Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].

Bild:
<< vorherige Seite

Fünfter Gesang.
Wenn Furcht und Phantasie in einem Schloß erwacht;
Schon spuckt die weiße Frau, und wahrsagt das Ver-
derben,
Und jemand aus dem Schloß muß in dem Jahre sterben;
Und so empört sich oft die zitternde Natur
Jn einer Mordgeschicht, auf eines Spielers Schwur.
Die Sonne wird bedeckt mit schwarzem Ofenrusse;
Der Teufel selber kömmt mit einem Pferdefusse,
Schlägt in des Spielers Haar die langen Klauen ein,
Und führt ihn durch die Luft zur ewgen Höllenpein;
Der Pöbel steht umher, und kauft mit seinem Dreyer
Ein ewig Vorurtheil mit diesem Abentheuer.

Lisette gieng betrübt zu der Gesandschaft ab,
Die Thränen rollten ihr von dem Gesicht herab;
Doch endlich siegt der Zorn, da sie das Haus erblickte,
Jn das ihr Fräulein sie zu so viel Demuth schickte,
Der
H 2

Fuͤnfter Geſang.
Wenn Furcht und Phantaſie in einem Schloß erwacht;
Schon ſpuckt die weiße Frau, und wahrſagt das Ver-
derben,
Und jemand aus dem Schloß muß in dem Jahre ſterben;
Und ſo empoͤrt ſich oft die zitternde Natur
Jn einer Mordgeſchicht, auf eines Spielers Schwur.
Die Sonne wird bedeckt mit ſchwarzem Ofenruſſe;
Der Teufel ſelber koͤmmt mit einem Pferdefuſſe,
Schlaͤgt in des Spielers Haar die langen Klauen ein,
Und fuͤhrt ihn durch die Luft zur ewgen Hoͤllenpein;
Der Poͤbel ſteht umher, und kauft mit ſeinem Dreyer
Ein ewig Vorurtheil mit dieſem Abentheuer.

Liſette gieng betruͤbt zu der Geſandſchaft ab,
Die Thraͤnen rollten ihr von dem Geſicht herab;
Doch endlich ſiegt der Zorn, da ſie das Haus erblickte,
Jn das ihr Fraͤulein ſie zu ſo viel Demuth ſchickte,
Der
H 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="7">
              <pb facs="#f0123" n="115"/>
              <fw place="top" type="header">Fu&#x0364;nfter Ge&#x017F;ang.</fw><lb/>
              <l>Wenn Furcht und Phanta&#x017F;ie in einem Schloß erwacht;</l><lb/>
              <l>Schon &#x017F;puckt die weiße Frau, und wahr&#x017F;agt das Ver-</l><lb/>
              <l> <hi rendition="#et">derben,</hi> </l><lb/>
              <l>Und jemand aus dem Schloß muß in dem Jahre &#x017F;terben;</l><lb/>
              <l>Und &#x017F;o empo&#x0364;rt &#x017F;ich oft die zitternde Natur</l><lb/>
              <l>Jn einer Mordge&#x017F;chicht, auf eines Spielers Schwur.</l><lb/>
              <l>Die Sonne wird bedeckt mit &#x017F;chwarzem Ofenru&#x017F;&#x017F;e;</l><lb/>
              <l>Der Teufel &#x017F;elber ko&#x0364;mmt mit einem Pferdefu&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
              <l>Schla&#x0364;gt in des Spielers Haar die langen Klauen ein,</l><lb/>
              <l>Und fu&#x0364;hrt ihn durch die Luft zur ewgen Ho&#x0364;llenpein;</l><lb/>
              <l>Der Po&#x0364;bel &#x017F;teht umher, und kauft mit &#x017F;einem Dreyer</l><lb/>
              <l>Ein ewig Vorurtheil mit die&#x017F;em Abentheuer.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <l>Li&#x017F;ette gieng betru&#x0364;bt zu der Ge&#x017F;and&#x017F;chaft ab,</l><lb/>
              <l>Die Thra&#x0364;nen rollten ihr von dem Ge&#x017F;icht herab;</l><lb/>
              <l>Doch endlich &#x017F;iegt der Zorn, da &#x017F;ie das Haus erblickte,</l><lb/>
              <l>Jn das ihr Fra&#x0364;ulein &#x017F;ie zu &#x017F;o viel Demuth &#x017F;chickte,</l><lb/>
              <fw place="bottom" type="sig">H 2</fw>
              <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/>
            </lg>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0123] Fuͤnfter Geſang. Wenn Furcht und Phantaſie in einem Schloß erwacht; Schon ſpuckt die weiße Frau, und wahrſagt das Ver- derben, Und jemand aus dem Schloß muß in dem Jahre ſterben; Und ſo empoͤrt ſich oft die zitternde Natur Jn einer Mordgeſchicht, auf eines Spielers Schwur. Die Sonne wird bedeckt mit ſchwarzem Ofenruſſe; Der Teufel ſelber koͤmmt mit einem Pferdefuſſe, Schlaͤgt in des Spielers Haar die langen Klauen ein, Und fuͤhrt ihn durch die Luft zur ewgen Hoͤllenpein; Der Poͤbel ſteht umher, und kauft mit ſeinem Dreyer Ein ewig Vorurtheil mit dieſem Abentheuer. Liſette gieng betruͤbt zu der Geſandſchaft ab, Die Thraͤnen rollten ihr von dem Geſicht herab; Doch endlich ſiegt der Zorn, da ſie das Haus erblickte, Jn das ihr Fraͤulein ſie zu ſo viel Demuth ſchickte, Der H 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/123
Zitationshilfe: Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763], S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zachariae_schriften02_1763/123>, abgerufen am 18.05.2024.