Alten zu
Thränen.

Viel zu gütig dazu, als ihr Verweise zu geben,
Da sie noch bebte vor Nässe, war er bemüht sie zu trösten.
Der erzürnte Baron hob nun den rächenden Arm
auf,

Und bestrafte voll Zorn die durchgegangnen Rebellen.
Castor fühlte die Peitsche, und der schönmähnichte Pol-
lux

Lehnt sich umsonst in die Höh; sie zeichnet den Rücken
mit Blute.

Und indem sie der bärtige Kutscher zum Stalle zurück-
führt,

Reißt er unwillig ihr Maul mit scharfer bezwingen-
den Stange,
Und

Fuͤnfter Geſang.

Welche neidiſch auf Noten von juͤngern Gelehrten ſich
haͤrmet.

Unzufrieden mit ſich, und mit dem Menſchengeſchlechte,
Wird der Neid den Koͤrper gewiß zur Verzweifelung
bringen,

Daß er hingeht und trauret, und miſantropiſch ſich auf-
haͤngt.

Alles ſtuͤrzte dem Schloßhof zu beym Raſſeln der
Raͤder,

Alles tritt um den Wagen herum, und klaget die Graͤfin.
Aber Diana eilte beſchaͤmt durch wimmelnde Mengen,
Fiel in den Arm des Vaters, und brachte den Alten zu
Thraͤnen.

Viel zu guͤtig dazu, als ihr Verweiſe zu geben,
Da ſie noch bebte vor Naͤſſe, war er bemuͤht ſie zu troͤſten.
Der erzuͤrnte Baron hob nun den raͤchenden Arm
auf,

Und beſtrafte voll Zorn die durchgegangnen Rebellen.
Caſtor fuͤhlte die Peitſche, und der ſchoͤnmaͤhnichte Pol-
lux

Lehnt ſich umſonſt in die Hoͤh; ſie zeichnet den Ruͤcken
mit Blute.

Und indem ſie der baͤrtige Kutſcher zum Stalle zuruͤck-
fuͤhrt,

Reißt er unwillig ihr Maul mit ſcharfer bezwingen-
den Stange,
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg>
          <l>
            <pb facs="#f0395" n="331"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Fu&#x0364;nfter Ge&#x017F;ang.</hi> </fw>
          </l><lb/>
          <l>Welche neidi&#x017F;ch auf Noten von ju&#x0364;ngern Gelehrten &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#et">ha&#x0364;rmet.</hi></l><lb/>
          <l>Unzufrieden mit &#x017F;ich, und mit dem Men&#x017F;chenge&#x017F;chlechte,</l><lb/>
          <l>Wird der Neid den Ko&#x0364;rper gewiß zur Verzweifelung<lb/><hi rendition="#et">bringen,</hi></l><lb/>
          <l>Daß er hingeht und trauret, und mi&#x017F;antropi&#x017F;ch &#x017F;ich auf-<lb/><hi rendition="#et">ha&#x0364;ngt.</hi></l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Alles &#x017F;tu&#x0364;rzte dem Schloßhof zu beym Ra&#x017F;&#x017F;eln der<lb/><hi rendition="#et">Ra&#x0364;der,</hi></l><lb/>
          <l>Alles tritt um den Wagen herum, und klaget die Gra&#x0364;fin.</l><lb/>
          <l>Aber Diana eilte be&#x017F;cha&#x0364;mt durch wimmelnde Mengen,</l><lb/>
          <l>Fiel in den Arm des Vaters, und brachte den Alten zu<lb/><hi rendition="#et">Thra&#x0364;nen.</hi></l><lb/>
          <l>Viel zu gu&#x0364;tig dazu, als ihr Verwei&#x017F;e zu geben,</l><lb/>
          <l>Da &#x017F;ie noch bebte vor Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, war er bemu&#x0364;ht &#x017F;ie zu tro&#x0364;&#x017F;ten.</l>
        </lg><lb/>
        <lg>
          <l>Der erzu&#x0364;rnte Baron hob nun den ra&#x0364;chenden Arm<lb/><hi rendition="#et">auf,</hi></l><lb/>
          <l>Und be&#x017F;trafte voll Zorn die durchgegangnen Rebellen.</l><lb/>
          <l>Ca&#x017F;tor fu&#x0364;hlte die Peit&#x017F;che, und der &#x017F;cho&#x0364;nma&#x0364;hnichte Pol-<lb/><hi rendition="#et">lux</hi></l><lb/>
          <l>Lehnt &#x017F;ich um&#x017F;on&#x017F;t in die Ho&#x0364;h; &#x017F;ie zeichnet den Ru&#x0364;cken<lb/><hi rendition="#et">mit Blute.</hi></l><lb/>
          <l>Und indem &#x017F;ie der ba&#x0364;rtige Kut&#x017F;cher zum Stalle zuru&#x0364;ck-<lb/><hi rendition="#et">fu&#x0364;hrt,</hi></l><lb/>
          <l>Reißt er unwillig ihr Maul mit &#x017F;charfer bezwingen-<lb/><hi rendition="#et">den Stange,</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></l>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[331/0395] Fuͤnfter Geſang. Welche neidiſch auf Noten von juͤngern Gelehrten ſich haͤrmet. Unzufrieden mit ſich, und mit dem Menſchengeſchlechte, Wird der Neid den Koͤrper gewiß zur Verzweifelung bringen, Daß er hingeht und trauret, und miſantropiſch ſich auf- haͤngt. Alles ſtuͤrzte dem Schloßhof zu beym Raſſeln der Raͤder, Alles tritt um den Wagen herum, und klaget die Graͤfin. Aber Diana eilte beſchaͤmt durch wimmelnde Mengen, Fiel in den Arm des Vaters, und brachte den Alten zu Thraͤnen. Viel zu guͤtig dazu, als ihr Verweiſe zu geben, Da ſie noch bebte vor Naͤſſe, war er bemuͤht ſie zu troͤſten. Der erzuͤrnte Baron hob nun den raͤchenden Arm auf, Und beſtrafte voll Zorn die durchgegangnen Rebellen. Caſtor fuͤhlte die Peitſche, und der ſchoͤnmaͤhnichte Pol- lux Lehnt ſich umſonſt in die Hoͤh; ſie zeichnet den Ruͤcken mit Blute. Und indem ſie der baͤrtige Kutſcher zum Stalle zuruͤck- fuͤhrt, Reißt er unwillig ihr Maul mit ſcharfer bezwingen- den Stange, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/395
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/395>, abgerufen am 23.11.2024.