Zu singen öffentlich, zu saufen Tag und Nacht, Und Ausfäll oft zu thun auf armer Schnurren Wacht. Als Hospes war er oft des Bacchus erster Priester, Und ein gebohrner Feind vom Fuchs und vom Phi- lister. Er prügelte die Magd, betrog der Gläubger List; Bezahlen mußte nie ein wahrer Renommist. Er sprach nie ohne Fluch, und sprach von nichts als Morden; Und doch hat Don Quichot von seinem Ritterorden So prächtig nicht gedacht, als er von seinem Amt, Das ihm, von Held zu Held erhalten, zugestammt. Bergebens lockten ihn die angenehmen Musen; Ein kriegrisch Feuer brannt in seinem wilden Busen. Zum Corporal gemacht, und nicht zum Musensohn, Sprach er den Gratien und Wissenschaften Hohn. Nachdem sein starker Arm den kühnsten Streit voll- führet,
Traf
Der Renommiſt.
Zu ſingen oͤffentlich, zu ſaufen Tag und Nacht, Und Ausfaͤll oft zu thun auf armer Schnurren Wacht. Als Hoſpes war er oft des Bacchus erſter Prieſter, Und ein gebohrner Feind vom Fuchs und vom Phi- liſter. Er pruͤgelte die Magd, betrog der Glaͤubger Liſt; Bezahlen mußte nie ein wahrer Renommiſt. Er ſprach nie ohne Fluch, und ſprach von nichts als Morden; Und doch hat Don Quichot von ſeinem Ritterorden So praͤchtig nicht gedacht, als er von ſeinem Amt, Das ihm, von Held zu Held erhalten, zugeſtammt. Bergebens lockten ihn die angenehmen Muſen; Ein kriegriſch Feuer brannt in ſeinem wilden Buſen. Zum Corporal gemacht, und nicht zum Muſenſohn, Sprach er den Gratien und Wiſſenſchaften Hohn. Nachdem ſein ſtarker Arm den kuͤhnſten Streit voll- fuͤhret,
Traf
<TEI><text><body><divn="1"><lg><l><pbfacs="#f0070"n="6"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Renommiſt.</hi></fw></l><lb/><l>Zu ſingen oͤffentlich, zu ſaufen Tag und Nacht,</l><lb/><l>Und Ausfaͤll oft zu thun auf armer Schnurren Wacht.</l><lb/><l>Als Hoſpes war er oft des Bacchus erſter Prieſter,</l><lb/><l>Und ein gebohrner Feind vom Fuchs und vom Phi-<lb/><hirendition="#et">liſter.</hi></l><lb/><l>Er pruͤgelte die Magd, betrog der Glaͤubger Liſt;</l><lb/><l>Bezahlen mußte nie ein wahrer Renommiſt.</l><lb/><l>Er ſprach nie ohne Fluch, und ſprach von nichts als<lb/><hirendition="#et">Morden;</hi></l><lb/><l>Und doch hat Don Quichot von ſeinem Ritterorden</l><lb/><l>So praͤchtig nicht gedacht, als er von ſeinem Amt,</l><lb/><l>Das ihm, von Held zu Held erhalten, zugeſtammt.</l><lb/><l>Bergebens lockten ihn die angenehmen Muſen;</l><lb/><l>Ein kriegriſch Feuer brannt in ſeinem wilden Buſen.</l><lb/><l>Zum Corporal gemacht, und nicht zum Muſenſohn,</l><lb/><l>Sprach er den Gratien und Wiſſenſchaften Hohn.</l><lb/><l>Nachdem ſein ſtarker Arm den kuͤhnſten Streit voll-<lb/><hirendition="#et">fuͤhret,</hi><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Traf</fw><lb/></l></lg></div></body></text></TEI>
[6/0070]
Der Renommiſt.
Zu ſingen oͤffentlich, zu ſaufen Tag und Nacht,
Und Ausfaͤll oft zu thun auf armer Schnurren Wacht.
Als Hoſpes war er oft des Bacchus erſter Prieſter,
Und ein gebohrner Feind vom Fuchs und vom Phi-
liſter.
Er pruͤgelte die Magd, betrog der Glaͤubger Liſt;
Bezahlen mußte nie ein wahrer Renommiſt.
Er ſprach nie ohne Fluch, und ſprach von nichts als
Morden;
Und doch hat Don Quichot von ſeinem Ritterorden
So praͤchtig nicht gedacht, als er von ſeinem Amt,
Das ihm, von Held zu Held erhalten, zugeſtammt.
Bergebens lockten ihn die angenehmen Muſen;
Ein kriegriſch Feuer brannt in ſeinem wilden Buſen.
Zum Corporal gemacht, und nicht zum Muſenſohn,
Sprach er den Gratien und Wiſſenſchaften Hohn.
Nachdem ſein ſtarker Arm den kuͤhnſten Streit voll-
fuͤhret,
Traf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 1. [Braunschweig], [1763], S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften01_1763/70>, abgerufen am 30.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.