Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763].Lagosiade. zen hatten geblutet. Küsse waren unter dem Fächeroder dem Muffe verschickt, Ehmänner waren betro- gen, und alte Muhmen durch freundliches Lächeln bestochen worden. Alles gieng mit großen Hofnun- gen nach Hause, als Hektor gleichfalls mit seinen Freunden das parfumirte Zimmer betrat, und an einer Tafel sich niederließ, auf der das erjagte Wild- pret unter allen Speisen hervorstach. Bald fuhr ein großes Schlachtmesser durch den zartgespickten Rücken des Hasen, der Jüngling zerstückte seine Ge- beine, und sandte jedem seiner Freunde ein wohl- schmeckendes Stück zum Zeichen seiner Gewogenheit. Als sich alle gesättigt, ward nach brittischer Gewohn- heit ein prächtiges Porcellangefäß auf den Tisch ge- setzt, tief und weit gleich einem Becken, welches ei- nen
Lagoſiade. zen hatten geblutet. Kuͤſſe waren unter dem Faͤcheroder dem Muffe verſchickt, Ehmaͤnner waren betro- gen, und alte Muhmen durch freundliches Laͤcheln beſtochen worden. Alles gieng mit großen Hofnun- gen nach Hauſe, als Hektor gleichfalls mit ſeinen Freunden das parfumirte Zimmer betrat, und an einer Tafel ſich niederließ, auf der das erjagte Wild- pret unter allen Speiſen hervorſtach. Bald fuhr ein großes Schlachtmeſſer durch den zartgeſpickten Ruͤcken des Haſen, der Juͤngling zerſtuͤckte ſeine Ge- beine, und ſandte jedem ſeiner Freunde ein wohl- ſchmeckendes Stuͤck zum Zeichen ſeiner Gewogenheit. Als ſich alle geſaͤttigt, ward nach brittiſcher Gewohn- heit ein praͤchtiges Porcellangefaͤß auf den Tiſch ge- ſetzt, tief und weit gleich einem Becken, welches ei- nen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0428" n="364"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Lagoſiade.</hi></fw><lb/> zen hatten geblutet. Kuͤſſe waren unter dem Faͤcher<lb/> oder dem Muffe verſchickt, Ehmaͤnner waren betro-<lb/> gen, und alte Muhmen durch freundliches Laͤcheln<lb/> beſtochen worden. Alles gieng mit großen Hofnun-<lb/> gen nach Hauſe, als Hektor gleichfalls mit ſeinen<lb/> Freunden das parfumirte Zimmer betrat, und an<lb/> einer Tafel ſich niederließ, auf der das erjagte Wild-<lb/> pret unter allen Speiſen hervorſtach. Bald fuhr<lb/> ein großes Schlachtmeſſer durch den zartgeſpickten<lb/> Ruͤcken des Haſen, der Juͤngling zerſtuͤckte ſeine Ge-<lb/> beine, und ſandte jedem ſeiner Freunde ein wohl-<lb/> ſchmeckendes Stuͤck zum Zeichen ſeiner Gewogenheit.<lb/> Als ſich alle geſaͤttigt, ward nach brittiſcher Gewohn-<lb/> heit ein praͤchtiges Porcellangefaͤß auf den Tiſch ge-<lb/> ſetzt, tief und weit gleich einem Becken, welches ei-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [364/0428]
Lagoſiade.
zen hatten geblutet. Kuͤſſe waren unter dem Faͤcher
oder dem Muffe verſchickt, Ehmaͤnner waren betro-
gen, und alte Muhmen durch freundliches Laͤcheln
beſtochen worden. Alles gieng mit großen Hofnun-
gen nach Hauſe, als Hektor gleichfalls mit ſeinen
Freunden das parfumirte Zimmer betrat, und an
einer Tafel ſich niederließ, auf der das erjagte Wild-
pret unter allen Speiſen hervorſtach. Bald fuhr
ein großes Schlachtmeſſer durch den zartgeſpickten
Ruͤcken des Haſen, der Juͤngling zerſtuͤckte ſeine Ge-
beine, und ſandte jedem ſeiner Freunde ein wohl-
ſchmeckendes Stuͤck zum Zeichen ſeiner Gewogenheit.
Als ſich alle geſaͤttigt, ward nach brittiſcher Gewohn-
heit ein praͤchtiges Porcellangefaͤß auf den Tiſch ge-
ſetzt, tief und weit gleich einem Becken, welches ei-
nen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |