Zachariae, Justus Friedrich Wilhelm: Poetische Schriften. Bd. 2. [Braunschweig], [1763].Vierter Gesang. Glücklich einher; doch müssen die Katzen nicht singendeVögel Oder unschuldige Hüner erwürgen, sonst werden sie gleichfalls Mit den Wölfen gebraten, und mit den Füchsen gepeinigt. Wohl dir! daß dich dein Schicksal bewahrt! Verfolge nun ferner Deinen Weg von diesem Flusse nach jenen Gefilden, Wo die glücklichen Thiere |wandeln -- dir wird man auf Erden Unter den Linden am Bach ein prächtiges Denkmal er- richten, Und bey deinem Grabe weinen -- So sprach sie. Die Pforten Sprangen hinter ihr zu, und über die ehernen Säulen Schlug ein schweflichter Dampf mit blauen Flammen vermischet. Drauf gieng Murner mit muthigerm Schritt durch dunkele Wege, Bis er zu jenen glücklichen Wäldern und Auen gelangte, Wo die milderen Thiere nach ihrem Tode spatzieren. Hier herrscht ewiger Lenz; hier fließen die Quellen| des Aethers Sanf- L 3
Vierter Geſang. Gluͤcklich einher; doch muͤſſen die Katzen nicht ſingendeVoͤgel Oder unſchuldige Huͤner erwuͤrgen, ſonſt werden ſie gleichfalls Mit den Woͤlfen gebraten, und mit den Fuͤchſen gepeinigt. Wohl dir! daß dich dein Schickſal bewahrt! Verfolge nun ferner Deinen Weg von dieſem Fluſſe nach jenen Gefilden, Wo die gluͤcklichen Thiere |wandeln — dir wird man auf Erden Unter den Linden am Bach ein praͤchtiges Denkmal er- richten, Und bey deinem Grabe weinen — So ſprach ſie. Die Pforten Sprangen hinter ihr zu, und uͤber die ehernen Saͤulen Schlug ein ſchweflichter Dampf mit blauen Flammen vermiſchet. Drauf gieng Murner mit muthigerm Schritt durch dunkele Wege, Bis er zu jenen gluͤcklichen Waͤldern und Auen gelangte, Wo die milderen Thiere nach ihrem Tode ſpatzieren. Hier herrſcht ewiger Lenz; hier fließen die Quellen| des Aethers Sanf- L 3
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Vierter Geſang.
Gluͤcklich einher; doch muͤſſen die Katzen nicht ſingende
Voͤgel
Oder unſchuldige Huͤner erwuͤrgen, ſonſt werden ſie
gleichfalls
Mit den Woͤlfen gebraten, und mit den Fuͤchſen gepeinigt.
Wohl dir! daß dich dein Schickſal bewahrt! Verfolge
nun ferner
Deinen Weg von dieſem Fluſſe nach jenen Gefilden,
Wo die gluͤcklichen Thiere |wandeln — dir wird man
auf Erden
Unter den Linden am Bach ein praͤchtiges Denkmal er-
richten,
Und bey deinem Grabe weinen — So ſprach ſie. Die
Pforten
Sprangen hinter ihr zu, und uͤber die ehernen Saͤulen
Schlug ein ſchweflichter Dampf mit blauen Flammen
vermiſchet.
Drauf gieng Murner mit muthigerm Schritt durch
dunkele Wege,
Bis er zu jenen gluͤcklichen Waͤldern und Auen gelangte,
Wo die milderen Thiere nach ihrem Tode ſpatzieren.
Hier herrſcht ewiger Lenz; hier fließen die Quellen| des
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